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Das ModeABC. Heute: Z wie Zipp

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Seit vor einiger Zeit alle Designer gleichzeitig auf die kluge Idee kamen, Reißverschlüsse außen, anstatt wie üblich innen, an Kleidungsstücke anzubringen, kann man dem auf links genähten Zipper kaum noch aus dem Weg gehen. Derzeit sieht man ihn, übergroß und prominent, an Schuhen, auf Rück- und Vorderseiten von Kleidern und Röcken, an Pullikrägen, und selbst da, wo er funktionell gar nichts zu suchen hat, etwa seitlich am Hosenbein oder solo als Halskette. Wurde früher das mechanische Kleinwunder vorwiegend dafür geschätzt, dass er fast alles im Leben zusammenhält, entdeckt man ihn jetzt, da er sich auf der Kleidung sichtbar macht, wieder als das, was er eigentlich ist: Als den Verführer unter den Textilverschlüssen, der, vergleicht man ihn mit dem infantilen Klettverschluss, eine erotische Ausstrahlung besitzt, die subtiler ist als ein tiefes Dekolleté und raffinierter als ein kurzer Saum. Der Reißverschluss hat der Menschheit das Anziehen vereinfacht, vor allem aber das Ausziehen, und lockt mit der Möglichkeit des schnellen, unkomplizierten Sich-Entblätterns. Wer schon mal versucht hat, jemandem eine Jeans mit Nietenknöpfen elegant vom Körper zu reißen, weiß was gemeint ist.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Im Uhrzeigersinn: Schuhe von Topshop, Halskette gesehen bei Susie Bubble, cremefarbenes Top von Acne, Lederrock von Urban Outfitters, Plattencover Rolling Stones - "Sticky Fingers", graues Sweatshirt von Alexander Wang Da wundert es nicht, dass kirchliche Autoritäten in den 20er-Jahren in den USA versuchten, die Produktion von Reißverschlüssen zu untersagen, aus Furcht, die neue Technik verleite zu sexueller Enthemmung. Auch Musiker und Künstler verstanden den Reißverschluss als Sexmetapher zu gebrauchen. In die Albumverpackung von „Sticky Fingers“ der Stones, das mit als anzüglichstes Plattencover der Popgeschichte gilt, war sogar ein echter Reißverschluss eingenäht. Passenderweise existiert in der englischen Sprache ein Wort, das die mangelnde Fähigkeit beschreibt in brenzligen Situationen seine die Hosen anzulassen: „Zipper Control“. Mit sichtbaren Reißverschlüssen geschmückt, läuft man momentan jedenfalls nicht Gefahr, als süßer Knopf verwechselt zu werden. Blöd ist der Reißverschluss allenfalls, wenn er gelegentlich „Wardrobe Malfunctions“ verursacht – sprich, beim Ausziehen auf der halben Strecke stecken bleibt. Dann klemmt’s nicht nur beim Kleid, sondern auch beim Träger.

Text: xifan-yang - Illustration: dominik-pain

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