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Alle meine Exen (5): Der Ex, der einem peinlich ist

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Ab und zu kommt es vor, dass man gefragt wird, mit wie vielen Typen man eigentlich schon zusammen war und wie die so waren. Nicht im Bett, sondern vom Charakter her. Solche Fragen werden meist in betrunkenem Zustand verhandelt - bei einem Damenabend, aber gerne auch mal bei den ersten Ausgehversuchen mit dem frischen Schwarm. So unterschiedlich die beiden Situationen sind, ich stelle dennoch immer das gleiche Verhalten an mir fest: einer taucht in meiner Erzählung nie auf. Ich verschweige ihn, weil er nicht in das Bild von mir passt, das ich sowohl meinen Freundinnen als auch meinem neuen Angebeteten und vor allen Dingen mir selber vermitteln will.

Er ist mir peinlich. Und mit ihm alles, was auch nur im Entferntesten mit ihm zu tun hatte. Deshalb muss man nach dem Peinlichen alle Habseligkeiten zusammenraffen und so schnell wie möglich verschwinden. Nur dann schafft man es, diesen Fehltritt langsam zu verdrängen. Und warum ist dieser Mensch so peinlich? Natürlich gibt es dafür tausend verschiedene Gründe und bei jedem ist es ein anderer. Das ist ja immer so. Aber ich glaube, im Grunde ist weniger der Mann peinlich, sondern man selber schämt sich. Dafür, dass man einer so unglaublichen Geschmacksverirrung anheim fallen konnte. Und noch viel im Grundiger ist auch diese Geschmacksverirrung nur eine Rechtfertigung für diesen riesigen Fehltritt. Denn der, der einem peinlich ist, ist nicht der, der einem heute so wahnsinnig auf die Nerven fällt, weil man sich auseinander gelebt hat. Der, der einem peinlich ist, hat einen erniedrigt und im Frausein gekränkt. Es ist - der Frauenheld, oh Schreck! Der, bei dem man immer dachte: Ich nicht. Ich bin nicht so wie die anderen dummen Hühner. Auf den fall’ ich doch nie rein! Mit dem red' ich erst gar nicht, so doof ist der. Und dann ergibt es sich, dass man eines Abends auf einer Party oder beim Ausgehen plötzlich doch nebeneinander steht und ins Gespräch kommt. Und siehe da, der Frauenheld-Arsch ist ja eigentlich ganz nett. Und dazu charmant und lustig und intelligent. Und er macht so viele Komplimente, das ist ja schön. Und schwuppdiwupp, ist’s um einen geschehen. Kein Warnen von Freunden hilft mehr, denn bei einem selbst wird alles anders. Das ist ja klar. Schließlich ist man anders als all die dummen Hühner vorher. Einem selbst wird er treu bleiben. Ich werde die Liebe seines Lebens. Das vielleicht schon – aber nur für die nächsten sechs Wochen. Dann macht er Schluss – und man selbst muss der Realität ins Auge sehen: Ich bin ein dummes Huhn, wie peinlich. Foto: Reuters +++ Hier geht es zu den anderen Teilen der Serie: Teil 1: Der erste Ex Teil 2: Die Ex, mit der man sich noch gut versteht. Teil 3: Der Arsch Teil 4: Die "Sex mit der Ex"-Ex

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