Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Die Erstklässler

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD beginnen, die neue Regierung steht noch längst nicht –  aber spätestens 30 Tage nach der Wahl müssen sich die Abgeordneten trotzdem zum ersten Mal im Reichstag zusammensetzen. Dann werden zum Beispiel der Bundestagspräsident und seine Stellvertreter gewählt. Am Dienstag hat sich darum der neu gewählte Bundestag zum ersten Mal versammelt und die konstituierende Sitzung abgehalten.  

Der Altersdurchschnitt im Plenarsaal war dabei relativ hoch. Den jüngsten Altersschnitt haben die weiblichen Abgeordneten der CSU (!), sie sind im Schnitt etwa 43 Jahre alt. Die älteste Partei ist die Linke (!), hier sind die Abgeordneten im Schnitt 50,61 Jahre alt. Wir haben darum in dieser beinahe greisenhaften Runde mal nach den zehn jüngsten neugewählten Abgeordneten gesucht.

Und es gibt sie tatsächlich, die Erstklässler im Parlament, die am Dienstag das erste Mal die Bundes-Schulbank gedrückt haben. Wir haben zusammengetragen, was wir über sie herausfinden konnten, und haben auf Basis dieser Informationen ihre Steckbriefe ausgefüllt - und natürlich eine Schultüte für sie gepackt. Damit jeder weiß, auf welche neuen Gesichter er in den kommenden vier Jahren auf dem Pausenhof der deutschen Politik treffen wird.

***

Emmi Zeulner, 26, CSU, aus Lichtenfels/Oberfranken


 Ausbildung: Ausbildung zur Krankenpflegerin; heute Studentin (European Ecconomic Studies) an der Uni Bamberg
Lieblingsfach: Gesundheit, Pflege und Soziales
Darüber kannst du mit ihr auf dem Pausenhof sprechen: Über Karl-Theodor zu Guttenberg, dessen Nachfolger sie jetzt ist. Über die Mütterrente. Und über Körbe – Emmi war nämlich mal Korbstadtkönigin von Lichtenfels.
In der Schultüte: Körbe (zum Verteilen), der erste Band von Else Urys „Nesthäkchen“-Reihe, Ohropax (falls die Frage zur Guttenberg-Nachfolge doch ein Mal zu oft gestellt wird) und das Foto, auf dem sie lächelnd neben Horst Seehofer steht, und das sicher an der Wand ihres neuen Büros hängen wird. 

Mahmut Özdemir, 26, SPD, aus Duisburg


Ausbildung: Jurastudium an der Uni Düsseldorf
Lieblingsfach: Arbeit und Soziales, Kommunalpolitik
Darüber kannst du mit ihm auf dem Pausenhof sprechen: Über seine Vereinstätigkeit. Mahmut ist Mitglied in so ziemlich allen Vereinen, die es gibt (Freundeskreis Historisches Homberg, Freundeskreises der Juristischen Fakultät zu Düsseldorf, Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Mieterbund Rhein-Ruhr, Feuerwehrverein Duisburg-Homberg, Karnevalsgemeinschaft Narrenzunft 1957, Arbeitsgemeinschaft Westvereine Duisburg, Baerler Heimat- und Bürgerverein, MSV Duisburg). Über Fußball, vor allem, wenn es um den MSV Duisburg und den VFL Wolfsburg geht. Und über Autos, an denen schraubt er nämlich gerne rum.
In der Schultüte: Arbeitsverträge für Mitarbeiter (zwei hat er gleich nach der Wahl eingestellt und drei sollen es werden - ist ja viel zu tun jetzt!), Halsbonbons (wegen der vielen Interviews, die er als jüngster Abgeordneter gerade geben muss) und Lernmaterialien für das zweite Staatsexamen in Jura




Johannes Eberhard Steininger, 26, CDU, aus Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz)


Ausbildung: Lehramtsstudium für Gymnasien an der Uni Mannheim (Mathematik und Politik); Referendariat in Worms
Lieblingsfach: Mathe und Sozialkunde (denn das unterrichtet er ja sogar selbst); Bildung und Forschung
Darüber kannst du mit ihm auf dem Pausenhof sprechen: Über die Überraschungs-Wahlparty, die seine Freunde für ihn organisiert haben. Und darüber, dass er neben dem neuen Job im Bundestag sein Referendariat weitermacht: montags, wenn in Berlin keine Sitzungen sind, unterrichtet er, und rechnet in Mathe mit den Schülern aus, wieso er ein Mandat bekommen hat. Abends fährt er dann wieder nach Berlin.
In der Schultüte: Kopiergeld für die Arbeitsblätter seiner Schüler, Gummibärchen für den neuen Schreibtisch und der Schlüssel für seinen treuen Freund, den VW Golf    


Dennis Rohde, 27, SPD, aus Oldenburg


Ausbildung: Rechtsanwalt im Sozialrecht, auch sehr engagiert in diversen Vereinen und Organisationen
Lieblingsfach: Sport (er und seine Jungs fühlen sich als Team unschlagbar und verlieren dann – macht aber nichts), Chancengleichheit und Generationenpolitik
Darüber kannst du mit ihm auf dem Pausenhof sprechen: Über die Ergebnisse in NHL, Beko BBL und 1. Und 2. Bundesliga. Gerne auch darüber, wie ungerecht manche Dinge im Leben sind.
In der Schultüte: ein Schlampermäppchen seines Lieblingsvereins: die EWE Baskets

Wolfgang Stefinger, 28, CSU, aus München


Ausbildung: Mittlere Reife, BWL-Studium, Promotion
Lieblingsfach: Ethik. Er hat einen geisteswissenschaftlichen Doktortitel.
Darüber kannst du mit ihm auf dem Pausenhof sprechen: Über Altenpflege, Wolfgang hat dort nämlich den Zivildienst geleistet. Oder über Städte. Zum Beispiel über den Münchner Osten, für den war er lange JU-Vorsitzender. Auch über Hamburg kannst du mit ihm plauschen. Dort hat Wolfgang als Referent im Gesundheitswesen gearbeitet – und regelmäßig Weißwurst und süßen Senf im Handgepäck importiert (höchstens 100 Milliliter).
In der Schultüte: Ein Glas Händlmaier süßer Hausmachersenf (die größte Version, 335 Milliliter).



