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Die Erwartungshaltung unterlaufen

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Denn viele Zeitungen und Online-Magazine taten so, als habe die im vergangenen Jahr im Irak entführte und Ende Dezember freigekommene Deutsche Archäologin den Preis (für ihre Auftritte im ZDF-„heute journal“ und der ARD-Talkshow „Beckmann“) schon verliehen bekommen. Dabei war sie lediglich für die Nominierung vorgeschlagen, also noch nicht einmal richtig nominiert.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Über 500 Kandidaten stünden ebenfalls für die letztliche Nominierung zur Debatte, betonte der Chef des Adolf-Grimme-Instituts Uwe Kammann. Der Berliner Tagesspiegel hatte zuerst über die mögliche Nominierung berichtet, die ein Mitarbeiter des Grimme-Instituts mit den Worten begründete: „Sie hat die Erwartungshaltung der öffentlichen Meinung beispielhaft unterlaufen und damit gezeigt, worin Freiheit wirklich besteht: im Verzicht auf Beifall und Zustimmung anderer. Sie hat die Öffentlichkeit polarisiert und ins Nachdenken gebracht wie kein zweiter TV-Akteur im Nominierungszeitraum.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Formulierung „wie kein zweiter“ klingt zwar schon stark nach einem Superlativ und somit nach mehr als einer eventuellen Nominierung neben 500 anderen Gleichrangigen. Dennoch ist der Aufschrei, der nach Bekanntwerden dieser Nachricht durch die Presse ging, bezeichnend für die emotionale und oft ungerechte Herangehensweise, mit der über Susanne Osthoff nach wie vor berichtet wird. Doch auch wenn es keinen Grund gibt, Gift und Galle gen Marl zu spucken: Kritik – auch an Vorschlägen zur Nominierung – muss erlaubt bleiben. Denn ob man TV-Redaktionen, die eine noch unter Medikamenteneinfluss und dem Schock einer mehrwöchigen Geiselhaft stehende Person vor die Kameras setzen, um einen sicheren Quotenerfolg zu landen, mit einer Auszeichnung wie dem Grimme-Preis ehren sollte (selbst wenn er in diesem Fall der Interviewten verliehen wird), ist durchaus in Frage zu stellen. Manche halten eine Rüge des Presserats für die angemessenere Belohnung für die "heute"- und "Beckmann"-Journalisten. (Fotos: AP, dpa)

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