Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Tod durch Selfie

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Eine traurige Bilanz aus Selfie-Country: Seit 2014 ist es 49 Menschen gelungen, sich wegen eines Selbstportraits ins Jenseits zu befördern. Die Daten-Sammel-Seite Priceonomics hat das festgestellt und sich dem Phänomen "Tod durch Selfie" noch in detaillierteren Auswertungen angenommen. Die Ergebnisse sind ziemlich tragisch, manche Fakten erscheinen auf traurige Art logisch, andere verwirren. 

Alter

Das durchschnittliche Alter der Selfie-Opfer liegt bei 21 Jahren. Die jüngsten waren 14 Jahre, die ältesten 32. Das passt zu Erhebungen, nach denen das Selfie in jüngeren Altersgruppen die meistgeschossene Foto-Art ist.Umfragen zufolge sind 30 Prozent aller Fotos, die 18- bis 24-Jährige machen, Selfies.  

Geschlecht

Knapp 75 Prozent der Opfer waren männlich. Was daran liegen könnte, dass Jungs mehr Wert darauf legen, sich in möglichst waghalsigen Situationen abzulichten – wie etwa Roofer oder andere Extremsportler, die für eine Like-Maximierung unter ihren Fotos eine Risikomaximierung in Kauf nehmen. Im vergangenen Herbst zum Beispiel ging das traurige Schicksal eines jungen Russen durch die Medien. Er postete oft Fotos auf Hausdächern. Sein letztes überlebte er nicht. 

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

 

Todesursache

  • 16 der 49 Selfie-Todesopfer fielen irgendwo herunter. 14 ertranken. Acht verloren im Zusammenhang mit Zügen ihr Leben, entweder weil sie den Wettlauf gegen sie verloren (es gibt den fragwürdigen Trend, Selfies mit einem anrollenden Zug im Hintergrund zu posten) oder weil sie beim Hochklettern die Leitungen berührten und einen tödlichen Stromschlag verpasst bekamen.
  • Vier fügten sich aus Versehen Schusswunden zu, die sie nicht überlebten. Zwei Männer starben, weil sie im Uralgebirge eine Handgranate fanden, sie entschärften und sich dabei fotografierten.
  • Zwei Tote sind Flugzeug-Selfie-Opfer: Der Pilot machte während des Flugs ein Foto, verlor die Kontrolle über die Maschine und stürzte mit seinem Passagier ab.
  • Zwei Unfälle passierten im Straßenverkehr: Eine Frau wurde von einem Truck überrollt, nachdem sie ein Bild von sich selbst gemacht und hochgeladen hatte. Ein Motorradfahrer kam bei einem Unfall ums Leben, weil er von dem soeben aufgenommenen Selfie abgelenkt war.
  • Und ein Selfie-Fotograf musste feststellen, dass es nicht umsonst Menschen gibt, die gegen das Stierrennen in Spanien sind: Er wurde bei dem Versuch, ein Bild von sich und den durch die Straßen rasenden Tieren zu machen, tödlich verwundet. 

Globale Verteilung

Überraschend ist, wo sich die Unfälle zutrugen. Denn eindeutiger Spitzenreiter ist hier Indien mit 19 von 49 Opfern. Den Behörden dort ist das schon aufgefallen: In Mumbai wurden vor kurzem Selfie-Verbotszonen einfgerichtet.

Fotos, die das strahlende Selbst einfangen und es ungefragt der breiten Masse zugänglich machen, haben insgesamt keinen guten Ruf. Viele Selfies zu schießen zeugt laut einer Studie der Ohio State Universität von überhöhtem Narzissmus und Persönlichkeitsstörungen.

Passt ja auch, da muss man sich nur mal an die Schullektüre erinnern: Narziss, ein Jüngling aus der griechischen Mythologie, war so entzückt von seinem äußeren Erscheinungsbild, dass er nichts anderes tat als sein Spiegelbild im See zu bewundern.  Um sich selbst so nah wie möglich zu sein, beugte er sich so tief übers Wasser, dass er schließlich hineinplumpste und ertrank.

  • teilen
  • schließen