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Das ModeABC. Heute: W wie Wasson, Erin

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„Die neue Kate Moss“ ist wohl eine der abgedroschensten Phrasen, wenn man sagen will, dass die Karriere eines Mannequins gerade durch die Decke geht. Nichtsdestotrotz beschreibt sie ganz gut, was die allseits vergötterte Modelikone hinterlässt, seitdem sie sich weniger durch mediale Omnipräsenz und Klamottenkombinationen, sondern durch Karrierepläne in Hollywood und ein befriedetes Privatleben bemerkbar macht: ein Vakuum in der Modewelt. Würdige Nachfolge war lange nicht in Sicht, denn zum neuen Everybody’s Darling taugten weder die anonymen Kleiderständer der Post-Supermodel-Ära noch die Casting-Nudeln aus dem Fernsehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nun wird aber eine ins Rampenlicht gespült, die auf einen Schlag alle brachliegenden Felder besetzt: Erin Wasson, waschechtes Topmodel und „Gesamtpaket“ nach allen Klum’schen Gesetzen. Die 27-jährige US-Amerikanerin mit den langen Hippie-Haaren und dem Cindy Crawford-Leberfleck über der Lippe wurde in den letzten Wochen abgefeiert wie kaum eine andere. Der Grund: Ihr Kleidungsstil. Auf Abendterminen erscheint sie in dreckigen Jogginghosen und Sexshop-Korsett. Da wo andere Menschen Haarbänder tragen, pflanzt sie sich eine Rolle Stacheldraht ins Haar. Und trägt Erin Wasson doch mal ein Cocktailkleid aus Spitze zu Strumpfhose, kann man davon ausgehen, dass diese liebevoll mit Brandlöchern und Laufmaschen versehen sind. Der Britrock-Eleganz von Kate Moss hat die Texanerin mit dem Antlitz einer schwedischen Eiskönigin ein zeitgemäßes Update verpasst und hebt sich damit wohltuend von den vielen amerikanischen Starlets ab, die sich lieber als poliertes Honigkuchenpferd herausputzen. „Frumpy Sexiness“, schäbigen Sex-Appeal, nennt Erin ihre ästhetische Marschrichtung und was nach einer fragwürdigen Mischung aus Obdachlosen-Chic und 80er Jahre-Vamp aussieht, wurde zu Erins Karrierekatalysator.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eigentlich wollte sie immer Basketballstar werden, sagt Erin oft, die heute immer noch Skateboard fährt und Baumhäuser in ihrem Garten zimmert. Erst als ihr Vater sie mit 17 zu einem Schönheitswettbewerb anmeldete und sie diesen auch prompt gewann, begann sie Gefallen an einer Modellaufbahn zu finden. Es folgte die typische Topmodelvita mit Laufstegmarathon und Hochglanzcoverfotos. Die Moss-Kurve kratzte sie schließlich, als sie vor zwei Jahren einem befreundeten Designabsolventen als Muse und Stylistin bei seiner Erstlings-Kollektion half. Mittlerweile ist Alexander Wang Hipsterdesigner du jour und 24-jähriger Jungstar der US-Modeszene. Ihre eigene Linie „Erin Wasson x RVCA“, eine Zusammenarbeit mit einer kalifornischen Surfmarke, wurde in der Blogosphere sehnsüchtiger als das Christkind erwartet und feierte letzte Woche ihr Debüt auf der New Yorker Modewoche. Was folgen wird: Vorderste Ränge auf den Best-Dressed-Listen und Millionen von Nachahmerinnen. Da kann Erin nur hoffen, dass ihr jenes Schicksal erspart bleibt, das schon manch anderer heißen Kate-Moss-Anwärterin widerfahren ist. So wurde letztens Wassons Konkurrentin Agyness Deyn von der BBC zur „Most annoying person of 2008“ gewählt.

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