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Die Abirede vom Profi

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"Ich bin normalerweise jemand, der immer frei spricht, aber selbst ich musste mir in Bezug auf diese Zahl einsetzen Jahre ein paar Stichpunkte machen, weil mich ganz einfach die Hälfte meines Lebens dieser Club begleitet, gefordert, gefreut, erfreut hat.

Es sind ganz bewegende, aber auch anstrengende Jahre gewesen hier für mich und ich habe viele Freundschaften geschlossen, viele Menschen getroffen, kennengelernt, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Genauso habe ich Menschen kennengelernt, auf die ich dann auch gut und gerne hätte verzichten können. Ich möchte im Vorwege dazu sagen, dass der Verein (er meint: die Schule) sich zum Schluss wahnsinnig ins Zeug gelegt hat, um mir meine Entscheidung so schwer wie möglich zu machen, dass sie alles versucht haben, um mich hier langfristig weiter an diesen Verein (diese Schule) zu binden, aber meine Entscheidung ist halt anders ausgefallen und das werde ich jetzt gleich auch kurz noch begründen.

Ich habe zwei tolle Aufstiege feiern dürfen in die Bundesliga (er meint: die 12.Klasse), durfte drei Jahre Bundesliga (er meint: Kollegstufe) spielen und insgesamt 260 Bundesligaspiele (er meint: Klausuren) absolvieren, was mich mit meinen bescheidenen Möglichkeiten wahnsinnig stolz gemacht hat. Genauso musste ich damals aber auch den bitteren Gang mit in die 3. Liga (er meint: den Physikgrundkurs) gehen. Ich glaube, dass wir damals, als wir aufgestiegen sind zu der Zeit, dass wir damals schon eine einmalige Mannschaft (er meint: Klasse) waren.

Ich hatte mich eigentlich dazu entschieden, den Verein (die Schule in der 9.Klasse) zu verlassen, habe dann aber doch zusammen mit meiner Familie die Entscheidung getroffen, hier zu bleiben. Und das war damals als Fußballer (Schüler) gesehen, die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe. Und bin dann ja auch, wie jeder weiß, Präsidiumsmitglied (Schulsprecher) geworden und habe parallel dazu schon den Manager (Klassensprecher) hier gemacht.

Warum ich mich entschieden habe im Sommer eine neue Aufgabe zu suchen? Weil das alles so viel Kraft gekostet hat.

Und für alle Möglichkeiten die der Club mir gegeben hat, werde ich auf ewig dankbar sein. Die Dankbarkeit wird immer da sein und ich werde immer positiv an diese Jahre zurückdenken. Die Zeit ist einfach gekommen, wo ich nicht mehr dieselben Schlachten, die ich über die letzten Jahre geschlagen habe, schlagen kann. Wo ich nicht mehr unter diesen Bedingungen arbeiten kann, dass ich allem gerecht werde, gerade dem Verein (er spricht von den Lehrern) gerecht werde. Mir gerecht werde.

Es ist für mich die Zeit gekommen, wo für mich ein Einschnitt kommen muss, wo ich ganz einfach auch sagen muss: Es muss jemand Neues hier her, es muss jemand Frisches hier her. Ich habe mal gesagt, ich werde diesen Verein (diese Schule) erst verlassen, wenn er sich wieder im Profifußball befindet (er meint: ich mein Abi habe), als es in die 3. Liga runterging (die Halbjahreszeugnisse verteilt wurden). Und ich glaube, dass man die erste Liga (das Abitur) schon als Profifußball (Herausforderung) bezeichnen kann.

Ich dank allen Kritikern (Lehrern), die mich kritisch beäugt haben. Jeder war auch Antrieb um mich zu verbessern, das Bestmöglichste aus mir herauszuholen und mich immer wieder selbst zu reflektieren. Ich glaube, dass das wichtig ist, dass man auch mit Kritik sehr sehr gut umgeht. Es ist jetzt an der Zeit, sich eine neue Herausforderung zu suchen und ich denke, dass es eine Chance ist für beide Seiten sich weiterzuentwickeln. Für mich: neue Leute kennenzulernen, neue Aufgaben zu bewerkstelligen. Für den Verein (die Schule) ist es eine Chance, diesen positiven Weg mit neuen positiven Elementen weitervoranzutreiben.

Diese Entscheidungen, diese Gedanken, die in mir vorgehen, laufen schon seit Wochen ab und das ist mir vielleicht auch das eine oder andere Mal anzusehen gewesen. Ich habe auch – aber es ist ja bald auch glücklicherweise Sommer – einiges an Gewicht verloren.

Ich habe mir die Sache schon etwas schwer gemacht und saß im Auto und habe stundenlang auf die Südtribüne (den Schulhof) geschaut. Da fährt so ein Film vor einem ab, die ganzen Jahre, die ganzen Schlachten, die ganzen Gespräche, die Menschen, die man kennengelernt hat. Das kann ich nur jedem sagen, das fiel mir nicht leicht.

 Ich habe in den letzten Wochen auch noch mal viel gelernt über Charaktere, Menschen, aber auch über Verlust, sich von etwas verabschieden, verabschieden zu müssen. Mir hat mal ein guter Freund gesagt: Wir sind nur eine ganz kurze Zeit Gast hier auf dieser Welt und da muss man Dinge machen, die manchmal auch schmerzlich sind. Das wird schwer fallen, aber das Leben besteht aus Höhen und Tiefen, und für jeden, der denkt, dass das jetzt ein Tiefpunkt ist, kann ich ich nur sagen: die Höhen kommen wieder zurück, auch wenn ich nicht mehr Teil dieses Vereins bin.

Ich habe mit meinen Co-Trainern (Flo und Basti) ein Funktionsteam aufgebaut, was für mich herausragend war, a.) von den Charakteren, b.) weil ich dort auch so sein konnte, wie ich wirklich bin. Wir haben uns gemeinsam viele Nächte um die Ohren geschlagen. Ich danke meinen Fans und Freunden (Lehrern und Eltern) ohne die ich das, was ich erreicht habe, niemals hätte erreicht können. Ich glaube, dass ich über die Zuschauer (meine Klasse) wenig sagen muss, der Verein ist durch sein Fans einzigartig und wird es auch einmalig bleiben.

Ich freue mich jetzt auf meine letzten beiden Heimspiele (den Abiball und die Abifahrt). Ich danke denen, die in meiner Person mehr gesehen habe, als ich es in mir gesehen habe, die mich in diese Schuhe hineinmanövriert haben. Mit mir geht das letzte Relikt aus alten Tagen und ich weiche für etwas Neues, das sich hier auch prächtig entwickeln wird. Und wie sich das für einen Hamburger (Absolventen) gehört sage ich:

Tschüss!"

http://www.youtube.com/watch?v=buAfFc78rnM

Text: jetzt-redaktion - Anja Schauberger, Markus Okur

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