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Schadenfreude ist die schönste Freude, hat mal jemand weises gesagt. Das muss zu der Zeit gewesen sein, als noch Frauen in Reifröcken von der Kutsche fielen und stattlichen Herren der Gaul durchging. Die Erkenntnis dieses jemand war zumindest so weise, dass wir sie heute als Sprichwort kennen und das wohlige Bauchgefühl von damals ist mit dem vergleichbar, wenn der Nachbar an der Ampel den Motor abwürgt. Keine innere Erfüllung ist so schamlos, unangebracht und verwerflich und tut gleichzeitig so gut. Ein Stolpern, ein Versprecher, ein Kleckern und die schadenfrohe Seele ist beglückt. Manch einer frönt dann wiehernd seinem Triumph, hält sich den zitternden Bauch und wedelt mit gestrecktem Zeigefinger vor dem bekleckert stotternden Stolperer herum. Einem anderen reichen sich krümmende Mundwinkel und schlitzige Augen, um seine Genugtuung nach außen zu tragen. Kommentiert werden muss das vom Betroffenen mit verschwörerischem Fluchen und vulgären Gesten. Denn wer auch immer besagtes Sprichwort gesagt hat, wusste auch: Schadenfreude macht nur dann Spaß, wenn sich der andere richtig ärgert. Eltern zum Beispiel – ärgern sich immer, wenn ihnen ein Missgeschick passiert oder man ihnen einen Streich spielt. Kleine Mädchen mit Zahnlücke auch. Die Könige der Verärgerung sind böse Nachbarn. Wenn man eine Party feiert, die Musik zu laut aufdreht, Sonntagmittag den Schlagbohrer aufsetzt oder um ein Uhr nachts eine Opernarie singt, dann brodelt die Nachbarsglut. Weil es aber recht aufwendig ist, jedes Wochenende die Exzessrückstände zu entfernen, eine neue Küchenzeile einzubauen und sich die Stimmbänder knotig zu plärren, hat „Things you never knew existed“ eine Erfindung hervorgebracht, die Abhilfe schafft.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Prinzip der „Annoy your Neighbour“-CD ist so einfach wie herrlich: Für 7,98 Dollar treiben 99 verschiedene Geräusche dem Nachbarn die Wutröte ins Gesicht. Mit dabei unter anderem Hundegebell, Reizhusten, Kettensägengeheule, Babygeschrei und ein nie enden wollendes Telefonklingeln. Einfach den Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufdrehen, „Repeat“ drücken, schnellstmöglich das Weite suchen und aus der Ferne warten. Auf verschwörerisches Fluchen und vulgäre Gesten.

Text: petra-ebenschwanger - Foto: www.thingsyouneverknew.com

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