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Kalter Kaffee mit Leonardo und Tobey

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Don’s Plum (1995-2000)
Mit: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Heather McComb, Jenny Lewis, Amber Benson u.a.

Warum diesen Film auf DVD? „Don’s Plum“ ist ein Frühwerk der beiden Superstars Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire. Wegen einer Klage der beiden darf der Film in Kanada und den USA weder im Kino gezeigt noch auf DVD vertrieben werden. Für Deutschland gilt das Verbot zum Glück nicht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Worum geht’s?
Im Jahre 1995 kamen einige befreundete Schauspieler zusammen, noch keiner von ihnen wirklich berühmt, und drehten unter der Regie von R.D. Robb einen improvisierten Film mit kleinem Budget: „Don’s Plum“. Da das Geld für die Fertigstellung des Films fehlte, kam der Film nicht in die Kinos, sondern lagerte erst einmal in irgendeiner Schublade. Nach kurzer Zeit allerdings wurden zumindest zwei der acht Darsteller, Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire, durch andere Filmen ziemlich berühmt. Und plötzlich wollten sie nicht mehr, dass dieser erst ein paar Jahre alte Film jemals einem Publikum präsentiert wird, schon gar nicht als Spielfilm. „Don’s Plum“, Arbeitstitel „Saturday Night Club“, sei sowieso schon immer als Kurzfilm geplant gewesen, sagten sie. Und weil sie so überhaupt gar nicht wollten, dass dieser Film an die Öffentlichkeit kommt, leierten Leonardo und Tobey zusammen einen Rechtsstreit gegen Polo Pictures Entertainment an, dem Verleih, der die Rechte an dem Film besitzt. Der Streit wurde 1999 beigelegt mit dem Ergebnis, dass "Don's Plum" in Kanada und den USA nicht vertrieben werden darf. Trotz, oder vermutlich gerade wegen des Rechtsstreits, der die Popularität des Films steigerte, hat sich 2000 die dänische Produktionsfirma Zentropa bereit erklärt, die Postproduktion von „Don’s Plum“ zu übernehmen. Der Film darf zwar nach wie vor nicht in Nordamerika gezeigt werden, in allen anderen Ländern dafür schon. Premiere hatte „Don’s Plum“ 2001 auf der Berlinale.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und was ist so schlimm an diesem Film, dass DiCaprio und Maguire gleich einen Rechtsstreit vom Zaun brechen? Zunächst stehen mehrere Vermutungen im Raum. Erstens: Der Film und/oder die schauspielerische Leistung ist so grottenschlecht, dass sich die Schauspieler von dieser Schande nie wieder erholt hätten. Zweitens: Man sieht einen oder beide Schauspieler nackt oder in allzu expliziter Pose. Sieht man sich den Film an, verlieren sich diese Vermutungen allerdings schnell, denn schlecht ist der Film sicher nicht. „Don’s Plum“ entstand ohne ausgearbeitetes Drehbuch, gefilmt wurde mit kleinem Budget im Lieblingscafé der Freunde in schwarz-weiß. Es ist die Geschichte einer Jungsclique (Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Scott Bloom und Kevin Conolly), die sich wie jeden Samstagabend in ihrem Stammcafé „Don’s Plum“ treffen. Für diesen Abend haben sie sich vorgenommen, dass jeder ein Date mitbringen muss. Bald sitzen vier Jungs, die beste Freunde sind und drei Mädchen (Jenny Lewis, Meadow Sisto, Amber Benson und später Heather McComb), die weder die Jungs noch sich gegenseitig kennen, an einem Cafétisch und reden, worüber man an einem stinknormalen Samstagabend eben so redet: Masturbation, Homosexualität, Nutten, das Proletariat und Toleranz. Sie spielen Trinkspiele (offenbar mit Kaffee!) beschimpfen und beleidigen sich gegenseitig und versöhnen sich wieder. Ein Mädchen verlässt weinend das Lokal, eine andere wird später noch den Knutschpartner wechseln. Manchmal wirkt das alles etwas gezwungen, manchmal aber auch so spontan und authentisch, dass eine interessante Beziehung zwischen den Figuren entsteht, die zwischen Aggression, Desinteresse, Hilflosigkeit und einem Gefühl von tiefer Verbundenheit schwankt. "Don's Plum" ist ein Portrait der orientierungslosen und gelangweilten amerikanischen Vorstadtjugend in den Neunzigern, das inzwischen an Aktualität verloren hat und eher als Zeitdokument zu sehen ist. Schämen muss man sich für "Don's Plum" jedefalls nicht. Zwar merkt man den Akteuren, auch DiCaprio und Maguire, an, dass sie noch in der Probierphase sind. Das beweist aber lediglich, dass jeder klein anfängt und wie wichtig ein gutes Drehbuch und professionelle Regieanweisungen für einen Schauspieler sind, um sein Talent voll zu entfalten. Die zwei Popos übrigens, die in „Don’s Plum“ zu sehen sind, gehören nicht den beiden Superstars. Wirklich peinlich ist nur Tobey Maguires strähniger Pilzkopf mit angeklatschtem Pony, aber als Schönling hat sich Maguire auch später nie präsentiert. Bliebe die dritte Theorie, warum der Film verboten werden sollte, nämlich dass die Schauspieler in „Don’s Plum“ soviel improvisiert haben, dass sie am Ende sich selbst spielten, was ihnen später zu heiß wurde. Besonders Leonardo DiCaprio kommt nicht besonders gut weg, er spielt Derek, einen aufbrausenden, unsympathischen Typen, der mit sich selbst nicht klar kommt. Aber von der Rolle auf den Schauspieler schließen zu wollen ist bei jedem Film unsinnig, auch bei „Don’s Plum“. Der Film sagt höchstens etwas über das Lebensgefühl einer ganzen Schauspielergeneration aus, die Mitte der neunziger jung war und am Scheidepunkt ihrer Karriere stand. Maguire und DiCaprio haben den Weg Richtung großer Erfolg eingeschlagen und vielleicht wollen sie den jetzt einfach nicht mehr mit ihren alten Freunden teilen. Aber mit uns müssen sie ihre Anfänge teilen, die Zeit, in der sie noch einfach junge Schauspieler einer etwas orientierungslosen Generation waren.

