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Was war denn letzte Nacht in Schweden, Mr. Trump?

Foto: dpa

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Wenn sich die Nachrichten immer nur gegen dich richten, dann erfinde einfach deine eigenen. Vielleicht hat sich US-Präsident Donald Trump genau das am Samstag vor seiner Rede in Florida gedacht. Vor 9000 Anhängern hielt er die erste Kundgebung seit seinem Amtsantritt – und eröffnete direkt den Wahlkampf für 2020. Während andere Präsidenten damit bis zum Jahr vor der Wahl warten, hatte Trump bereits am Tag seiner Vereidigung die nächste Kandidatur eingereicht.

Nachdem Hillary keine Konkurrenz mehr ist, hat er sich für diesen Kampf auch einen neuen Gegner gesucht: die Medien. Den „Filter der Fake-News“ wolle er brechen, denn die Medien würden die Menschen nur belügen. Da dürfen ja alle froh sein, dass Trump so ein ehrlicher Kerl ist, oder? Vor allem wenn es um wichtige Dinge geht, wie zum Beispiel die Gefahr von Terroranschlägen. Über die hat er natürlich auch gesprochen und zur Stützung seiner These ein paar Länder aufgezählt, in denen es seiner Meinung nach zu Anschlägen kam, weil sie zu viele Flüchtlinge aufgenommen haben: 

„You look at what’s happening in Germany, you look at what’s happening last night in Sweden. Sweden, who would believe this?“ Schweden, wer hätte das geglaubt? Ja, wer eigentlich?

Niemand.

Und jetzt glaubt’s auch noch keiner.

Da war nämlich gar nichts „letzte Nacht in Schweden“.

Nachdem wahrscheinlich alle mal kurz zusammengezuckt sind, löste die Fake-News vom Anschlag in Schweden eine Welle von Fake-Mitgefühl-Bekundungen im Netz aus. Unter #lastnightinsweden wird seit Trumps Rede getwittert, was wirklich „letzte Nacht“ in Schweden passiert ist.

Auch die schwedische Zeitung "Aftonbladet", schrieb extra in einem Artikel auf Englisch für den Präsidenten nochmal auf, was Freitagnacht passiert war  – zum Beispiel dass der 87-jährige Sänger Owe Thörnquist technische Probleme bei Proben für einen Musikwettbewerb hatte.

Und unter #prayforsweden versichern User ironisch, dass sie den Schweden in dieser gar so schweren Stunde beistehen. 

Es ist nicht das erste Mal, dass die Trump-Administration schlimme Ereignisse erfindet: Anfang des Monats begründete Kellyanne Conway den Einreisestopp damit, dass 2011 zwei irakische Flüchtlinge in die USA gekommen seien und dann die „Drahtzieher des Massakers von Bowling Green waren.“ Auch dieses Massaker hat so nie stattgefunden.

 

Es wird vermutet, dass Trump am Freitagabend einen Fox-News-Beitrag über Flüchtlinge in Schweden gesehen und offenbar falsch verstanden habe. Und vielleicht ist das ja das Problem. Vielleicht kommt das ganze Fake-News-Gerede von Donald Trump einfach nur daher, dass er nicht richtig aufpasst, wenn er Nachrichten schaut. Ist auch schwierig, wenn man nebenbei noch ganz viel twittern muss. Das kennen wir doch alle.

tf

 

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