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Brauchen wir eine Elite-Universität? Eine Umfrage

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Knapp ein Jahr ist es her, dass Ex-Kanzler Gerhard Schröder und die Ministerpräsidenten sich darauf einigten, Hochschulen, die in der Forschung besonders aktiv sind, zusätzlich finanziell zu unterstützen. Das Wort Elite wurde vermieden, stattdessen sprach man von der „Exzellenzinitiative“ und „Leuchttürmen der Wissenschaft“. Zu den zehn Siegern der ersten Bewerbungsrunde gehörten unter anderem die Ludwig-Maximilian-Universität München und die Technische Universität München. Dort veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände (AGV) am Donnerstag eine Diskussion mit dem Thema „Braucht Europa Elite-Unis? Die Hochschulen Europas im internationalen Wettbewerb.“ Mit dabei: Ján Figel’, EU-Kommissar für allgemeine und berufliche Bildung, Kultur und Mehrsprachigkeit und Thomas Goppel, bayrischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Ján Figel’ sprach sich für mehr Eigenverantwortlichkeit der Universitäten aus und erklärte die Idee des Europäischen Instituts für Technologie (EIT), welches sich als ein Netzwerk aus Universitäten, Forschungszentren oder Unternehmen um Bildung, Forschung und Innovationen kümmern soll. Thomas Goppel sagte, Deutschland brauche auf in jedem Fall Leistungszentren auf wissenschaftlichem Top-Niveau, „wissenschaftliche Zugpferde“. Nach der Diskussion haben wir Studenten gefragt, was sie von Eliteuniversitäten in Deutschland und Europa halten würden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Michael Nordhardt, studiert Jura im 4. Semester: Ich finde generell sollte es schon Eliteunis geben, was aber hauptsächlich dazu dienen soll, dass Studenten gefördert werden, dass Equipment angeschafft wird, dass Studenten wirklich die breiteste Ausbildung geboten werden kann. Elite-Unis sollten nicht dazu dienen, dass Professoren sich brüsten können, an welchen namhaften Universitäten sie schon unterrichtet haben. Es soll für mich aber trotzdem keine zwei Klassengesellschaft zwischen den Studenten entstehen. Irgendwie muss eine Möglichkeit geschaffen werden, dass auf dem Arbeitsmarkt sowohl Studenten eine Chance haben, die auf einer ganz herkömmlichen Uni studiert haben als auch die elitegeförderten Studenten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Pia Dangelmayer, 23, studiert im 8. Semester Politikwissenschaft: Ich glaube nicht, dass man alles umschmeißen, alle Unis auflösen und was super elitäres draus machen muss. Aber ich glaube schon, dass man den Universitätsalltag sinnvoller oder effizienter strukturieren könnte. Ob man das dann Eliteuni nennt oder einfach damit arbeitet, was dabei rauskommt, ist egal. Ich glaube, man braucht nicht unbedingt den Begriff „Eliteuni“, um ein effizientes System zu haben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Andreas Kraus, 27, promoviert gerade im Fach Stadt- und Regionalplanung und ist Vorsitzender der AGV: Ich denke, dass wir ein Netzwerk von Exzellenzstandorten brauchen, weniger einen Ort wo alle Mittel gebündelt sind, sondern vielmehr eine Konzentrierung auf verschiedene Standorte über ganz Europa verteilt, vielleicht fünf oder sieben, die gemeinsam in einem Netzwerk Exzellenz ausbilden und dann in Konkurrenz treten mit USA und auch mit Asien. Wir haben in Europa ein sehr sehr großes Potenzial, wir müssen über die Ländergrenzen hinweg schauen, dass alle guten Leute auch in Europa bleiben und dass wir von außen gute Leute anziehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Petra Kleiner, 23, studiert in 2. Mastersemester molekulare Biotechnologie und ist im Allgemeinen Studentischen Ausschuss der TU München tätig: In Deutschland gibt es momentan das Problem, dass die Basis zerbröckelt und da brauchen wir nicht versuchen, irgendwelche Spitzen der Wissenschaft hinzusetzen, wenn es uns nicht gelingt, Bildung mit Fundament zu machen. Es kann nicht sein, dass wir uns bemühen, in der Forschung mit den USA oder Japan mitzuhalten, aber gleichzeitig ganz normale Dinge, die mit dazu gehören, wie zum Beispiel Wohnraum für Studenten zu schaffen, außen vorlassen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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Bernhard Zimmermann, 23, studiert im 8. Semester Luft- und Raumfahrt, im Allgemeinen Studentischen Ausschuss der TU München tätig: Der Grundansatz, dass man versucht, eine bestmöglichste Ausbildung anzubieten, ist grundsätzlich gut gedacht, bloß wenn man sich die Realität anschaut, dann muss man sich fragen, ob eine Eliteuniversität zur Zeit Priorität haben darf in Europa. In der Universitätslandschaft in Deutschland gibt es einige Defizite, gerade was Lehrsituation betrifft. In diesem Vortrag wurde über Rankings gesprochen - da stehen wir in Bayern in Deutschland an der Spitze, aber im europäischen Vergleich schauen wir schon wieder um einiges schlechter aus und im internationalen Vergleich noch mehr. Da muss man sich natürlich fragen: Soll man gezielt versuchen, eine Eliteuniversität zu schaffen, oder zwei oder drei, oder muss das Ziel sein, flächendeckend so gut wie möglich die Universitäten zu entwickeln und nicht den Fokus auf wenige Eliteuniversitäten zu legen?

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