Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Chelsea Manning: Letzte Chance auf Begnadigung?

Foto: rtr

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die seit 2010 in Militärhaft sitzende Whistleblowerin Chelsea Manning hat laut Berichten des Nachrichtensenders NBC gute Chancen auf eine Begnadigung durch Präsident Barack Obama. Einer anonymen Quelle aus dem US-Justizministerium zufolge hat der scheidende Präsident sie auf eine "short-list" für mögliche Begnadigungen gesetzt. Manning selbst hatte sich im November mit einem Brief an ihn gewendet, der inhaltlich dasselbe fordert, wie eine am Folgetag gestartete Petition: Das Haftmaß auf die bereits abgesessene Zeit im Militär-Gefängnis zu verkürzen.

Manning wurde 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt, da sie der Enthüllungsplattform Wikileaks 2010 vertrauliche diplomatische Meldungen, Videos und Dokumente zugespielt hatte. Besonders ein Video (Triggerwarnung: dieser Link führt zu den Kriegsszenen) aus einem US-Helikopter im Irak, durch dessen Maschinenkanonenfeuer zahlreiche Zivilisten und zwei Reuters-Kriegsberichterstatter ums Leben kamen, führte damals zu einer Debatte über den unverhältnismäßigen Waffeneinsatz der US-Streitkräfte.

Seit Jahren setzen sich Mannings Verwandte und Unterstützer wie Human Rights Watch, Edward Snowden (der selbst auf eine Begnadigung hofft) und Filmregisseur Michael Moore für ihre Begnadigung ein.

Deborah Manning, Chelsea Mannings Tante, gab sich gegenüber NBC zuversichtlich: "Seit sie verurteilt wurde, hatte ich noch nie so viel Hoffnung." Angesichts des baldigen Endes von Obamas Präsidentschaft sagte sie aber auch: "Ich glaube, es ist die letzte Hoffnung  für die nächste Zeit." Die Entscheidung über Mannings Begnadigung soll am kommenden Mittwoch, den 18. Januar, fallen. 

 

Manning ist eine Trans-Frau, die früher als Bradley Manning in der US-Armee diente und 2013 offiziell ihren Namen änderte. Unter Obama öffnete das Pentagon seine Politik gegenüber Transgender-Menschen im Militär hin zu mehr Toleranz. Manning klagte erfolgreich für eine Behandlung ihrer diagnostizierten Geschlechtsidentitätsstörung. Seitdem muss das Militär, dem sie nach wie vor offiziell angehört, ihr Mittel für eine Hormon-Therapie zur Verfügung stellen. Ihr psychischer Zustand ist kritisch, sie hat in Haft bereits zwei Suizidversuche unternommen.

 

Manning und ihre Unterstützer fürchten, dass die Therapie unter dem künftigen Präsidenten Trump wieder gestrichen werden könnten, da er die "politische Korrektheit" im Umgang mit Trans-Menschen beim Militär in der Vergangenheit als in Teilen "lächerlich" bezeichnet hatte.

 

Auch die Chancen auf einen weniger harten Umgang mit Whistleblowern wie Manning dürften unter Trump nicht unbedingt steigen. Über Edward Snowden hatte dieser einmal gesagt: "Das ist ein übler Typ. Es gibt da immer noch diese Sache namens Hinrichtung."

 

qli

 

  • teilen
  • schließen