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1. Gossip Girls Wohin führt dich die Serie?

Um die Gossip Girls zu finden, steigt man in ein New Yorker Yellow Cab und lässt sich an 455 Madison Avenue absetzen. Dort steht nämlich das edle Palace Hotel, in dem sich die Serienclique ständig herumtreibt. Was erlebst du dort? Seit einem nun schon drei Staffeln andauernden Umbau ihres eigentlichen Wohnhauses leben hier die van der Woodsens, eine New Yorker Upper-Class-Familie, und der arrogant-elegante Sohn des Hotelbesitzers, Chuck Bass. Mit ihm trägt Serena van der Woodsen regelmäßig ihre Fehden aus, wenn sie nicht gerade mit ihrer besten Freundin Blair die Upper West Side unsicher macht oder mit Dan flirtet. Der passt eigentlich so gar nicht in ihre Welt, schließlich wohnt er – mit einer modeverrückten kleinen Schwester und einem Altrocker-Vater - in Brooklyn und hat längst nicht so reiche Eltern wie die restlichen Schüler der privaten „Constance Billard High School“. Der Clou der Serie ist „Gossip Girl“, eine anonyme Beobachterin, die jede verrückte Party, alle aufkeimenden Beziehungen und Intrigen in der Welt der Reichen und Schönen sofort bloggt und an sämtliche Handys und Sidekicks der Schüler verschickt. Macher Josh Schwartz hat zuvor schon mit „The O.C.“ einen Riesenhit gelandet. Obwohl „Gossip Girl“ mit noch mehr Glamour daherkommt, reicht es an die Westküstenserie nicht ganz heran. Dafür fehlt es einfach an Witz und spannender neuer Musik. Sowieso scheint es nicht mehr ganz so gut auszusehen für Serena und Co., seit in den USA vor ein paar Wochen die dritte Staffel startete. Jetzt sind auf einmal alle an der Uni, und Hillary Duff spielt auch mit. Die beiden ersten Staffeln dagegen sind sehr hochwertig produziert und wirklich gute, leichte Unterhaltung. Eva Schulz ----------------------------------------------------------------------------- 2. 30 Rock Wohin führt dich die Serie? Hinter die Kulissen einer fiktiven US-amerikanischen Fernsehshow, die in New York produziert wird. Von der Adresse „30 Rockefeller Plaza“ leitet sich der Titel der Serie, „30 Rock“ ab. Was erlebst du dort? Wie Hauptfigur und Chefautorin Liz Lemon versucht, ihr Leben, ihr Autorenteam und ihr Verhältnis zum ihrem Chef Jack Donaghy zu organisieren. Dabei beweist Tina Fey, die Liz Lemon spielt, dass die in Deutschland häufig verbreitete Annahme, Frauen könnten nicht witzig sein, totaler Quatsch ist. Hauptdarstellerin Fey (die im vergangenen Jahr weltweite Berühmtheit mit ihrer Sarah Palin-Parodie erreichte) hat die Idee zu „30 Rock“ entwickelt, produziert die Serie und verleiht ihr als häufig gestresste Liz Lemon ein Gesicht. Ihr ebenso großartiger Gegenpart ist Alec Baldwin, der für seine Rolle als konservativer Chef Jack Donaghy unlängst mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Ab kommender Woche wird 30 Rock auch in Deutschland zu sehen sein – auf dem neuen Digitalkanal ZDFneo. Dirk von Gehlen


