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12. März 2003

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Christoph Amend: „Morgen tanzt die ganze Welt – die Jungen, die Alten der Krieg“ „Ich will dieses Land verstehen“ sang der Hamburger Liedermacher Bernd Begemann Anfang der Neunziger und wurde dafür von vielen Linken angegriffen. Christoph Amend – ehemaliger jetzt-Redakteur und mittlerweile Leiter der Sonntagsausgabe des Tagesspiegel – hat sich ebenfalls auf den Weg gemacht, um dieses Land zu verstehen und ein sehr gutes und bewegendes Buch geschrieben. Christoph Amend hat mit dem Historiker Joachim Fest darüber gesprochen, wie es ist, seinen bis heute besten Freund im Krieg zu verlieren. Lässt mit Egon Bahr den engsten Berater Willy Brandts erzählen, wie ihn der Beschuss durch ein feindliches Flugzeug auch nach 60 Jahren noch im Traum heimsucht. Er stellt fest, dass der Journalist Hellmuth Karasek immer noch die komplette Hierarchie der Wehrmacht aufsagen kann und hört zu, wie der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Ängste schildert, die er als junger Soldat hatte, was er wusste und woran er glaubte. Parallel zu den Portraits und Gesprächen der „Großväter der Republik“ schildert er die Lage der Generation ihrer Enkel, die sich ebenfalls an einem Wendepunkt befindet. Vorbei ist die Zeit von Internet-Hype, viel Geld und endlosen Partys, die ersten Altersgenossen ziehen wieder in den Krieg (auch wenn er jetzt Friedensmission heißt). Der Glaube, genau verstanden zu haben, wie das Leben läuft und unverwundbar zu sein, hat sich als Trugschluss erwiesen. In Kapiteln wie „Warum ich nachts in einem Berliner Club einer Blondine beinahe ein Gespräch über den Irak-Krieg aufdränge“, stellt der Autor die Frage, wie wir über die Erziehung unserer Eltern durch ihre Eltern geprägt werden, warum wir uns so wenig mit ihnen auseinander setzen und „warum wir lieber über Nutella-Gläser diskutieren, als unsere Großeltern nach Hitler zu fragen“. Es ist wichtig, dass dieses Buch seinen Weg in die Klassenzimmer findet. Dass Lehrer und Schüler es gemeinsam lesen und darüber sprechen. Dass klar wird, dass es nicht um die Vererbung von Schuld geht, wenn man über das NS-Regime spricht, nicht um Verstehen im Sinne von Verständnis, sondern von Begreifen. Denn davon sind wir noch weit entfernt. Das Buch erscheint heute im Karl Blessing Verlag – 220 Seiten, 20 Euro Hier kannst du das Buch bei amazon bestellen.

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