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Ein Kühlschrank für die Armen

Foto: Facebook/Pappadavada

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Jeden Tag hat Minu Pauline hungrige Menschen vor ihrem Lokal im südindischen Kochi betteln sehen. Dann hat es ihr gereicht: Sie hat einen 420-Liter-Kühlschrank vor ihrem Restaurant aufgestellt, der denjenigen Essen anzubieten soll, die es nötig haben, wie India Daily berichtet. 

Indien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Nach Angaben des Auswärtigen Amts leben 30 Prozent der Menschen dort unterhalb der Armutsgrenze von einem US-Dollar pro Kopf und Tag. Rund 70 Prozent der indischen Bevölkerung haben täglich weniger als zwei US-Dollar zur Verfügung. Kochi hat 600.000 Einwohner. Das bedeutet, dass dort alleine 180.000 Menschen von umgerechnet weniger als 90 Cent am Tag leben, weitere 420.000 von 1,80 Euro. 

അര ലിറ്ററിന്റെ കുറച്ചു (50-100 nos) ഡിസ്പോസിബിൾ കുപ്പികൾ ആരെങ്കിലും എത്തിച്ചു തന്നാൽ ഈ പൊരിവെയിലിൽ യാത്ര ചെയ്യുന്നവർക്കായി കുറച്ചു തണുത്ത വെള്ളം നന്മമരത്തിൽ കരുതാമായിരുന്നു..

Posted by Pappadavada on Montag, 28. März 2016

In Paulines Kühlschrank kann jeder Lebensmittel füllen, sodass Hungrige und Obdachlose sich eigenständig bedienen können. Um zu vermeiden, dass Essen verdirbt, muss jeder ein Datum auf seine Spenden schreiben und das Essen ordentlich einpacken.

 

Gute Idee, einfach und unbürokratisch. Und doch undenkbar bei uns. Klar, wir haben hier eine ganz andere Kultur. In Indien gibt es nicht nur viel mehr viel ärmere Menschen als in Deutschland – in der EU gelten Personen als arm, die monatlich weniger als 60 Prozent des nationalen Mittelwerts verdienen. In Deutschland sind das etwa 930 Euro, am Tag also 31 Euro.

 

In Indien gibt es auch eine ganz andere Kultur des Almosengebens. In Deutschland will sich nicht jeder Wirt alle Obdachlosen der Stadt vor sein Lokal holen, und das kann man auch niemandem zum Vorwurf machen. Natürlich kann man Kochi nicht mit München vergleichen. Aber für ein kurzes Gedankenexperiment könnte man schon mal überlegen, ob man das in Deutschland auch machen könnte: einen Kühlschrank für alle auf die Straße stellen. 

 

Schwierig, sagt Ulrich Korb vom Bayerischen Gaststättenverband. "In erster Linie würde das bei uns an der Hygiene scheitern. Wer soll denn dafür haften, wenn da jemand was Vergiftetes reinlegt? Das würde keine Versicherung tragen." Außerdem sei es in Deutschland aus sicherheitsrechtlichen Gründen kompliziert, einfach einen Kühlschrank vor sein Lokal zu stellen. "In München bräuchte der Betreiber eine Sondernutzungserlaubnis, die auch was kosten würde", sagt Korb. Hat das Lokal eine eigene Terasse, bliebe immer noch das Hygiene-Problem. "Wenn der Wirt den Kühlschrank ausschließlich mit eigenen Waren befüllen würde, wäre das in Ordnung. Aber nicht, wenn auch Außenstehende etwas beisteuern können." Selbst, wenn man nur originalverpackte Lebensmittel abgeben dürfte, hält Korb die Aktion in Deutschland für undenkbar. 

 

Mina Pauline hat über Haftpflichtversicherungen und sicherheitsrechtliche Bestimmungen wahrscheinlich nicht groß nachgedacht. Sie nannte den Kühlschrank "Nanma Maram", was so viel bedeutet wie "Baum des Guten". Das Restaurant selbst steuert jeden Tag bis zu 50 Päckchen Essen bei, die Stromkosten werden ebenfalls von der Besitzerin getragen. "Essen ist ein wertvolles Geschenk der Natur, und wir sollten es nicht verschwenden", sagt sie.

 

soas

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