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Witwe von Hunter S. Thompson will dessen Lieblingsmarihuana klonen

Foto: AFP / Frazer Harrison

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Zwölf bis 15 Jahre. So lange schon hebt Anita das Lieblingsgras ihres verstorbenen Mannes auf. Das ist deshalb interessant, weil Anita nicht die Witwe von irgendwem ist. Sie war verheiratet mit Hunter S. Thompson, dem Erfinder des Gonzo Journalismus' (extreme Subjektivität, irre schnelles Tempo). Und dem Autor von "Fear and Loathing in Las Vegas", einer Geschichte, die einem durch das bloße Lesen schon beinahe einen Trip beschert. Nun will Anita die Überreste des legendären Weeds ihres Mannes klonen und auf den Markt bringen.

Als Hunter S. Thompson 1967 mit einer Reportage und einem Buch über die Hells Angels der Durchbruch gelang, kaufte er sich außerhalb der Kleinstadt Aspen in Colorado in den Rocky Mountains eine Farm. Er taufte sie "Owl Farm". Wenn er nicht gerade für Recherchen durch die Welt tourte, lebte und arbeitete er dort und konsumierte alle möglichen Drogen. Zeit seines Lebens galt er als Außenseiter, Eigenbrödler. Ein genialer Schreiber, ja. Aber das war er eben auch, weil er total abgedriftet war.

Nun hat seine Frau Anita der Gonzo-Stiftung das Refugium abgekauft. An diesem Ort wolle sie einen Rückzugsort für ausgewählte Schriftsteller und Musiker einrichten, die dort schreiben und aufnehmen können sollen, kündigte sie auf Facebook an. Außerdem solle auch noch ein Privatmuseum entstehen. Der Aspen Times sagte Thompson, dass sie ihre Pläne mit dem Verkauf des geklonten Marihuanas finanzieren wolle.

Sie freue sich darauf, "Drogenboss" zu werden

In dem Interview erklärt sie auch, dass es ihr vor allem um den Schutz der Hinterlassenschaften ihres Mannes gehe. Eine Zusammenarbeit mit Cannabis-Unternehmen habe bisher aus dem immer gleichen Grund scheitern müssen: "Irgendjemand will einfach nur Hunters Namen auf seine Pflanzen draufklatschen." Anita jedoch will Authentizität garantieren und nur das verkaufen, was ihr Mann wirklich geraucht hat. Seit dem 1. Januar 2014 ist der Konsum von Gras in Colorado legal. Mit mehr als zehn verschiedenen Gras-Anbietern habe Anita seitdem Verhandlungen geführt. Aber erst jetzt sei es ihr gelungen, ein Unternehmen zu finden, dass ihre Wünsche respektiere. Auch, wenn sie nicht der Meinung sei, der Begriff "Drogenboss" passe zu ihr, freue sie sich schon darauf, einer zu werden.

Um auch den Fans einen Ort zu bieten, wo sie hinpilgern können, soll in Aspen zusätzlich ein öffentliches Museum aufgemacht werden. Anita will nämlich verhindern, dass die Farm sich in einen Zoo verwandelt.

Das letzte Mal, als sich auf der "Owl Farm" mehrere Menschen tummelten, war am 20. August 2005 gewesen. Sechs Monate zuvor hatte sich Hunter Stockton Thompson in seiner Hütte erschossen. Er war depressiv geworden, durch das Leben, durch die Gesellschaft, deren Entwicklung er nicht nachvollziehen mochte. Zu dem Song "Mr. Tambourine Man" von Bob Dylan wurde seine Asche in den Grand Canyon katapultiert. Man hatte sie in Patronen gefüllt, die in einer Kanone steckten, die sich wiederum in der sogenannten "Gonzo-Faust" befand – eine Hand, die einen Peyote-Kaktus umschließt, der bekannt für seine halluzinogene Wirkung ist. Es ist das Symbol des Autors, sein persönliches Markenzeichen. Gut möglich, dass dies schon bald die Thompsons-Tütchen verzieren wird.

mew

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