Ein Origami-Drache, gezeichnet von Dirk Schwieger
Dirk Schwieger war fort, in Japan, als Übersetzer in einer Software-Firma, und auch er wollte berichten. Aber anders. Also stellte er sich auf seinem Tokyoblog selbst zur Verfügung:
„Hier mein Angebot:
Dies ist Tokyo – vielleicht habt ihr von einem Ort gehört, den ich aufsuchen sollte oder ihr kennt eine Person, die ich versuchen sollte zu treffen oder aber euch interessiert ein Thema, das auf irgendeine Weise mit meiner neuen Heimatstadt zu tun hat. Schreibt einfach, und ich wird es tun, ohne groß Fragen zu stellen, ob es mir nun gefällt oder nicht.“
Fast sechs Monate ging das dann so, Menschen stellten Dirk Schwieger Aufgaben, Woche für Woche, er erfüllte sie und dann gleich nochmal – mit Leben. Er zeichnete, was er erfuhr und erlebte. Er isst den giftigen Fisch Fugu, sucht nach Cosplayern oder schläft in einem Kapsel-Hotel. Das alles hat man vielleicht schon einmal gesehen, in einer Sehnsuchts-Show im Fernsehen oder einer Hochglanz-Reisereportage, aber bei Dirk Schwieger ist es anders. Obwohl er jede Woche eine neue Aufgabe zu zeichnen hatte, zeichnet er in sorgfältigem Schwarz-Weiß, das Einzelheiten groß macht und nebenbei alle Möglichkeiten ausnutzt, die Comics bieten: paralleles Erzählen, wenn er Bild an Bild nebeneinander Sushi und Natto isst, ein schleimiges, aus fermentierten Soja-Bohnen bestehendes Gericht, übergroße Seiten füllende Zeichnungen, wenn es um das Verhältnis der Geschlechter in Japan geht, kleine Panels beim Besuch von „Enjo Kosai“, dem „Bezahlten Dating“, eine Art Soft-Prostitution.