Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

„Die einzige Weltstadt, die nicht die Welt kostet.“

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Eins muss man Berlin lassen: Mit Armut kennt es sich aus. Nicht mal die Hälfte der Bevölkerung lebt von der eignen Arbeit, die anderen haben Hartz IV, Rente oder Eltern. Man sollte meinen, die Hauptstadt würde sich wenigstens Besucher wünschen, die ein bisschen mehr Geld mitbringen. Stattdessen wirbt die Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) jetzt gezielt um Besucher mit knappem Reisebudget. Unter dem Motto „Von Berlin hat man mehr“ will die Kampagne vor allem jene ansprechen, die sich in Zeiten der Wirtschaftskrise keinen Urlaub im Ausland, wohl aber einen innerdeutschen Städtetrip leisten können. „Wir machen nicht auf billig“, sagt Christian Tänzler, Pressesprecher der BTM. „Berlin wird nicht verramscht. Aber es geht darum, dass man hier Qualität zu einem sehr guten Preis bekommt.“ Oder wie Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) es nennt: „Der Slogan ist nicht Geiz ist geil, sondern Bei uns kriegen Sie für die gleiche Menge Geld mehr geboten.“

Entwickelt hat die Kampagne die Werbeagentur Matt/Spree, wobei sie sich vor allem auf junge Besucher konzentriert hat. Über einem Bild mit Männer- und Frauenbeinen vor Barhockern heißt es etwa: „So günstige Hotelzimmer. Und trotzdem geht keiner schlafen.“ Ein anderes Plakat zeigt eine Disko, darüber in Großbuchstaben: „Berlin hat viel durchgemacht. Jedes Wochenende.“ Schon jetzt sind Berlinbesucher überdurchschnittlich jung. „Die Hälfte unserer Gäste sind unter 40 Jahren alt, 33 Prozent unter 30“, sagt Tänzler. Trotzdem wolle man die Attraktivität, die Berlin auf Partygänger hat, weiter ausbauen. Aber läuft man mit Werbung fürs Durchmachen nicht Gefahr, andere, kaufstärkere Besucher zu verprellen? „Ganz bestimmt. Wenn man sich für etwas Provokatives entscheidet, gibt es immer auch Leute, denen das nicht gefällt“, so Tänzler, „aber jeder, der mit einem Schulausflug nach Berlin kommt, hat im Schnitt 80 Euro in der Tasche. Und lässt die auch hier.“ Außerdem seien einige der Plakate auch altersübergreifend, wie etwa das Bild eines Taxis mit dem Spruch: „Die freundlichsten Preise hat Berlin. Am Rest arbeiten wir noch.“ „Die Kampagne ist ganz deutlich mit einem Augenzwinkern gemacht“, sagt Tänzler. „Nicht mal die Taxifahrerinnung hat sich bisher beschwert.“ 700.000 Euro lässt die BTM sich die Plakate und Anzeigen, die in den nächsten Tagen im deutschsprachigen Raum – „überall da, wo der Wortwitz verstanden wird“ – zu sehen sind, kosten. Umso größer sind die Erwartungen. „Dieses Frühjahr waren wir neben Hamburg die einzige deutsche Großstadt, die bei den Übernachtungen zulegen konnte. Wir haben ein Plus von 1,2 Prozent“, sagt Tänzler. „Außerdem feiern wir dieses Jahr 20 Jahre Mauerfall. Im Sommer die Leichtathletik WM. Wir sind verhalten optimistisch, aber die Hoffnung, als Gewinner aus der Krise zu gehen, ist da.“

  • teilen
  • schließen