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<b>Ein Jahr nach dem Attentat</b>

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Es war ein Schock für Schweden und auch für den Rest der Welt. Genau vor einem Jahr wurde die beliebte Außenministerin Anna Lindh vor einem Kaufhaus erstochen. Was folgt, ist ein Reihe von Pannen in der Ermittlung – nicht zu Letzt durch die Schuld der Medien. Vor 17 Jahren wurde schon einmal auf offener Straße ein schwedische Politiker, Ministerpräsident Olof Palme, getötet. Die Ermittlungen haben bis heute keine Ergebnisse gebracht. Bei Anna Lindh dagegen war schnell ein Verdächtiger gefunden. Ein 35-jähriger mit labiler Psyche, einer Vorliebe für Drogen, einigen Vorstrafen, exotischen sexuellen Praktiken und einem Freundeskreis bestehend aus brutalen Hooligans, passte perfekt ins Bild. Der Mann war binnen kürzester Zeit in ganz Schweden bekannt. Aber unschuldig. Diese Vorverurteilung hat er dem Öffentlichkeitsprinzip der schwedischen Medien zu verdanken. Denn in Schweden haben die Medien die Möglichkeit, den gesamten Schriftverkehr zwischen Behörden, Stadträten und der Regierung. einzusehen. Für diese Rufschädigung kann er von jeder Zeitung, die über ihn geschrieben hat - und das dürfte wohl jede sein - bis zu 50 000 Euro verlangen. Der wirkliche Täter war Mijailo Mijailovic. Er wurde auf einer Überwachungskamera des Kaufhauses entdeckt und am 24. September festgenommen. Er gab an, nicht er habe Anna Lindh töten wollen, sondern „innere Stimmen“ hätten ihn dazu getrieben. Diese „Stimmen“ könnten eventuell die positive Haltung der Sozialdemokratin Lindh zu den NATO-Angriffen gegen Belgrad im Kosovo Krieg 1999 verachtet haben. Aber eine wirklich politische Tat kann bisher nicht nachgewiesen werden. Am Tag nach dem Attentat starb Anna Lindh an den schweren Verletzungen und Schweden bangt seitdem um das Ende seiner offenen Gesellschaft.

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