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Affentraining für Mel Gibson

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"Michaela und ich sind für unsere Abschlussarbeit mit einem Austauschprogramm unseres Professors nach Mexiko gegangen. Vier Monate waren wir schon in Catemaco, einer Kleinstadt im Bundesstaat Veracruz, als wir erfahren haben, dass dort ein Hollywoodfilm gedreht werden soll: Mel Gibsons Maya-Epos „Apocalypto“

Aus Jux haben wir uns als Statisten beworben. Aber das hat sich schnell erledigt, weil in dem Film keine weißen Frauen vorkommen. Der Mann, bei dem wir uns beworben haben, hat uns aber noch gefragt, was wir in Mexiko machen und als wir ihm erzählten, dass wir mit Affen forschen, hat er uns an die Tiertrainer weiter vermittelt. Die wollten von uns nur wissen, ob wir Affen trainieren können. Wir haben einfach ja gesagt und so sind wir an unseren Job gekommen. Wir haben ein junges Klammer-Affen-Weibchen für eine Szene in Mel Gibsons neuem Film „Apocalypto“ trainiert. In dieser Szene sollte der Sohn des Hauptdarstellers mit ihr spielen, woraufhin der Affe sauer wird und den Jungen mit einem Stock angreift. Das klingt einfach, ist aber für einen Klammeraffen sehr schwierig, der nicht so intelligent wie ein Menschenaffe ist. Für das Weibchen war es völlig unlogisch, überhaupt einen Stock aufzuheben und dann auch noch den Jungen anzugreifen. Wir hatten zwei Wochen für das Training Zeit. Das funktioniert nur über Belohnung. Wir haben versucht, sie mit Bananen und Trauben dahin zu kriegen, den Stock aufzuheben und die Szene durchzuspielen. Dazu mussten wir versuchen, ihr ein angenehmes Gefühl zu vermitteln. Und sie so trainieren, dass sie es auch ohne Belohnung macht. Das Problem ist ja: Mit einem Tier kann man nicht fünf Stunden am Stück trainieren und dann wieder aufhören. Eher so: mal zehn Minuten trainieren, dann wieder eine Stunden Pause, dann wieder trainieren. Wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass zwei Wochen Training viel zu wenig Zeit für dieses Kunststück waren.

Die Dreharbeiten hatten da schon angefangen und wir waren jeden Tag vor Ort, weil die Tiere immer parat sein mussten. Man wusste nie, wann eine Szene dran kommt, weil das vom Wetter, den verfügbaren Kameras und dem Drehplan abhängt, der sich ständig geändert hat. Und so haben wir jeden Tag jemanden kennen gelernt und auch Mel Gibson fast täglich gesehen und ihm beim Arbeiten zugeschaut. Ich hatte den Eindruck, dass Filme machen wirklich seine Leidenschaft ist. Man hört ja auch, dass er sehr christlich sein soll, aber abgesehen von einem Kreuz an einer Halskette, haben wir davon auch nichts gemerkt. Am tollsten fand ich, dass wir während dieser vier Wochen so viele Menschen aus den verschiedensten Ländern kennen gelernt haben. Den Maskenbildner, den Gärtner, den Waffenschmied, die Schauspieler – man hat sich ein bisschen wie in einer großen, sehr internationalen Familie gefühlt. Die Szene wurde dann einmal gedreht und ist nicht wirklich perfekt gelaufen. Ob die im Film ist, werden wir morgen sehen. Da gehen wir ins Kino und schauen uns den Film an. Freikarten haben wir nicht bekommen. Aber ich freue mich auch so, alle Schauspieler und auch die Tiere wieder zu sehen, den Leopard, den Klammeraffen und den Tapir. Unsere Diplomarbeiten wurden übrigens für gut befunden!" Verena Bauer, 25 hat in Catemaco über lateralisiertes Verhalten geforscht. Dabei ging es darum, mit welcher Hand Klammeraffen welche Tätigkeiten durchführen. Michaela Völkl, 24, hat den Geruchssinn von Affen erforscht und herausgefunden, bis zu welcher Verdünnung ein Klammeraffe bestimmte Stoffe riechen kann. Der Film "Apocalypto" ist ab Donnerstag, 14.12. im Kino. Bilder: privat

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