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Das Internet kann grausam sein

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"Hey Tiffany, was für einen Eckladen, Nagelstudio oder Reinigung betreiben deine Eltern?" Schallendes Lachen, Musik wie aus dem Comic. "Ethan, sind deine Eltern Geschwister? Weil dein Gesicht behindert aussieht." Vereinzeltes Lachen, die Musik wird leiser, langsamer. "Keiner mag dich. Tu’ allen einen Gefallen. Bring dich um." Stille. Das Mädchen, das den letzten Satz mit zitternder Stimme vorgelesen hat, guckt traurig in die Kamera und geht aus dem Bild.

In der US-Late-Night-Show von Jimmy Kimmel gibt es schon länger ein festes Format, in dem Prominente "Mean Tweets" (Läster-Tweets), untersetzt von Sitcom-Lachern und lustiger Musik, vorlesen. Zuletzt erzählte in der Show Obama Blondinenwitze über sich selbst. Die meisten Prominenten gehen humorvoll mit den teilweise unfassbar unsachlichen Beleidigungen um. Humor und diese Kommentare nicht so ernst zu nehmen, schien die beste Art, um damit umzugehen. 

Eine Kampagne des Netzwerks "Canadian Safe Schools" über "Cybermobbing" stellt das Ganze nun in Frage. In einem Video lesen Jugendliche böse Tweets über ihr Aussehen oder ihre Herkunft vor, und plötzlich haben Läster-Kommentare gar nichts Lustiges mehr. Im echten Leben, als normaler Jugendlicher, ohne Fangemeinde im Rücken, sind "Mean Tweets" einfach nur verletzend.

Das Video greift die Hater-Kultur im Netz grandios und eindringlich auf – so eindringlich, dass einem klar wird, dass Hasskommentare am Ende vielleicht einfach niemals witzig sind.

Text: Kathrin Hollmer - Cover-Foto: YouTube

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