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Das ModeABC. Heute: S wie Stilblogs

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In „The Devil Wears Prada“ bekommt die unscheinbare Uni-Absolventin Andy den Job, für den angeblich „Millionen von Mädchen töten würden“: Sie wird Redaktionsassistentin von Miranda Priestly, der gefürchteten Chefin des Modemagazins „Runway“. Mit scheinbar unbegrenzter Macht ausgestattet waltet Miranda Priestly im Alleingang über die Trends der kommenden Saisons. Andy darf zwar nur Kaffee kochen und Besorgungen für die Priestlys Kinder machen - aber immerhin mit der Hoffnung, in ferner Zukunft die Karriereleiter hochzusteigen. Der Film ist noch nicht mal drei Jahre alt, und doch scheint dieses Porträt über das ach-so-brutale Modebusiness bereits sehr veraltet zu sein. Nicht nur wird die echte Miranda Priestly, US Vogue-Chefin Anna Wintour, gerade unehrenhaft gefeuert. Die Millionen von Mädchen, die für einen undankbaren Sklavenjob als Modeassistentin töten sollen, haben sich längst eine viel aussichtsreichere Beschäftigung gesucht: Sie haben ihr eigenes Modeblog gegründet. Im Schatten der großen Printmagazine hat sich in den letzten zwei, drei Jahren rund um den Blobus ein Heer an jungen Bloggerinnen gebildet, die zur ernst zunehmenden Konkurrenz für Hochglanzpublikationen geworden sind. Sie posten ihre Lieblingskollektionen schneller als jede Vogue oder Elle das kann und wissen besser Bescheid über Online-Shops und Flohmarkt-Termine. Zwar haben sie kein Budget für aufwändige Fotoshoots, dafür haben die gezeigten Outfits eine persönlichen Stempel und sind tragbar.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Julia Knolle, 26, und Jessica Weiß, 22, aus Köln haben vor rund zwei Jahren das Blog LesMads gegründet und begannen neben dem Studium auf ihrer Webseite über Designer und Models zu schreiben und eigene Outfits zu präsentieren. Köln sei nicht gerade eine Modestadt, wo man viele Gleichgesinnte treffe, sagt Jessica: „Da weicht man automatisch aufs Internet aus.“ Mittlerweile ist LesMads eine sehr zeitintensive Sache geworden, mehrere Stunden am Tag lesen sie Magazine, scannen andere Modeblogs und suchen Shops auf, um Stoff für das Blog zu finden. Das Hobby hat sich als Eintrittskarte in die Modewelt ausgezahlt. Die beiden werden inzwischen mehrmals im Jahr auf Modeschauen in New York, Paris oder Stockholm eingeladen und nehmen an Networking-Treffen mit anderen Bloggern teil. Auch große Labels haben die anfangs als Amateure belächelten Modeliebhaber inzwischen als Marketingplattform entdeckt. Sie schicken den Bloggern regelmäßig Klamottenpackete oder schalten Anzeigen. Auf die wertvolle Publicity im Netz kann die Industrie kaum mehr verzichten. Schließlich haben die bekanntesten Blogger bis zu mehrere zehntausend Leser im Monat, einige von ihnen sind mittlerweile selbst zu Internet-Stilikonen geworden. Eine herkömmliche Karriere in der Branche sei für sie daher gar nicht mehr erstrebenswert, meint Quereinsteigerin Jessica. Auf ihrer eigenen Webseite sei sie ihre eigene Chefredakteurin: „Ein Job bei der Vogue als normale Redakteurin wäre für mich eher ein Rückschritt.“ +++++++++++++++++ Zehn Modeblogs, die ins Lesezeichen gehören: 1. LesMads - Julia und Jessica haben sich über StudiVZ kennen gelernt und kurz darauf angefangen zusammen zu bloggen. Beide können mittlerweile von LesMads leben. 2. Style Bubble – Die 24jährige Susanna Lau aka „Susie Bubble“ aus London gründete als eine der ersten ihr Modetagebuch, um Abwechslung zu ihrem langweiligen Bürojob zu suchen. Die „Queen of Fashion blogs“ wird in der Bloggerszene für ihre Pionierarbeit und ihre unterhaltsame Schreibe geschätzt. Mittlerweile arbeitet sie als Online-Redakteurin bei Dazed and Confused. 3. Kingdom Of Style - Hinter diesem Blog stecken Michelle und Mary aus Glasgow. Michelle, hauptberuflich Graphikdesignerin, näht daheim die unglaublichsten Kleider und hat ein besonderes Talent, Yves Saint Laurent-Hosen auf dem Flohmarkt für ein oder zwei Pfund zu finden. Außerdem bloggen beide für die Moderubrik des Vice Magazine. 4. Flannel Apparel - Die Berliner Autorin Tessa sinniert zusammen mit Freunden auf knicken.de über Berliner Popkultur und was nachts so passiert. Nebenbei führt sie ihr eigenes Modeblog Flannel Apparel. Motto: Girlism, großkariert. 5. The Coveted - Jennine aus Californien vergleicht Mode mit Sex: „Es ist sehr persönlich und jeder mag es.“ Die Neu-Berlinerin ist als Bloggerin überaus umtriebig: Sie schreibt auf The Coveted über Vintage Mode und Beauty-Produkte, hat ihren eigenen Shop auf Etsy und gründete die Plattform Independent Fashion Bloggers, auf der sich Kolleginnen aus der ganzen Welt austauschen. 6. Milk – Ein Blog aus Schweden. Man versteht nichts von dem, was die 20-jährige Signe erzählt, aber das ist egal: Hier dreht sich alles um schöne Fotos. 7. Style Salvage - Doch, es gibt auch Männer, die über Mode bloggen. Steve aus London ist einer der wenigen. 8. Style Rookie - Tavi ist als Kleinkind bestimmt mal in einen großen Kessel mit Stil-Knowhow geplumpst. Anders kann man es sich wirklich nicht erklären, wie eine 12jährige so beflissen und selbstbewusst über Rei Kawakubo und Lindsay Lohans Leggins schreiben kann. Mehr über Tavi hier. 9. Lea Loves - Münchnerin Lea liebt und hasst Kunst, Mode, Fotografie und Musik. Lesenswert, wenn man über das Modegeschehen in München auf dem Laufenden gehalten werden will. 10. Childhood Flames - Camille ist 15 Jahre alt und geht in Portland, Oregon zur High-School. In ihrer Freizeit zerstört und verziert sie unter anderem ihre T-Shirts und stellt Video-Tutorials davon auf ihr Blog . Das Geld, das sie sich damit spart, gibt sie für eine beneidenswerte Sammlung an Jil Sander- und Marni-Schuhen aus.

Text: xifan-yang - Illustration: Katharina Bitzl

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