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Sichere Geschichte

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Irgendwann (und zwar gar nicht mal so spät) kommt man in seinem Leben an den Punkt, an dem einem die vierstelligen Zahlenkombinationen ausgehen. Da hat man die Geburtsdaten sämtlicher Familienmitglieder aufgebraucht. Und auch alle Jahrestage und Todestage und alle Varianten, die sich besonders angenehm auf einer Tastatur tippen lassen. An den Punkt hingegen, an dem man sich vierstellige Zahlenkombinationen, die einem zum Beispiel von der Bank zugeschickt werden, ganz einfach und ohne Probleme merken kann, an den kommt man eigentlich nie. Kurz gesagt: Viertstellige Zahlenkombinationen sind extrem unpraktisch und unser Gehirn mag sie nicht.

Das britische Softwareunternehmen Intelligent Environments hat darum gestern eine Idee vorgestellt, die uns und unseren Gehirnen gefällt: Sie wollen beim Online-Banking den PIN-Code aus Ziffern durch einen aus Bildern ersetzen. Genauer gesagt: aus Emojis. In dem kleinen Imagefilm sind alle Beteiligten hellauf begeistert:

http://vimeo.com/130728753

Okay, die sind natürlich begeistert, weil das in einem Imagefilm so sein muss. Aber sie sind es auch unabhängig davon völlig zu Recht. Die Idee ist charmant und klug. Zum einen, weil diese Code-Variante noch sicherer wäre als die mit Zahlen. Denn es gibt nur zehn Ziffern, aber unzählige Emojis. Und selbst, wenn es nur 44 sind, wie es das Konzept von Intelligent Environments vorsieht, sind fast 3,5 Millionen Kombinationen möglich. Zum anderen, weil wir uns den Code so besser merken können. Denn mit Emojis können wir kleine Geschichten erzählen und an die erinnern wir uns besser als an abstrakte Zahlenkombinationen. Und auch besser als an Passwörter. Die Idee, statt eines Passwortes eine sogenannte Passphrase zu verwenden, also einen Satz, gibt es ja schon länger. Auch dabei geht es darum, den Code in einen Zusammenhang zu betten, ihn eine Geschichte erzählen zu lassen.

Der Emoji-Code wäre aber nicht nur charmant und klug, sondern vor allem auch: sehr zeitgemäß. Laut einer Studie der britischen Bangor University sind Emojis die sich am schnellsten entwickelnde Sprache im Vereinigten Königreich und es ist sicher nicht falsch anzunehmen, dass das auch auf andere Länder zutrifft. Emojis funktionieren international, mit ihnen kann man Sprachbarrieren überwinden – und auch die eigene Sprachlosigkeit. Eine britische Studie besagt, dass 72 Prozent der 18- bis 25-Jährigen es einfacher finden, ihre Emotionen mit Emojis auszudrücken, als mit Worten.

Angeblich wird gerade schon mit einigen Banken über die Einführung der neuen PIN-Codes verhandelt. Und irgendwie ist die Idee einer Welt mit Emoji-Passphrasen ja eine sehr schöne. Denn in der erzählt jeder, der eigentlich nur ein Bankgeschäft erledigen will, erstmal eine kleine Geschichte. In der vielleicht ein gefleckter Hund, eine Flamencotänzerin, ein Daumen nach oben und eine Bananenschale vorkommen. Das wäre doch sehr niedlich. Und alles, was die Welt ein bisschen niedlicher macht, ist begrüßenswert.

Nadja Schlüter

Text: jetzt-redaktion - Cover: Screenshot

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