Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Night Fever, Night Fever, we know how to do it

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Was geschah mit Harold Smith? (1999)
(„Whatever Happened to Harold Smith?“) Mit: Michael Legge, Laura Fraser, Stephen Fry, David Thewlis u.a.

Warum diesen Film auf DVD? Ein schöner, schräger, britischer Film, der bei uns nie in den Kinos war und jetzt weltweit zum ersten mal auf DVD erscheint.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Worum geht’s?
Was geschah mit Harold Smith, fragt der Film, doch eigentlich interessiert er sich nicht wirklich für eine Antwort. Vielmehr scheint er zu fragen: Was, verdammt nochmal, war da eigentlich 1977 los? Zu Beginn des Films ist Harold Smith schon tot, sein Sohn, Vince, bringt seine Urne in einen Freizeitpark, um dort, während einer Achterbahnfahrt, die Asche zu verstreuen. Vince blickt zurück und erzählt die Geschichte vom Sommer 1977, in der es irgendwie um seinen Vater geht, aber eigentlich viel mehr um Vince selbst und ein Mädchen namens Joanna. 1977 ist Vince 18 Jahre alt und lebt mit seinem Vater Harold und seiner Mutter in einem spießigen Häuschen in einer kleinen Stadt in Yorkshire, England. Es ist das Jahr des „Fieber“-Wahns, Disco liegt in der Luft und Liebe. Außerdem ist es das Jahr, in dem Vinces Vater, von Fernsehauftritten von Uri Geller inspiriert, seine übernatürlichen Fähigkeiten entdeckt. Er liest Gedanken, bewegt Gegenstände und hält Uhren an. Da bei seinem ersten Auftritt in einem Altenheim drei der Zuschauer sterben, bekommt Harold zuerst Ärger mit der Polizei und erlangt dann nationale Berühmtheit als der Mann, der Wunder vollbringen kann, der Messias von Yorkshire. Für Vince Mutter rufen ständig Männer an, dann muss sie schnell weg, ihren Kindern sagt sie, sie treffe sich mit ihrer Freundin Betty. Obwohl Vince Kollegin Joanna offensichtlich in ihn verliebt ist, ist er zu schüchtern, um auf ihre Avancen einzugehen und macht jede noch so eindeutige Situation kaputt. Außerdem verliebt er sich plötzlich spontan in ein Punk-Mädchen, reißt sein John-Travolta-Poster von der Wand und wird von einem auf den anderen Tag Anarchist.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Handlungsstränge in „Was geschah mit Harold Smith?“ sind bunt durcheinander gewürfelt, so bunt wie der Film auch optisch ist. Mit einer wunderschön überdrehten Mischung aus Ironie, Witz und Nostalgie porträtiert der Film die Siebzigerjahre und all ihre Wirrungen. Das ist mit viel Liebe zum Detail und vielen kleinen Nebenwitzen umgesetzt, zusätzlichen Charme bekommt der Film dadurch, dass er britisch ist und man ihm das sehr anmerkt. Die Figuren sprechen nicht nur wunderbaren britischen Akzent (nicht immer leicht zu verstehen und auf der DVD gibt es leider keine englischen Untertitel), sie sind auch alle so schrullig, wie es nur Briten sein können. Besonders Tom Courtenay ist großartig in der Rolle des Harold Smith, nur durch seine Körperhaltung und seine Augen malt er ein liebevolles Portrait von dem englischen Kleinbürger, der kein Messias sein, sondern nur eine Tasse Tee und seinen Fernseher will. Am Ende wird die Rahmenhandlung wieder aufgenommen, Vince steht mit der leeren Urne im vergnügungspark und auch wenn wir nicht wirklich wissen, was jetzt eigentlich genau los war mit seinem Vater, haben wir doch das Gefühl, es war eine gute Zeit, für Harold, Vince und die anderen. Und für uns Zuschauer.

Bestes Bonusmaterial:
Das Making Of. Nicht gerade berauschend, sehr kurz und viel übliches „I just loved the script, I could’t stop laughing“, aber okay.

Schlechtestes Bonusmaterial:
Die Ausstattung der DVD ist insgesamt mal wieder eher mager, vor allem das Navigieren im Hauptmenü und den Untermenüs gestaltet sich etwas schwierig, man landet immer da, wo man eigentlich nicht hin will. Aber besonders überflüssig sind die Biographien. Es ist ja immer etwas mühsam, seitenweise Text auf dem Fernsehbildschirm zu lesen, aber bei DER Schriftart und Schriftgröße ist es einfach eine Unmöglichkeit.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Schönstes Standbild:
Kein einzelnes Bild, sondern eine ganze Szene: von 1:24:00 bis 1: 26:00 tanzt Vince in einem Punkschuppen, umgeben von Anarcho-Typen, unbehelligt seinen Boogie, was schon sehr sehenswert ist.

Wann ansehen: Sonntags, zum five-o’clock-tea, mit einer Tasse Earl Grey.

Die DVD „Was geschah mit Harold Smith?“ (Epix) ist seit 8. Juni im Handel erhältlich.

[Bilder: Epix]

  • teilen
  • schließen