Marian Wendt, 28, CDU, aus Torgau


Ausbildung: Diplom-Verwaltungswirt, Studium des Rechts der öffentlichen Verwaltung, ein Praktikum im US-Kongress, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Manfred Kolbe (MdB)
Lieblingsfach: evangelische Religion, Familienpolitik, Landwirtschaft und Infrastruktur
Darüber kannst du mit ihm auf dem Pausenhof sprechen: seine Schwester, seine Eltern, seine Oma und den ganze Rest der Truppe. Sobald du ihn nach seinem Wochenende fragst, bekommst du ein lange Geschichte über den Familienausflug auf den Bauernhof zu hören. Idyllisch, ja. Spannend, nein.
In der Schultüte: Eine Pausenbrotbox, auf die sein Taufspruch gedruckt wurde („Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Joh 8,12)    
 

Kai Whittaker, 28, CDU, aus Baden-Baden


Ausbildung: Master of Science in European Political Economy, Assistent in der Geschäftsführung von Herrenknecht AG (Tunnelbohrmaschinenhersteller)
Lieblingsfach: Zuerst Heimat und Sachkunde, später dann aber Wirtschaft und Mathe, weil man da nicht so viel über langweilige Tiere lernen muss. Seine Schwerpunkte sind Wirtschafts- und Generationenpolitik.
Darüber kannst du mit ihm auf dem Pausenhof sprechen: seine letzte Golf-/Tennis-/Curling-/Klavierstunde oder seinen letzten Urlaub. Frag lieber nicht, warum er immer so komische Kleidung anhat. Nimm hin, dass seine Mama ihn einkleidet, er hat das immerhin auch geschafft.
In der Schultüte: Leider keine leuchtenden Schnürsenkel. Und auch keine Schokolade. Stattdessen ein Notenbuch mit besonders schweren Klavierstücken

Julia Bartz, 29, CDU/CSU, aus Maitenbeth (Landkreis Mühldorf) 


Ausbildung: Studium der Politikwissenschaften an der LMU München 
Lieblingsfach: Agrar- und Verteidigungspolitik
Darüber kannst du mit ihr auf dem Pausenhof sprechen: Über Fußball – am besten über ihren heimischen Verein, den FC Maitenbeth, oder über ihren Favoriten, den FC Bayern München. Außerdem ist sie ein idealer Ansprechpartner für Ausflüge in ihrer weißblauen Heimat. In ihrer Freizeit macht Julia Bartz bayerische Seen unsicher (einen Segelkurs am Chiemsee beschreibt sie als einen ihrer schönsten Urlaube) und fährt gern zum Wandern, Klettern und Tourenski in die Alpen.
In der Schultüte: ein Stadtplan von Berlin, ein FC Maitenbeth Trikot und ein Panorama-Kalender mit Fotos von den Alpen als kleines Stückchen Heimat in der  neuen Wohnung in Berlin    



Luise Amtsberg, 29, Bündnis 90/Die Grünen, aus Kiel


Ausbildung: Magister in Islamwissenschaften, Politikwissenschaft und evangelischer Theologie
Lieblingsfächer: Ziemlich aktuelle: Europäische Flüchtlingspolitik, Asylpolitik, Strategien gegen Rechtsextremismus
Darüber kannst du mit ihr auf dem Pausenhof sprechen: Vor allem über Asylbewerber und ihre Situation in Deutschland. Luise Amtsberg ist gefühlt jeden zweiten Tag auf einer Veranstaltung zum Thema oder besucht hungerstreikende Flüchtlinge am Brandenburger Tor. Sie kann also aus erster Hand berichten. Wenn’s doch eher Musik-Smalltalk sein soll: Luise ist laut Facebook-Profil unter anderem Fan von Dendemann, Dennis Lisk, Clueso, Ben Harper und Erykah Badu. Bestimmt auch ein gutes Thema: Schmuck. Luise trägt ein Nasenpiercing.
In der Schultüte: ein Nazis-Raus-Sticker, ein Buch von Hermann Hesse und zum Naschen Kieler Sprotten.

Katharina Dröge, 29, Bündnis 90/Die Grünen, aus Köln


Ausbildung: Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln  
Lieblingsfach: Mathe. Ihr Schwerpunkt ist Haushalts- und Finanzpolitik.
Darüber kannst du mit ihr auf dem Pausenhof sprechen: Über ihre WG in Berlin-Mitte, in die Katharina vor ein paar Wochen mit einer alten Freundin gezogen ist. Auf das Wohnheim für Abgeordnete in der Joachim-Karnatz-Allee hatte sie nämlich „überhaupt keine Lust“. Oder über Berliner Busfahrer, deren sprichwörtliche Ruppigkeit sie kurz nach ihrem Umzug überrascht hat.
In der Schultüte: Ein Säckchen mit Kölschen Kamellen, gegen das Heimweh. Eine Formelsammlung. Und ein Gutschein für eine Stadtführung „Das grüne Berlin“. 


Text: jetzt-redaktion - Fotos: Wolf Heider-Sawall; Susie Knoll/Florian Jaenicke; Thomas Wierer; Fabian Stürtz; Pierre Kälin; Florian Jaenicke; Laurence Chaperon

  • teilen
  • schließen