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Virtuelle Parallelwelt
Im Grunde hat sie alles. Meredith sieht gut aus, ist sportlich, wohnt in einer stylischen Wohnung und nippt abends gern an einem Glas Wein. Nur eines hat sich nicht: ein Leben.
Denn Meredith geht nicht mit Freunden essen, sie fotografiert zu Hause lieber ein paar Paprikaschoten, um sie dann via Social Media mit der Welt zu teilen. Und dann wartet sie. Sie wartet auf Likes, Kommentare, Reaktionen. Irgendjemand muss ihr Bild doch gut finden. So geht das jeden Tag. Selfies vom Joggen, Selfies mit Hut und Brille, Selfies vor dem Spiegel. Wieder warten. Merediths Leben ist grau. Bunt sieht es nur auf dem Bildschirm ihres Smarthphones aus – in der digitalen Parallelwelt.
Als Zuschauer des Kurzfilms „A Social Life“ der US-Regisseurin Kerith Lemon möchte man am liebsten in Merediths Wohnung springen, ihr Smartphone im Klo runterspülen und sie raus ins Leben schieben. Zu den Menschen, zu Gefühlen, zu Emotionen – sie also mit all dem überschütten, was ein Leben lebenswert macht.
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Regisseurin Lemon entlarvt mit ihrem Kurzfilm nicht nur unsere teils selbstverliebte Social-Media-Fixiertheit. Sie zeigt auch, dass oft genau jene, die vorgeben, ein beneidenswert abwechslungsreiches Leben zu führen, genau das nicht haben. Weil kaum einer mit wichtigem Job, vielen Freunden und jeder Menge Termine, Zeit für ständige Postings hat.
Die Kritik an zwanghaftem Social-Media-Verhalten ist nicht neu. Und auch dass die virtuelle Welt kein Spiegelbild des realen Lebens ist und nicht als Ersatz für jenes dienen kann, ist kein Novum. Auch wir haben dazu schon einiges geschrieben (die Texte findest du hier und hier). Auffällig aber ist, wie häufig dieses Phänomen immer wieder thematisiert wird. Die schöne, oft trügerisch glitzernde Instagram-Welt lässt die Menschen nicht los.
Meredith erkennt zum Glück ihr klägliches Fake-Glamour-Dasein am Ende des Clips selbst. Sie lässt ihr Handy auf den Boden plumpsen und macht sich auf: in eine hellere, schönere Welt, hoffentlich mit weniger Social Media.
fie