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Mit Swipebuster rausfinden, wer wirklich bei Tinder ist

Foto: Johannes Schmitt-Tegge / dpa

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Wer über Tinder spricht oder schreibt, benutzt ziemlich sicher ziemlich immer folgende Worte: "Angeblich", "Habe ich gehört", "Ein Freund von mir, der da angemeldet ist, sagt ...". Alle wollen mitreden, wenn es um die Dating-App geht – keiner will zugeben, dass er sie nutzt. Rund zwei Millionen Nutzer gibt es aber allein in Deutschland, angeblich.

Mit Hilfe einer Webseite soll man nun ganz genau herausfinden können, ob der eigene Partner, der Chef, die Mutter oder wer auch immer bei Tinder ein Profil hat. Swipebuster.com behauptet, genau sagen zu können, wer die Dating-App nutzt und wer nicht. Gut für eifersüchtige Menschen. Nicht so gut für Leute, die in einer Beziehung sind und heimlich nach Seitensprungmaterial suchen.

Um Swipebuster zu nutzen, muss man fünf Dollar investieren, dann Vorname und Alter der gesuchten Person eingeben, dazu ihren letzten vermuteten Aufenthaltsort. Die App loggt sich bei Tinder ein und kann überall auf der Welt checken, ob der Gesuchte angemeldet ist. Mit Hilfe des offiziellen Tinder Interfaces (API) sucht das Programm passende Nutzer. Über deren Foto kann man daraufhin die gesuchte Person auswählen. Ist der vermeintliche Nutzer tatsächlich unter diesen Fotos, lässt sich sehen, wann er zum letzten Mal die App nutzte und ob er nach Männer oder Frauen suchte.

Der Erfinder dieser "Detektiv"-Funktion möchte anonym bleiben. Er antwortet per Mail. Nennen wir ihn mal: Klaus. Klaus schreibt, ihn habe schon immer interessiert, worüber die Menschen nachdenken und was sie wollen. "Viele solcher Fragen, die jeder sich stellt, können mit relativ einfach verfügbaren Daten beantwortet werden." Er habe sich mit seinen zwei Partnern dazu entschlossen, ein Beispiel dieser Daten-Verfügbarkeit offenzulegen – indem sie die größte Frage menschlicher Beziehungen beantworten: Werde ich von meinem Partner betrogen?

"Man kann so viel über Menschen rausfinden, nur anhand ihres digitalen Fingerabdrucks", schreibt Klaus. Nicht nur über Dating-Seiten, auch über Accounts auf Facebook, Twitter, Instagram und so weiter. "Dadurch kannst du dir ein detailliertes Bild von ihrem Leben machen. Für den Großteil der im Internet aktiven Menschen kannst du eine ziemlich exakte Karte über ihre täglichen Aktivitäten machen. Alles mit frei zugänglichen Daten! Wer braucht da noch die NSA?"

"Jeder Mensch ist neugierig, was seine Bekannten sex-mäßig so treiben"

Ihm gehe es nicht primär um Tinder, sondern vor allem darum, dass der Großteil der Menschen viel zu unbedarft mit seinen persönlichen Informationen umgeht. Klaus will mit seiner Webseite dazu beitragen, die Leute darauf aufmerksam machen. Er sieht sich als Promoter für Privatsphäre-Einstellungen und deren richtiger Nutzung. 

Klingt nett von ihm. Aber fünf Dollar dafür zu verlangen? Angeblich hat die Programmierung von Swipebuster mehrere Tausend Dollar verschlungen. Wir unterstellen Klaus mal das beste, dass er mit dem Beitrag tatsächlich nur seine Kosten decken will. 

Warum aber interessieren sich eigentlich so viele Menschen dafür, wer nun Tinder nutzt? Klaus schreibt: "Ich glaube, jeder Mensch ist neugierig, was seine Bekannten so liebes- und sex-mäßig treiben. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht müsste man da mal in Sigmund Freuds Werken nach einer Antwort suchen."

Tinder selbst hat übrigens ziemlich gelassen auf die Enthüllungs-Software reagiert. Dem Tech-Portal golem.com zufolge gab das Dating-Netzwerk folgendes Statement ab: "Durchsuchbare Informationen auf der Webseite sind öffentliche Informationen, die Tinder-Nutzer auf ihrem Profil einstellen. Wenn sie herausfinden wollen, wer auf Tinder ist, empfehlen wir, das Geld zu sparen und unsere kostenlose App herunterzuladen."

 

Dafür müsste man sich aber eben selbst bei Tinder anmelden. Will ja aus guten Gründen nicht jeder. Aber dafür bezahlen, dass mehr Aufmerksamkeit für empfindliche Daten herrscht? Auch kein so attraktiver Weg. 

 

Wer kostenlos rausfinden will, ob seine Bekannten bei Tinder sind, kann sie natürlich klassisch einfach fragen. Das setzt natürlich Vertrauen und ehrliche Antworten voraus – aber das ist ein anderes Thema, über das man vielleicht mal mit den Werken Freuds diskutieren könnte.

 

max

 

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