3. True Blood Wohin führt dich die Serie?

Ins Herz der Vereinigten Staaten. Die Vampirserie „True Blood“ spielt in dem fiktiven Ort Bon Temps im US-Bundesstaat Louisiana und zeigt das Leben in den Südstaaten der USA. Was erlebst du dort? Die schweren Schicksalsschläge der Sookie Stackhouse, einer jungen Kellnerin, die die Fähigkeit hat, Gedanken von anderen Menschen zu lesen. Die Hauptperson entstammt einer nach ihr benannten Buchreihe von Charlaine Harris. Oscar-Gewinner Alan Ball, der das Drehbuch zum Film American Beauty schrieb und die ebenfalls sehenswerte Serie Six Feed Under erfand, hat aus diesen Mysterie-Geschichten eine blutreiche und faszinierende Serie gemacht, die sich mit der Frage befasst, wie eine Gesellschaft reagiert, wenn sie damit konfrontiert wird, dass es auch andere Wege gibt, das Leben zu gestalten als den der weißen heterosexuellen Menschen. Im Fall von „True Blood“ wird dieser gesellschaftliche Mainstream von Vampiren herausgefordert, die in Person von Bill Compton nach Bon Temps kommen und dort offen leben wollen. Das ist unter anderem deshalb möglich, weil japanische Wissenschaftler einen künstlichen Blutersatz namens „Tru Blood“ entwickelt haben, der das Hungergefühl der Vampire nach Blut stillen soll. Sookie und Bill verlieben sich ineinander und versuchen fortan, ein gemeinsames Leben zu führen. Was nicht nur deshalb schwierig ist, weil Vampir Bill vor allem nach Sonnenuntergang aktiv ist. (Wichtiges Insiderwissen: Hauptdarstellerin Anna Paquin, die 1993 einen Oscar für ihre Rolle in "Das Piano" gewann, ist auch außerhalb Bon Temps mit Stephen Moyer liiert, der den Vampir Bill spielt.) Dirk von Gehlen ----------------------------------------------------------------------------- 4. The Wire Wohin führt die Serie?

An die amerikanische Ostküste, ins unwirtliche Baltimore, wo ständig eine komische Zwischenjahreszeit herrscht: Gerade-noch-Herbst-fast-schon-Winter oder Noch-voll-Winter-könnte-aber-bald-Frühling und alle Menschen, ein bisschen oder total kaputt sind. Was erlebst du dort? Das ungeschminkte Gesicht der USA: viel zu große Autos, die durch viel zu lange Straßen fahren, kaputte Menschen mit einem guten Restkern, die Fastfood aus Pappschachteln fressen, Behördenmief und Chancenlosigkeit. Vor allem aber: Das verworrene Katz-Maus-Spiel einer Polizeieinheit, die eine Drogendealer-Gang jagt. Auf Drängen des Polizisten McNulty wird eine Sondereinheit der Polizei ins Leben gerufen. Unter Führung von Lt. Cedric Daniels, der aussieht, als hätte er gerade eine Laterne verschluckt, soll diese den ominösen Gangster Avon Barksdale festnageln. Das klappt am Ende nur so leidlich, weil Eitelkeit, Korruption und Schlamperei die Ermittlungen behindern. Jede der fünf Staffeln konzentriert sich auf ein Areal der Stadt - auf die Projects, den Hafen, das Rathaus, die Schule und die Zeitung. Auch weil die Grenzen zwischen Gut und Böse so verschwimmen und jeder Charakter auf seine Art gebrochen ist, räumte „The Wire“ so viele Preise ab: Das Time-Magazine wählte sie 2006 unter die 10 besten Fernsehserien und die Seite Metacritic verpasste ihr mit 98 Prozent die höchste Wertung überhaupt. Dahinter steckt der ehemalige Polizeireporter David Simon. Philipp Mattheis


5. Mad Men Wohin führt dich die Serie? In das New York der 1960er Jahre, genauer gesagt in die Werbeagenturen „Sterling & Cooper“ an der Madison Avenue. Was erlebst du dort? Du wirst dich zunächst einmal etwas wundern, denn es passiert nicht sehr viel. Zumindest nicht an der Oberfläche. Niemand wird ermordet, es wird nicht übermäßig viel fremdgegangen, die meiste Zeit wird geredet, geraucht und getrunken. Eben so, wie es in einer Werbeagentur der 1960er Jahre zugegangen sein muss. Während sich nun also langsam ein psychologisches Tableau vor dir ausbreitet, kannst du dich völlig darauf konzentrieren, die unglaubliche Ausstattung der Serie in dich aufzunehmen und als Frau angesichts Don Drapers überbordender Männlichkeit seufzen und als Mann Joan, die kurvenreichste Sekretärin aller Zeiten, oder Betty Draper, die Grace Kelly aus der Vorstadt bewundern. Es gibt kaum eine Serie, bei der es schwerer fällt, die besondere Anziehungskraft und Qualität beschreiben zu wollen. Es klingt dumm, stimmt aber in diesem Fall: Man muss es gesehen haben. Christina Waechter ----------------------------------------------------------------------------- 6. Lost Wohin führt dich die Serie?

