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Morrissey tritt als Bürgermeister-Kandidat in London an.
Jamie Oliver ist ein Serienmörder. Das behauptet zumindest Steven Morrissey. Und mehr noch: Der Sänger wirft dem TV-Koch auch vor, Kinderfleisch zu kochen. Weshalb er, so Morrissey weiter, nicht verstehe, warum Oliver nicht sein eigenes Kind zum Essen anbiete? Das sei schließlich auch nicht anders als junges Ziegenfleisch.
Man kennt solche oder ähnliche Aussagen von Morrissey inzwischen. Er tendiert seit vielen Jahren zu Thesen mit einer wenigstens etwas verqueren Logik (auch Rassismusvorwürfe tauchen deshalb immer wieder auf). Aber dieses Mal ist es nicht so einfach. Die Aussagen sind nämlich die Verlängerung seines Wahlkampfprogramms.
Der ehemalige Sänger von The Smiths will Bürgermeister von London werden. „Es muss eine regierende Stimme gegen die höllische und altertümliche Ungerechtigkeit gegenüber Tieren im Vereinigten Königreich geben, weil diese Tiere einfach kein Englisch sprechen“, erklärt er auf seiner Fanseite „True To You“.
Für die Tierschutzpartei „Animal Welfare Party“ scheint Moz der perfekte Kandidat zu sein – zumindest auf den ersten Blick: Schon seit er zehn ist, verzichtet er auf Fleisch. Ein Album der Smiths heißt „Meat is Murder“ (Fleisch ist Mord). Und 2005 hat ihm die Tierschutzorganisation PETA den Linda McCartney Memorial Award verliehen. Sein Einsatz für die Tiere ist lobenswert. Aber genauso ist der Sänger immer für einen Skandal gut: Bei einem Konzert in Warschau sagte er zum Beispiel, das Massaker in Norwegen 2011 sei nichts im Vergleich zu dem, was bei McDonald’s und Kentucky Fried Chicken täglich passiere. 77 Menschen sind bei dem Attentat damals umgekommen.
Auch in seiner ersten Wahlkampfrede geht er sehr weit. Zu weit eher. „Der Schlachthof ist die moderne Weiterführung des Nazi-Konzentrationslagers, und wenn du Teil der Milch trinkenden Bevölkerung bist, dann duldest du das Folter-System“. Er könne nicht herumsitzen und warten, bis diese „Erleuchtung“ über das „Etablishment“ hereinbräche. Deswegen müsse er Bürgermeister von London werden.
Ein Londoner Bürgermeister, der die Königsfamilie als "Schnorrer" bezeichnet? Der noch vor ein paar Jahren in einem Interview behauptet hatte, er könne sich schwer vorstellen, nach England zurückzukommen? England sei ein "furchtbarer Platz, was Einwanderung betrifft". Die "britische Identität" verschwinde immer mehr, das Land sei "aufgegeben" worden, sagte er damals der Musikzeitschrift New Musical Express.
Jetzt hat es sich Morrissey offenbar anders überlegt. Bevor er überhaupt zur Wahl am 5. Mai antreten kann, braucht er allerdings die Unterstützung der Londoner. 330 Unterschriften insgesamt, zehn aus jedem Bezirk der Stadt. Noch bis Ende März können Kandidaten vorgeschlagen werden.
miu