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26. Januar 2004

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Foto: Warner; Brody Dalle von den Distillers trägt viel Lippenrot. My First Restraining Order Spricht man von Brody Dalle, der Sängerin der Band The Distillers fällt schnell der Name Courtney Love. Das hat eine Reihe von Gründen: Angefangen von ihrem lasziven Auftreten, dem großflächig verteilten knallroten Lippenstift und dem Sound ihrer Band, die auf ihrer neuen Platte „Coral Fang“ mehr als nur gelegentlich nach Loves Band Hole klingt. Bis hin zur dramatischen Lebensgeschichte Dalles, die ein perfektes Drehbuch für eine Punk-Seifenoper abgeben würde: Brody Dalle, die im australischen Sydney aufwuchs, ist mit 13 bereits von zwei Schulen geflogen; in Interviews erzählt sie, dass sie damals regelmäßig von Cops nach Hause gezerrt wird, übersät mit Knutschflecken. Mit 14 hat sie ihre erste Band, mit 16 verlässt sie die Schule endgültig, flirtet mit Heroin. Am Abend vor ihrem 17. Geburtstag trifft sie Tim Armstrong, einen Big Player der amerikanischen Punkszene, Gründer der millionenschweren Band Rancid. Die beiden beginnen eine Affäre; als er wieder in den USA ist, versucht Dalle Selbstmord zu begehen, drei Monate später holt er sie nach L.A. – sie heiraten mehr oder weniger umgehend. Heute ist Brody Dalle 25, die Ehe mit Armstrong wurde nach sechs Jahren geschieden, und seit sie mit Josh Homme, dem Sänger von Queens Of The Stone Age zusammen ist, herrscht dicke Luft in der Punkszene von L.A. Gegen Armstrong hat sie nach diversen Drohungen eine so genannte „restraining order“ erwirkt, die besagt, dass er sich von ihr fernhalten muss. In den letzten Tagen der dysfunktionalen Beziehung zwischen Brody und Armstrong entstand „Coral Fang“, ein Album wie eine Psychiatercouch. Songtitel wie „Drain The Blood“, „Die On A Rope“ oder „Death Sex“ zeigen relativ schnell und unmissverständlich die Richtung an, in die die Reise auf dem Rasierklingenrücken geht: Verzweiflung, Drama, Missbrauch, Selbsthass. Bezogen sich die ersten beiden Alben der Distillers noch auf den Punk der 80er, klingt die neue Platte dagegen wie eine Rückbesinnung auf die Alternarocktage der mittleren 90er. Das Flanellhemd haben sie damit bestimmt nicht neu erfunden, aber „Coral Fang“ klingt dennoch deutlich spannender und energetischer als alle Sums41s bzw. Korns dieser Welt zusammen. Ach ja, Tim Armstrong hat inzwischen auch wieder eine Beschäftigung gefunden: Er hat einen Großteil des letzten Pink-Albums geschrieben. „Coral Fang“ von den Distillers erscheint heute bei Sire / Warner.

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