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Wie Marietta Slomka CSU-Mann Alexander Dobrindt zerlegt

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Man kennt Alexander Dobrindt für seine markigen Worte. Für seine vollmundigen Statements, mit denen er immer wieder gerne nur ein paar Zentimeter über Stammtisch-Niveau segelt. Die ZDF-Moderatorin Marietta Slomka hat in einem Interview in der gestrigen Ausgabe des heute journals sachlich und eindrucksvoll gezeigt, wie wenig von Dobrindts sloganhaften Argumenten übrigbleibt, wenn man sie mit kritischen Fragen seziert.

Anlass für das Interview war ein Gastbeitrag, den der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag für die Tageszeitung Die Welt geschrieben hat. „Wir brauchen eine bürgerlich-konservative Wende“, heißt Dobrindts Text. Er kritisiert darin die 68er-Bewegung und fordert eine konservative Revolution.

Marietta Slomka fragt zunächst, ob Helmut Kohl denn nichts erreicht habe und wieso Dobrindt sich heute noch an den Alt-68ern abarbeiten müsse. Er kommt in seiner Antwort auf die bürgerlich-konservative Mehrheit zu sprechen, die das Gefühl habe, dass sie „im linken Meinungsmainstream nicht wirklich vorkommt“. Slomka greift daraufhin eine Stelle aus Dobrindts Gastbeitrag auf, an der er schreibt, Deutschland sei nicht Prenzlauer Berg. „Ich weiß jetzt nicht, welche Vorstellung Sie vom Prenzlauer Berg haben“, sagt Slomka, „aber da wohnen nun vor allem deutsche Familien mit kleinen Kindern, die so bürgerlich sind, dass sogar ein Eiscafé Ärger wegen Ruhestörung bekommt.“ Sehr berechtigt also ihre Nachfrage, gegen wen er dort eine Revolution anführen wolle.

Überhaupt, das Wort Revolution: Nachdem Dobrindt von den Wählern spricht, die die etablierten Parteien an die AfD verloren haben, möchte Slomka von ihm wissen, weswegen er sich mit „Revolution“ einer Wortwahl bedient, die eben jene Protestparteien gebrauchen. Sie fragt: „Eine Revolution ist nicht nur ‚Wir wollen wieder ein bisschen bürgerlicher werden’, eine Revolution ist Aufstand, Systemveränderung, radikaler Wandel. Sind Sie sicher, dass das deutsche Bürgertum eine Revolution möchte?“ Dobrindt gerät daraufhin mehr und mehr ins Schlittern: Man gebrauche den Begriff ja auch für die digitale Revolution – Einwand Slomkas: Diese hat unser Leben ja tatsächlich grundlegend verändert.

Egal, wie sehr Alexander Dobrindt während des restlichen Gesprächs versucht, sich herauszulavieren: Es wird nichts mehr. Marietta Slomka sägt mit jeder Frage weiter an Dobrindts wackliger Argumentation – bis sie in sich zusammenfällt. Als sie sich für das Gespräch bedankt, zerkaut der CSU-Politiker sein „Ja, gerne“ mehr, als er es sagt.

In den sozialen Netzwerken wird Marietta Slomka für ihr Interview gerade gefeiert. Letztlich hat sie nämlich gezeigt: Ein wirksamer und dabei fairer politischer Schlagabtausch geht genau so.

jwh 

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