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Wir brauchen nicht lange, um zu erkennen, ob uns ein Lied gefällt. Nur ein paar Takte hören, dann bleiben wir dabei oder wechseln zum nächsten Track. Aber warum finden wir manche Musik gut und andere nicht?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Dass Musikgeschmack und Persönlichkeit eng zusammen hängen, ist schon länger bekannt. Faktoren wie Alter, Charaktereigenschaften und persönliche Werte spiegeln sich in den Vorlieben für Musikrichtungen wider. So bevorzugen für neue Erfahrungen aufgeschlossene Personen eher Blues, Jazz, oder Klassik, konservative Hörer mögen Pop, Film-Soundtracks oder Soul. Diese Ergebnisse werden häufig in psychologischen Studien angeführt, besonders aussagekräftig sind sie aber selten.

Der Camebridge-Doktorand David Greenberg, selbst ausgebildeter Saxofonspieler, untersuchte deshalb mit seinem Forscherteam, ob nicht unsere Art zu Denken mehr darüber aussagen könnte, was wir gerne hören. Dabei unterschieden er und sein Team zwischen empathischen und systematischen Denkern. Der Empathiker denkt in Gefühlen und kann sich besser in andere hinein versetzen, während der Systematiker seine Umgebung lieber in Regeln und Mustern analysiert.

Für ihre Untersuchung warben Forscher über 4.000 Teilnehmer über die facebook-App myPersonality an, ließen sie Fragebögen ausfüllen und über 50 Musikstücke hören. Dabei fanden die Forscher heraus, dass, je mehr die Teilnehmer systematischen Denkern zugeordnet werden konnten, desto lieber hörten sie Musik mit einem hohen Maß an Komplexität. Diese Arrangements bestehen etwa aus mehreren unterschiedlichen musikalischen Motiven und klingen durch Dissonanzen weniger gefällig. Gern hören Systematiker Songs wie God save the Queen von den Sex Pistols, Metallicas Enter Sandman oder Alexander Scriabins Etude Opus 65 Nr. 3.  Die empathische Denker bevorzugten hingegen gefühlvolle, warme und liebliche Musik, wie zum Beispiel Jeff Buckleys Hallelujah, Norah Jones Come away with me oder All of me von Billie Holiday.

Die Vorliebe für liebliche oder komplexe Musikstücke erwiese sich auch als gattungsresistent. So spielten die Forscher den Teilnehmern eine Auswahl an Jazz-Stücken vor. Empathischen Denkern gefielen liebliche Melodien besser, während systematische Denker komplexeren Avant-Garde-Jazz hören wollten.

Dass aus dieser Erkenntnis auch Geld gemacht werden kann, ist wohl auch Greenberg klar. Gegenüber  der Universität sagte er: „ Es wird viel Geld für Algorithmen ausgegeben, die entscheiden, welche Musik man vielleicht hören will, zum Beispiel auf Spotify oder Apple Music. Wenn die Anbieter wüssten, wie ein Einzelner denkt, könnten sie in Zukunft ihre Musikempfehlungen besser auf denjenigen einstellen.“

magdalena-naporra

Text: jetzt-redaktion - Foto: photocase.com / Flügelwesen

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