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Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011

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Eine hochkarätig besetzte, dankbare Jury wählte dafür in vier Kategorien die besten Danksagungen der aktuellen Neuerscheinungen aus (national und international). Hier die Gewinnerinnen und Gewinner des Premieren-Jahrgangs  mit ausführlicher Jury-Begründung:



Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011 in der Kategorie Egozentrik (National) geht an Bastian Bielendorfer ("Lehrerkind - Lebenslänglich Pausenhof") für den Satz:

„Zuerst meiner Frau Nadine, die immer an mich geglaubt hat. Danke für die zahllosen Inspirationen und deine nicht enden wollende Geduld und Liebe für mich, den Weltmeister der Dauernervösen. Niemand kennt mich so gut wie du.“

Jury-Begründung: Man weiß nicht, wozu man dem Autor mehr gratulieren möchte, zu der sich selbst zugeschriebenen Weltmeisterschaft oder zu der Tatsache, dass er (trotz dieser Mütze und diesem Bart) verheiratet ist? Den Preis jedenfalls hat er sich durch den selbstbezogensten Schritt verdient, den man als Mensch gehen kann: Bastian Bielendorfer hält es für ein Lob, einem anderen Menschen den Satz zu sagen: „Niemand kennt mich so gut wie du.“ Herzlichen Glückwunsch!

***



Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011 in der Kategorie Egozentrik (International) geht an Gary Shteyngart („Super Sad True Love Story“) für den Satz:

 „Ein Buch zu schreiben ist wirklich harte, einsame Arbeit, das kann ich Ihnen sagen“

Jury-Begründung: Shteyngart spricht aus, was alle dankenden Autorinnen und Autoren sagen wollen: „Ich habe es geschafft, ich habe hart gearbeitet, ich habe Dank verdient.“ Weil das aber unständig ist (und von jedem Lektor gestrichen würde, weil sein Name ja sonst unerwähnt bliebe), muss man es machen wie der US-Autor. Beispielhaft und deshalb ausgezeichnet!

Auf der nächsten Seite: die Preisträger der Kategorie "Das große Ganze"






Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011 in der Kategorie „Das große Ganze“ (National) geht an Daniel Domscheit-Berg ("Inside WikiLeaks")für den Satz:

„Ich danke dem Internet. Dafür, dass es immer zurückschlägt.“

Jury-Begründung: Eben!

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Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011 in der Kategorie „Das große Ganze“ (International) geht an Zoe Shepard („Wer sich zuerst bewegt, hat verloren“) für die vermutlich längste Danksagung (vier Seiten) und für den Dank:

„Meiner Katze Crapaud danke ich dafür, dass sie mich mit beeindruckender Hartnäckigkeit jede Nacht geweckt und so lange wachgehalten hat, bis ich mich an meinen Schreibtisch geschleppt habe, um meinen täglichen Frust aufzuschreiben.“

Jury-Begründung: Nicht nur, dass Zoe Shepard (alias Aurelie Boullet) hier rein sprachlich die Zeiten verrutschen (das Lektorat war vermutlich schon dankestrunken verreist), hier klatscht der Unsinn auch im Großen und Ganzen in die Hände. Wenn sie nur so lange wachgehalten wurde, bis sie ihren Schreibtisch erreicht hatte, hat sie das Buch offenbar in einem bedenkenswerten Zustand geschrieben: schlafend.

Auf der nächsten Seite die Preisträger in der Kategorie Weltgewandtheit:




Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011 in der Kategorie Weltgewandtheit (National) geht an Wolfgang Herles („Die Dirigentin“) für den Satz:

„Diesen Roman hätte ich nicht schreiben können ohne die Hilfe von Philippe Jordan, Chefdirigent der Oper in Paris, der mir die Rheingold-Partitur verständnisvoll erklärte, ohne Daniel Barenboim, der mir ermöglichte, den Ring auch hinter der Bühne und im Orchestergraben zu erleben.“

Jury-Begründung: Was für eine dumme, ungebildete Leserschaft erwartet der Autor, dass er sich genötigt sieht, den Namen Philippe Jordan, durch eine derart banale Arbeitsplatzbeschreibung zu erläutern? Das müssen doch Menschen sein, die die Rheingold-Partitur für ein Hustenbonbon halten. Umso humanistischer, dass Herles sich dennoch herablässt, diesem Plebs aus dem Orchestergraben der Hochkultur heraus einen Roman und damit Bildung zu schenken. Diese Menschlichkeit lässt sich der Autor nur im notwendigen Maße anmerken und steigt stattdessen auf die Ebene des Lesers herab („hätte nicht schreiben können“). Damit gelangte er auch in der Kategorie Egozentrik in die Spitzengruppe.

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Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011 in der Kategorie Weltgewandtheit (International) geht an Michel Houellebecq („Karte und Gebiet“) für den Satz:

„Gewöhnlich brauche ich mich bei niemandem zu bedanken, weil ich nur wenig recherchiere, im Vergleich zu amerikanischen Autoren sogar sehr wenig.“

Jury-Begründung: Hier dankt ein echter Europäer. Einer mit einer blühenden Phantasie zudem. Darüber will der Autor seinen Leser informieren. Und darüber, dass er als Europäer im Konzert der Völker spielt. Und zwar schon sehr lange. Soll bloß niemand denken, dass hier sei das erste Buch des Herrn Houellebecq! All das in einen Satz zu fassen, ist große Dankeskunst, die auszuzeichnen uns eine Freude und Ehre ist.

Wer den Preis in der Kategorie Obskurität gewinnt, steht auf der nächsten Seite






Der Deutsche Dankesbuchpreis 2011 in der Kategorie Obskurität (National) geht an Johanna Merhof („Heart Core“) für die Aussage

„Danke an alle Musiker, die lebenden und nicht vergessenen. Ihr bewegt, schüttelt, verändert und bestimmt meine Welt.“

Jury-Begründung: Eine Danksagung, die schüttelt. Und nicht nur vor Lachen. Die Autorin mag Musik. Weil sie aber eine Autorin ist, kann sie das nicht einfach so sagen, sondern muss den Dankesweg über die Lebenden und nicht Vergessenen gehen. Das unterscheidet sie von gewöhnlichen Menschen, die sich einfach für die Musik bedanken würden. Und das bringt ihr den Deutschen Danke-Buchpreis 2011.

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Der Deutsche Danke-Buchpreis 2011 in der Kategorie Obskurität (International) geht an Alice Kuipers („Vor meinen Augen“) für den Satz

„Danke, Juilette, einfach so.“

Jury-Begründung: Alice Kuipers bringt es auf den Punkt: „Es ist auch egal“ will sie sagen und sie bedient sich dafür einer durch und durch poetischen, nahezu romantischen Sprache, die nicht zufällig die große Shakespeare-Figur der Liebe als Referenzpunkt wählt. Im Namen aller Romeos der Dankbarkeit erhält sie deshalb in diesem Jahr den Deutschen Dankesbuchpreis.

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