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Auch US-Promis protestieren nun kniend gegen Trump

Foto: Amy Harris/AP

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Schwarze Musiker wie Pharell Williams, Stevie Wonder und John Legend protestieren seit vergangener Wochen öffentlich gegen rassistische Polizeigewalt und Donald Trump – indem sie auf der Bühne auf die Knie gehen. Aber auch Musiker wie Eddie Vedder und die Schauspieler des Casts „Stark-Trek: Discovery“ unterstützen inzwischen auf Knien den Protest. George Clooney hat sogar ein Gedicht geschrieben, in dem er am Ende beteuert: „I kneel“. Damit erweitern die Promis einen heftigen Streit, der seit vergangener Woche zwischen der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL und Trump geführt wird. 

Besonders symbolträchtig war, dass Pharell und Wonder in Charlottesville, Virginia, auf die Knie fielen. Also an dem Ort, an dem Rassisten im August dieses Jahres aufmarschierten. Gegendemonstranten der „Black Lives Matter“-Bewegung hielten dagegen. 19 Menschen wurden verletzt, eine Frau starb sogar, als ein Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten gesteuert wurde.

Der Kniefall gilt innerhalb der NFL schon seit vergangenem Jahr als Zeichen gegen rechts. Da gingen nämlich das erste Mal drei schwarze Footballer der San Francisco 49ers während der Nationalhymne auf die Knie, um so gegen Polizeigewalt und Diskriminierung zu protestieren. Seitdem knien etliche vor allem schwarze, aber auch weiße Spieler auf dem Feld, während die Hymne abgespielt wird. Diese Form des Protests hat sich so vor allem in den vergangenen Monaten im amerikanischen Profi-Football etabliert. 

Damit kann sich US-Präsident Donald Trump allerdings anscheinend nicht abfinden. Während einer Rede in Huntsville, Alabama tobte er: „Würdet ihr es nicht lieben, dass, wenn jemand unsere Flagge nicht respektieren will, einer der Besitzer der NFL-Mannschaften endlich mal sagen würde: 'Schmeißt diesen Hurensohn vom Feld, raus, er ist gefeuert!'?“ 

Durch diese Aussage hat Trump zunächst genau das Gegenteil von dem erreicht, was er erreichen wollte: Ganze Mannschaften knien nun zur Nationalhymne oder bleiben sogar in der Kabine, während diese abgespielt wird. Der Basketballspieler Stephen Curry lehnte eine Einladung ins Weiße Haus ab und inzwischen schließen sich eben auch viele Musiker an. Der Kniefall ist Zeichen einer Protestbewegung – nicht mehr nur gegen rechte Polizeigewalt, sondern auch gegen Trump. Nicht mehr nur von NFL-Spielern, sondern auch außerhalb des Sports.

 

Der Streit wird deshalb – wie sollte es anders sein – auf Twitter weiter geführt. Dort wütet Trump auf seinem privaten Account seit Tagen weiter gegen die NFL und ruft sogar zum Boykott auf: Die Football-Spiele seien ohnehin langweilig, da könnten die Fans doch auch einfach fern bleiben und so Respekt für ihr Land einfordern. 

Während die NFL-Spieler also momentan viel Unterstützung durch andere Prominente auf Knien erfahren, steht auch Trump nicht alleine da. Vielmehr bekommt er auch von Fans der NFL positives Feedback. Der Patriotismus scheint in weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung noch größer als die Liebe zum Sport: Viele stellen sich hinter ihren Präsidenten, twittern von Patriotismus und Respekt und beteuern, dass sie ab sofort sowohl die NFL als auch die Musiker, die auf der Bühne gegen Trump knieten, boykottieren wollen. Inzwischen gibt es sogar eine feurige Gegenkampagne zum Kniefall: Wütende Football-Fans verbrennen ihre Trikots und stellen Videos davon ins Netz. 

Auch die Pressesprecherin des Weißen Hauses Sarah Huckabee Sanders nahm Trump für seine Ausfälligkeit gegenüber der NFL-Spieler in Schutz: „Hier geht es nicht darum, dass der Präsident gegen jemanden wäre. Hier geht es darum, dass der Präsident und Millionen Amerikaner für etwas sind. Dafür, die Flagge zu ehren, die Nationalhymne und die Männer und Frauen, die dafür gekämpft haben, sie zu verteidigen.“

 

Donald Trump scheint, zumindest bei seiner Anhängerschaft, einen Nerv getroffen zu haben: Die Amerikaner sind stolz auf Flagge und Land – und anscheinend noch stolzer auf einen Präsidenten, der versucht, den US-Bürgern verbal Respekt gegenüber ihrem Heimatland einzuprügeln.

 

 

lath

 

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