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Fremde Zwillinge

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Es gibt ja diese Fragen, von denen man denkt, dass man sie nie wird beantworten können. Eine davon hat sich wahrscheinlich jeder von uns schon mal gestellt, als er oder sie vor dem Spiegel stand: „Gibt es irgendwo auf der Welt jemanden, der nicht mit mir verwandt ist und trotzdem genauso aussieht wie ich?“ Die Statistik sagt: Ja. Und zwar nicht nur eine Person, sondern gleich sieben. Aber was bringt einem schon eine Statistik. Sehen will man die Menschen, ihnen ins Gesicht schauen und denken: „Krass. Krass! Krass!!“ (So wie die Charaktere aus "How I Met Your Mother".)  

Harry, Niamh und Terence wollen das auch. Darum haben sich die drei Freunde vor etwa zwei Wochen auf die Suche gemacht und sie zu einem Wettbewerb ausgeweitet: Es gewinnt derjenige, der innerhalb eines Monats den perfektesten Doppelgänger findet. Auf der Homepage und der Facebook-Seite zu „Twin Stranger“ haben sie Fotos von sich gepostet und dazu aufgerufen, sich zu melden, wenn man ihnen ähnlich sieht oder jemanden kennt, der ihnen gleicht. Wer ebenfalls seinen Twin Stranger finden möchte, kann sein Foto einsenden, es wird dann auf der Facebook-Seite der Aktion geteilt.

Auf ihrer Homepage zeigen die drei laufend, wen sie schon gefunden haben. Führend im Wettbewerb der drei Freunde ist gerade Niamh, denn die hat schon Karen gefunden – und getroffen. Das Video des Treffens beweist, dass die beiden sich wirklich extrem ähnlich sehen: 

Klar: Das ist sicher eine Aktion, die kein Mensch braucht. Aber sie macht Spaß. Wenn man weltweit sucht, dann rücken dadurch vielleicht auch Menschen zusammen, die sich sonst nie kennengelernt hätten. Und wenn man fündig wird, ist das sicher spannend. Man schaut dann jemanden an, der ein ganz anderer ist, aber in der gleichen Hülle steckt wie man selbst. Der diese Hülle ganz anders ausfüllt, etwas ganz anderes mit ihr macht. Vielleicht kann das auch ein Anstoß sein, um noch mal über die ganz großen Dinge nachzudenken: über Einzigartigkeit und Individualität, darüber, was uns unterscheidet oder eben nicht, über Körper und Charakter, über Zufall und Schicksal. Oder, wenn einem das zu weit führt, einfach nur über die eigene Frisur – weil die des Menschen, der einem so ähnlich sieht, ihm ziemlich gut steht.

 

Es gibt also Fragen, von denen man dachte, dass man sie nie wird beantworten können. Und dann kam das Internet.

 

Text: Nadja Schlueter

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