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Angesehen und aufgeschrieben II: Glaube, Liebe, Hoffnungslosigkeit

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Name des Films Takva Genre Drama Regisseur Özer Kitzitlan 3 Schauspieler Erkan Can, Güven Kirac, Meray Ülgen Herkunftsland Türkei In welchem Wettbewerb auf der Berlinale läuft der? Im Panorama. Worum geht’s da? Um einen gläubigen Moslem, dessen geordnetes, übersichtliches Leben jeden Halt verliert. Ausgerechnet deswegen, weil ihn seine Gemeinde mit einem verantwortungsvollen Job betraut: Er soll ihre Ausstände eintreiben. Wie sind die Schauspieler so? Eindrucksvoll. Erkan Cans Auftritt ist makellos. In vielen Szenen, vor allem wenn religiöse Zeremonien gezeigt werden, glaubt man tiefgreifende Einblicke in das Faszinosum Islam zu bekommen. Was macht diesen Film sehenswert? Der Einblick in eine fremde Welt und die tristen, grauen Bilder von Istanbul. Beides ist in der jeweiligen Schlichtheit großartig. Wird das jemals im Kino zu sehen sein? Ja. Fatih Akin, der Mann, der uns die Türken in Deutschland und in Istanbul erklärt, hat "Takva" produziert. Das sichert eine gewisse Aufmerksamkeit. Hat der Film eine Chance, bei der Berlinale etwas zu gewinnen? Eher nicht. Dazu ist "Takva" zu sperrig. Und hat auch ein paar Längen. Besonders lieben werden diesen Film... Studenten der Islamwissenschaften. Steht später in der Videothek mal zwischen... Allen anderen Filmen, bei denen Fatih Akin seine Finger im Spiel hatte Bonus-Rubrik Lustige Feuilleton-Überschrift zu diesem Film: Losing My Religion


Name des Films The Bubble Genre Drama Regisseur Eytan Fox 3 Schauspieler Ohad Knoller, Yousef 'Joe' Sweid, Daniela Wircer Herkunftsland Israel In welchem Wettbewerb auf der Berlinale läuft der? Im Panorama. Zum Beispiel am kommenden Donnerstag um 20.15 nochmal. Worum geht’s da? Noam, ein junger Israeli, wird als Reservist zu einem Monat Dienst an einem Checkpoint bei Nablus berufen. Dort begegnet er Ashraf, einem jungen Araber. Wenige Tage später steht Ashraf vor Noams Tür, wenige Augenblicke darauf küssen die beiden Herren. Ihre Beziehung gestaltet sich erwartungsgemäßg eher kompliziert. Wie sind die Schauspieler so? Unprätentiös. Bösartigerweise könnte man die Zusammenstellung mit Serienbesetzungen vergleichen - dafür sind sie aber zu gut. Daniela Wircer ist sehr niedlich - und gleichzeitig saucool. Was macht diesen Film sehenswert? Die Gefühlsschwankungen. Der Film ist sehr lustig und sehr anstrengend, sehr nett und sehr bitter, sehr leicht und sehr schwer, sehr ernst und sehr kitschig, sehr gut und sehr irritierend. Außerdem macht "The Bubble" große Lust nach Tel Aviv zu fahren. Wird das jemals im Kino zu sehen sein? Vielleicht in Off-Kinos. Sonst maximal noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, spätnachts. Oder beim schwul-lesbischen Filmfest. Hat der Film eine Chance, bei der Berlinale etwas zu gewinnen? Der Film hat Chancen auf den Publikumspreis des Panoramas - und auf den Teddy, den schwul-lesbischen Filmpreis der Berlinale. Besonders lieben werden diesen Film... Romantiker, Schwule, am Nahostkonflikt Interessierte Steht später in der Videothek mal zwischen... "Romeo und Julia" (in der Version mit Leonard DiCaprio) und "Die syrische Braut"

Name des Films A.K.A. Nikki S. Lee Genre Dokumentation Regisseur Nikki S. Lee 3 Schauspieler Nikki S. Lee und andere Herkunftsland USA In welchem Wettbewerb auf der Berlinale läuft der? Im "Forum", genauer im erweiterten "Forum", in dem auch Dokumentarfilme zu sehen sind. Worum geht’s da? Nikki S. Lee. Im Grund genommen ist das auch schon alles - wären da nicht die Identitätsspielchen der New Yorker Photographin. Wie sind die Schauspieler so? Nikki S. Lee selbst ist, unverkennbar, ein Profi vor der Kamera, die sich sehr gerne filmen lässt. Die Anderen sind tendenziell unsicher. Manche - beispielsweise die grell geschminkten, US-amerikanischen Sammler der Photos von Nikki S. Lee - sind hemmungslos, ahnungslos, ungeniert. Was macht diesen Film sehenswert? Ehrlich gesagt: wenig. Am Ende hat man das Gefühl, dass Nikki S. Lee das Thema "Inszenierung und Identität" vor allem deshalb gewählt hat, um bunte Kleidchen zu tragen und aufwändige Photoshootings machen zu können. Interessant ist dabei, dass Nikki S. Lee wie Borat durch ihre Naivität und Fremdheit viele ihrer Gegenüber dazu bringt, ihre Fassade fallen zu lassen - und das nicht zu deren Vorteil. Allerdings geschieht das bei Nikki S. Lee unfreiwillig. Ungut. Wird das jemals im Kino zu sehen sein? Nein Hat der Film eine Chance, bei der Berlinale etwas zu gewinnen? Nein Besonders lieben werden diesen Film... Kunststudenten und Studenten von Fächern wie "Experimentelle Mediengestaltung", die wenig Interesse an Inhalt und Kritik haben, dafür aber viel Spaß an Selbstdarstellung und Blingbling. Steht später in der Videothek mal zwischen... "Borat" und "Lost In Translation" (wird aber nach drei Tagen mit Recht wieder aus dem Sortiment entfernt)

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