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Verrät Snapchat gerade seine Grundidee?

Foto: Lionel Bonaventure / AFP

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Alle lieben Snapchat. Viele nutzen die App inzwischen häufiger als Facebook. Sie lieben Snapchat, weil es spontan ist. Weil man (zumindest einigermaßen) authentische Fotos und Videos seiner Mitmenschen sieht. Klar kann man über seine Schnappschüsse gleich mehrere Filter legen und sie so aufhübschen, oder Selfies, die dann doch nicht gefallen, beliebig oft schießen, ehe man sie postet. Trotzdem war Snapchat die beste App, um zu verfolgen, was die anderen in realtime gerade so machen.

So war das bis jetzt. Snapchat hat zwei Wörter veröffentlicht, die den Alltag hunderter Millionen Menschen weltweit verändern werden. "Introducing memories", heißt der aktuelle Blogpost des Instant-Messaging-Dienstes. Und genau in dieser Definition liegt der künftige Widerspruch: Snapchat wird nicht mehr sein, wie es war. Es schafft selbst sein Alleinstellungsmerkmal ab.  

"Memories ist eine neue Möglichkeit, Snaps und Stories zu speichern", kündigt der Post ganz trocken an. Doch so trocken ist dieser Satz nicht - er revolutioniert das Snapchat-Prinzip nämlich von Grund auf. Snapchat, das ist bisher: Fotos und Videos, die man spontan macht, für seine Freunde oder all seine Follower posten und die dann, nach ein paar Sekunden, oder spätestens 24 Stunden, nie wieder zu sehen sind (außer man hat seine eigenen gespeichert oder die von anderen gescreenshottet). 

Jedes soziale Netzwerk hat seine eigene Faszination. Instagram liefert genau die Fotos von Leuten in den Feed, die man abonniert hat. Bei Twitter muss man seine Botschaften auf 140 Zeichen beschränken. Facebook hat gerade angekündigt, sich wieder auf das zu fokussieren, was mal seine Magie ausmachte: mit Freunden und Kollegen netzwerken und interagieren. Die Magie von Snapchat war seine Spontaneität, unabhängig von Timelines, Algorithmen und Fremdbestimmung. Memories aber ist eine ganz neue Stufe. Dadurch, dass man seine Fotos im Nachhinein noch ewig bearbeiten können wird, geht die Spontanität verloren. Fotos und Videos verschwinden nicht mehr.

Noch funktioniert Memories noch nicht - man kann das entsprechende Update im App-Store schon runterladen, es wird aber erst innerhalb der kommenden 30 Tage aktiviert. Snapchat schickt dann einen Benachrichtigungs-Snap. 

Dann soll man Bilder und Videos in der App speichern können. Man muss sie nicht mehr spontan und sofort posten, sondern kann sie zeitverzögert online stellen. Auch die beliebten Ortsmarken kann man nachträglich hinzufügen, wenn man längst nicht mehr am Ort des Fotos ist. Um das ganze als #throwback zu kennzeichnen, sollen Inhalte, die nicht live gepostet werden, von Snapchat automatisch mit einem weißen Rahmen versehen werden.  Klingt erstmal so, als würde Snapchat zu Facebook, zu Instagram oder eigentlich zu beidem. Es soll auch eine neue Suchfunktion geben, mit der man, wie bei Instagram, gezielt nach Orten und Inhalten suchen kann. Um diese Revolution seinen Nutzern näher zu bringen, hat Snapchat einen eigenen Werbespot gedreht: 

"Es macht Spaß, beispielsweise Jahrestage oder Geburstage zu feiern, indem man alte Snaps findet und sie zu einer neuen Story zusammenschneidet", heißt es in der Ankündigung, am Ende versehen mit einem :). Doch für Snapchat steckt natürlich mehr hinter Memories, als seinen Nutzern nur Spaß zu bereiten - Werbung. Mit der Möglichkeit, mehr Inhalte in Stories einzufügen, bekommt Snapchat vermutlich viele neue Werbeflächen.

 

max

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