Bestes Bonusmaterial:
Traurig aber wahr: Das Bonusmaterial besteht, abgesehen vom Trailer und ein paar Screenshots, nur aus Text. Einigermaßen lesenswert sind da noch die Biographien der Schauspieler. Da entfaltet Hollywood als großer, fetter Inzesthaufen mal wieder seine ganze Schönheit: Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire spielten (noch vor „Don’s Plum“) zusammen in „This Boy’s Life“, Maguire wiederum hat in „Pleasantville“ zusammen mit Jenny Lewis gespielt und in „S.F.W. – So Fucking What“ mit Amber Benson, die wiederum einige Jahre in „Buffy – Im Bann der Dämonen“ als Willows Freundin auftrat, wo ja auch eine Zeitlang Eliza Dushku als Faith spielte, die wiederum schon in „This Boys Life“ zu sehen war und so weiter.

Schlechtestes Bonusmaterial:
Die Screenshots. Da der Film nicht gerade durch seine außergewöhnlichen Bilder überzeugt, hätte man sich das sparen können.

Schönstes Standbild:
Eine Stunde lang sitzen die Freunde zusammen an einem Cafétisch, aber den ganzen Tisch sieht man nur in einer einzigen Einstellung: bei 0:48:48.

Wann ansehen: Zusammen mit der besten Freundin, mit der man früher Leonardo-DiCaprio-Artikel aus der Bravo ausgeschnitten hat.

Die DVD „Don’s Plum“ (Kinowelt) ist ab sofort im Handel erhältlich.

[Bilder: Kinowelt]

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