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Stadtpolizei Zürich will Rassisten keine Argumente liefern
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Mittlerweile kennt man das leider ganz gut: Wenn ein Tatverdächtiger eine ausländische Staatsbürgerschaft besitzt und diese öffentlich bekannt wird, drängen sich rassistische Hetzer um die Social-Media-Stammtische. Trommeln gegen Flüchtlinge, posten hasserfüllte Kommentare und versuchen, eine Tat mit der Herkunft eines Menschen zu erklären.
In der Regel haben sie vorher aus den Medien von der Nationalität eines Tatverdächtigen erfahren. Die Stadtpolizei Zürich will künftig vermeiden, dass Hetzer durch die Berichterstattung über Kriminalfälle angestachelt werden. Deshalb wird sie in ihren Polizeimeldungen nicht mehr automatisch die Herkunft eines mutmaßlichen Täters nennen. Stattdessen gibt sie diese nur noch preis, wenn Medien dezidiert danach fragen.
In den vergangenen zwanzig Jahren habe sich die Kriminalitätsberichterstattung verändert, schreibt das Zürcher Sicherheitsdepartement unter dem Vorsitz von Richard Wolff (Alternative Liste). Vereinzelte Polizeipressestellen haben damals angefangen, neben dem Alter und dem Geschlecht eines Verhafteten auch dessen Herkunft zu nennen. Während diese früher in Artikeln meist nicht genannt wurde, sei das mittlerweile die Regel.
Für das Sicherheitsdepartement ist diese Entwicklung irreführend: „Indem man die Nationalität nennt, wird suggeriert, damit lasse sich die Tat ein Stück weit erklären. Dies verdeckt aber nur, was die eigentlichen Ursachen für kriminelle Handlungen sind: Armut, tiefes Bildungsniveau, Stigmatisierung in der Schweiz, Mutproben, mangelnde soziale Kontrolle, Kriegstraumata, Drogenkonsum und andere. Es handelt sich bei der Nationalitätennennung also um eine Scheintransparenz, welche die Ursachen von Kriminalität verdeckt.“
Für seine Entscheidung hat das Sicherheitsdepartement den Präsidenten des Schweizerischen Presserates und zwei Medienethiker der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) befragt. Alle drei halten es für „unsachlich und in der Tendenz diskriminierend“, wenn die Nationalität regelmäßig genannt wird. Außerdem hat die Behörde sechs Chefredakteure befragt, unter anderem bei der NZZ, dem Tages-Anzeiger und dem SRF. Unter ihnen fiel das Urteil anders aus: Während drei Chefredakteure die gängige Praxis ebenfalls als tendenziell diskriminierend einstufen, widersprechen die anderen dieser Einschätzung.
Die Stadtpolizei Zürich wird künftig trotzdem darauf verzichten, die Nationalität in ihren Polizeimeldungen automatisch zu nennen. Einzige Ausnahme: Fahndungsaufrufe. Wenn mutmaßliche Täter flüchtig sind, sollen die Bürger weiterhin deren Herkunft erfahren.
jwh