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Berlinale Beobachtungen: Schotte in kurzen Hosen

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Es gibt sehr große, wirklich unglaublich große Berlinale-Kinos, zum Beispiel den Zoo-Palast am Bahnhof, ja, Zoo. Dort habe ich gestern "Stay" gesehen von Marc Forster und mit Naomi Watts und Ewan Mc Gregor. Eigentlich war ich ja zum Film schauen da, aber das Vorprogramm war besser als der Film. Ich saß früh auf meinem Platz und konnte die Ankunft der anderen Zuschauer beobachten. Als hätte eine sehr, sehr lange S-Bahn in der Hauptverkehrszeit ihre Türen aufgemacht, so sprudelten die Leute in den Saal. Und der Film? Der war leider ziemlich mau. Regisseur Marc Forster hat wohl sehr viele Filme von David Lynch gesehen und wollte jetzt auch mal so was machen, wo Realität und Fiktion nicht mehr auseinanderzuhalten sind. Dafür hat er Ewan Mc Gregor in Hochwasser-Hosen und Tweedsackos gesteckt und zum erfolgreichen New Yorker Psychiater Sam Foster gemacht. Bis eines Tages Henry (Ryan Gosling) in seiner Praxis auftaucht und ankündigt, sich am Samstag um Mitternacht umzubringen. Das muss der Psychiater natürlich verhindern, aber dabei hat er nicht mit Henry gerechnet. Der kann zuerst nur das Wetter vorhersagen, bald aber auch Stimmen hören, Blinde heilen und weiß lauter Dinge aus des Psychiaters Privatleben, die ihn gar nichts angehen. Stück für Stück macht der Verrückte den Psychiater verrückt, bis der unendliche Wendeltreppen hinabläuft und selber nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Nur spannend oder unheimlich oder sogar beklemmend ist das alles nicht. Aber immerhin war Ewan Mc Gregor in zu kurzen Hosen zu sehen (aber selbst er wird daraus keine Mode machen).

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Heute ein weiterer toller Engländer: Michael Winterbottom, der nach seinem Rock'n'Roll-in-Club-und-Bett-Film "9 Songs" wieder zu einem politischen Thema gefunden hat. In "Road to Guantanamo" erzählt er die Geschichte von drei jungen pakistanischen Briten, die kurz nach dem 11. September nach Afghanistan reisen, dort in amerikansiche Gefangenschaft kommen und schlussendlich nach Guantanamo gebracht werden. Es hat sich tatsächlich so zugetragen, die drei saßen über zwei Jahre in dem amerikanischen Gefangenenlager auf Kuba und kamen nur auf Druck der britischen Regierung wieder frei. Ruhel Ahmed, Asif Iqbal, Shafiq Rasul heißen die drei ehemaligen Häftlinge, die schlimmste Torturen und Gewaltätigkeiten aushalten mussten. Die zeigt Michael Winterbottom sehr genau, er zielt genau (und zurecht) auf die Empörung über das, was in Guantanamo geschieht. Ob Mr. Bush den Film jemals anschauen wird, das ist die andere Frage. Bild1: dpa Bild2: ap

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