Laut Script auf eine geheimnisvolle, nicht lokalisierbare Insel irgendwo im Pazifik – tatsächlich aber nach Hawaii, wo die Serie gedreht wurde. Was erlebst du dort? Zunächst einen Flugzeugabsturz, anschließend das übliche Programm: Überleben im Dschungel, Kämpfe mit geheimnisvollen „Anderen“, ein Monster, das aus Rauch besteht, unsichere Allianzen, Liebe, Liebeskummer, Zeitsprünge, Untote, Tote, der ganze Kram eben. Und es sei dir angeraten, die Reise möglichst bald anzutreten. Denn wenn im kommenden Februar in den USA die sechste und letzte Staffel anläuft, erfährst du im geschwätzigen Internet unweigerlich die Antworten auf all die Rätsel, die ja eigentlich den Spaß an dieser Serie ausmachen. Natürlich ist die Liebesgeschichte zwischen Jack und Kate und Kate und Sawyer und Sawyer und Juliet und Juliet und Jack nett. Aber noch viel, viel interessanter sind all die rätselhaften Begebenheiten auf dieser Insel, die man unbedingt sofort herausbekommen möchte und dafür auch mal den DVD-Player anhält, um im eingefrorenen Bild nach Hinweisen zu suchen. Und die dafür sorgen, dass alle „Lost“-Fans einen Riesen-Bammel vor der letzten Staffel haben, weil sich keiner vorstellen kann, wie die Macher der Serie es schaffen wollen, all die Erzählfäden und mythologischen Exkursionen zu einem vernünftigen Ende zu bringen. Christina Waechter


7. Family Guy Wohin führt dich die Serie?

An das Set der Comic-Serie „Family Guy“, nach Quahog im Bundesstaat Rhode Island, einer kleinen verschlafenen Stadt an der amerikanischen Ostküste. Quahog ist so etwas wie ein Parallelentwurf zu Springfield: mit denselben beschaulichen Straßenstrichen voller Einfamilienhäusern, mit denselben alltäglichen Absurditäten, die sich innerhalb ihrer Wände abspielen. Aber eben noch ein bisschen fieser als bei den Simpsons. Was erlebst du dort? Eine schrecklich nette Familie. Man trifft auf Peter, einen adipösen Familienvater; Lois, die tüchtige Mutter aus gutem Hause; Megan, die 16-jährige Tochter mit Anschlussschwierigkeiten in der Schule; Chris, den geistig schlicht gestrickten 13-jährigen Sohn; Stewie, das hochbegabte Baby mit größenwahnsinnigen Allmachtsfantasien und nicht zuletzt: Brian, den intellektuellen, sprechenden Hund. „Family Guy“ ist weit jenseits von Political Correctness und am lustigsten ist die Serie immer dann, wenn es weh tut. Weil die Witze überwiegend darauf gründen, Popkultur und den „American Way Of Life“ zu karikieren, wurde dem Macher Seth MacFarlane schon oft vorgeworfen, sich schamlos bei den „Simpsons“ bedient zu haben. Diese Vorwürfe sind nicht ganz unberechtigt. Doch muss man Quahog einfach als guten Ersatz für Springfield sehen. Denn dort ist ja schon gefühlt seit Staffel zwölf nicht mehr viel los. Xifan Yang ----------------------------------------------------------------------------- 8. Californication Wohin führt dich die Serie?

In die Stadt des ewigen Sommers und des „moralischen Bankrottes“, wie Mia, eine Figur der Serie „Californication“ es ausdrückt: Nach Los Angeles. Was erlebst du dort? Kurz gefasst, den alten Klassiker: Sex, Drugs and Rock’n’Roll, in einem Setting wie aus einem Designkatalog. Protagonist ist der latent depressive Schriftsteller Hank Moody gespielt von David „Fox Mulder“ Duchovny, der sich durch halb Los Angeles hurt und dabei ja eigentlich doch nur seine Ex-Freundin und die Mutter seiner Tochter zurück haben will. Wenn man „Californication“ glaubt, muss Los Angeles der Ort sein, in dem man in jedem Supermarkt einem One-Night-Stand in die Arme rennt. „Californication“ bedient viele Klischees und keine zugleich: Die weiblichen Figuren sind schön und willig – aber mindestens so sexistisch und dominant wie ihre männlichen Counterparts. Hank Moody ist ein Egozentriker mit Hang zum Alkoholismus – aber gleichzeitig ein fürsorglicher und verantwortungsbewusster Vater. Das Chaos macht die Stärke der Serie aus. Wenn Verkommenheit so cool sein kann wie in „Californication“, möchte man bitte auch in L.A. moralisch bankrott gehen. Xifan Yang

Text: jetzt-redaktion - Illustration: Judith Urban

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