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Alles Pop?

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Saufen, koksen und Hotelzimmer zertrümmern oder auf dem Techno-Rave alle Frauen und Männer gleich lieb haben: Das ist „Pop“. Das Praktische daran: Du musst dir nur die richtigen Klamotten und Platten kaufen und schon bist du Teil der Jugendbewegung deiner Wahl. Dummerweise hat sich aber das Märchen breit gemacht, all das wäre irgendwie politisch. Märchenonkel, pardon, Musikjournalisten wie Diedrich Diederichsen waren es, die uns jahrelang erzählten, dass man mit Pop die ungerechte, kapitalistische Gesellschaftsordnung zum Einsturz bringen könne, das Pop also "subversiv" sei. Alles Blödsinn, sagen nun Marvin Chlada, Gerd Dembowski und Deniz Ünül. Ihr großartiger Sammelband „Alles Pop? Kapitalismus und Subversion“erscheint heute im Alibri-Verlag. Darin erklären die drei sehr klug, warum der Gedanke „Subversion durch Pop“ viel zu kurz gedacht ist: Kommerzielle Popkultur mit ihren Superstars war schon immer nur die sexy Oberfläche des Kapitalismus. Längst leben die Zeitgeist-Scouts davon, ständig neue Nischen im Underground aufzustöbern, um sie dann als neusten Trend an Firmen zu verhökern. Und die wiederum verkaufen dir beispielsweise das H&M-T-Shirt mit Che Guevara drauf, das du prima zur nächsten Globalisierungskritiker-Demo anziehen kannst, auch wenn das Shirt "made in" asiatischen Sweatshops ist. Andererseits ist „Alles Pop?“ aber auch ein so lesenswertes und wichtiges Buch geworden, weil die Herausgeber unterschiedlichste Künstler zu Wort kommen lassen. The Notwist, International Noise Conspiracy, Tocotronic, Element of Crime, Bernadette La Hengst und viele, viele mehr erzählen, warum sie tun, was sie tun. So kann sich jede Leserin und jeder Leser selbst ein Bild machen, ob eine politische Haltung innerhalb der Pop-Kultur vielleicht doch noch möglich ist und wie sie aussehen könnte – oder gerade nicht. So viel sei verraten: Es sieht besser aus, als man befürchten könnte.

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