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Die Fernsehköche unseres Vertrauens

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andreas-glas verteidigt Sarah Wiener Wer hätte gedacht, dass Frauen eines Tages um die Vorherrschaft am Herd kämpfen müssen? In TV-Kochshows ist dieses Szenario längst Realität. Nur eine Frau behauptet sich hartnäckig zwischen all den selbstverliebten Lafers und Lichters: Sarah Wiener. Es ist wohl die Tragik jeder Karrierefrau, dass auch sie in einer Männerdomäne nicht für voll genommen wird. Weder von den Kollegen, noch vom Fernsehzuschauer. Nicht mal Kerner hat sich gegenüber Sarah Wiener bemüht, eine gewisse Ernsthaftigkeit auch nur vorzuheucheln. Und das will was heißen. Bevor ich mein Plädoyer für die Frau am TV-Herd halte, muss ich einräumen, dass bei Sarah Wiener tatsächlich hin und wieder mal was schiefgeht. Und ja: Ich finde es auch unappetitlich, wenn sie dauernd ihre Finger ins Essen steckt. Aber im Ernst: Wer kann sich denn schon mit einem zwanghaften Perfektionisten wie Johann Lafer identifizieren? Es heißt doch immer Kochsendungen seien wie Pornofilme. In beiden Fällen sitzt der Zuschauer Speichel absondernd vor der Glotze und ergötzt sich an den Hochglanzaufnahmen makellos in Szene gesetzter (Hühner-)Brüste. Der Haken: Ran darf man an die Brüste nicht. Klar, schön anzuschauen ist das ja manchmal, aber nachmachen? Wer imitiert denn tatsächlich alles, was in Pornos so getrieben wird? Viel zu anstrengend. Und wer ist schon in der Lage all die perfekt gegarten und keck angerichteten Sternemenüs nachzukochen? Unmöglich. Da lobe ich mir die charmante Sarah Wiener: Sie ist nicht perfekt, hat nicht einmal einen Michelin-Stern. Als Laie nimmt mir das einen gewissen Druck. Endlich eine natürliche, unbeschwerte Fernsehköchin, die ohne dieses Koryphäen-Getue ihrer Berufsgenossen daherkommt. Doch was passiert? Die Mehrzahl der Zuschauer unterstellt Sarah Wiener Unfähigkeit. Lieber weiden sie sich am einschüchternden Laferschen Hochglanz-Perfektionismus. Das Porno-Argument sticht. Trotzdem Kopf hoch, Sarah: Auch Hausmannskost kann total lecker sein. Ein Filmtrailer mit Sarah Wiener, die sich ja zuerst als Film-Caterer einen Namen gemacht hat:


dirk-vongehlen kumpelt mit Jamie Oliver Jamie Oliver nicht zu mögen, ist sehr leicht. Er ist schließlich Schuld daran, dass im deutschen Fernsehen die Zubereitung von Essen seit einer Weile mit dem Gestus eines Popkonzerts zelebriert wird. Der Naked Chef ist der Erfinder des coolen Kochens: mit wurstigen Fingern ins Salz greifen und würzen, dabei einen lässigen Spruch machen oder vom Konzert der eigenen Band erzählen (Scarlet Division) - so kocht Jamie Oliver. Und spätestens seit jeder deutsche Fernsehkoch sich eine Prise Oliver abgeschaut hat, nervt diese Attitüde des Kumpel-Kochs, die ihren Ausdruck in einer unfassbar schlecht synchronisierten RTL2-Sendung und in abertausenden Kochbüchern findet. Dennoch: Ich mag Jamie Olivers Essen. Denn die Rezepte, die in der Sendung bzw. in den Büchern vorgekocht werden, führen zu dem, was man anständiges Essen nennt. Und so koch-kumpelhaft das auch klingen mag: Darum geht es ja schließlich. Der Jamie, mitsamt Synchronisation:


christina-waechter mag höchstens Gordon Ramsay Ich schaue mir keine Kochshows im Fernsehen an. Das leuchtet mir nicht ein, irgendwelchen Hans Wursten dabei zuzusehen, wie sie schon säuberlich klein geschnittene Zutaten in einem Topf verrühren und mir dabei erzählen, wie gut das alles riecht. Was ich dagegen sehr gerne anschaue, sind Reality-TV-Formate, in denen arme Menschen von selbsternannten Experten ordentlich zusammengefaltet und im Anschluss dann als neue Menschen wieder aufgebaut werden. Gehirnwäsche vor laufender Kamera finde ich toll. Und dabei ist es mir egal, ob es sich bei den Opfern um schwererziehbare Kinder, überforderte Eltern, Model-Aspirantinnen oder ahnungslose Restaurantbesitzer handelt. Um die kümmert sich im amerikanischen und britischen Fernsehen der bei uns nicht ganz so bekannte Fernsehkoch Gordon Ramsay. Schreiend, wütend, fluchend und aufbrausend versucht er, Restaurantbesitzer vor der Pleite zu bewahren. Die haben meist all die Fehler begangen, die man sogar als Laie vermeiden würde. Ramsay deckt bei seinen Einsätzen selbstverständlich immer in Beisein der Kameras verdorbene Fleischstücke, Kakerlaken-Nester und wundersame Bilanzfrisuren auf, faltet widerspenstige Köche auf Kleinstformat zusammen und macht wie jeder ordentlich TV-Helfer in der Not, am Ende alles ein bisschen besser. Sehenswert ist Ramsay vor allem deshalb, weil er sich zuverlässig wie ein Uhrwerk immer so schön aufregt, bei jeder zweiten Episode vor laufender Kamera kotzen muss und all das im schönsten britischen Akzent. Mehr Unterhaltung brauch ich von Fernsehköchen eigentlich nicht. Gordon Ramsay flippt wegen Aprikosen in Kartoffelbrei aus:


max-scharnigg folgt Christian Rach blind Im Grunde wünscht man sich so einen doch als Chef. Einer, der Übersicht und Klarheit verströmt, gleichzeitig ruhig und konzentriert wirkt und immer ganz gerecht ist. Wenn Christian Rach Küchen besucht und Restaurants verbessert unterscheidet er sich elementar von den ganzen Wohn-Uschis, die bei fremden Menschen neue Blumentapeten an die Wand kleben. Er schafft es nämlich die Hilferufer nicht wie totale Untermenschen wirken zu lassen, sondern hört ihnen zu, schaut ihnen in die Augen und erkennt in den meisten Fällen auch ziemlich schnell worum es eigentlich geht. Und das sagt er dann, auf einer Art, die jeder versteht und die den armen Menschlein an ihren Affenfett-Friteusen Hoffnung macht – wenn sie sich darauf einlassen. Denn wer sich anstrengt wird gelobt und in einem unmerklichen Nicken Rachs kann dann eine ganze, großzügige Woge Sympathie liegen, eine nach der man als Mitarbeiter bestimmt süchtig wird. Rach spricht lieber mit Menschen, als in die Kamera und immer an den richtigen Stellen hat man das Gefühl, dass er die ganze Sendung am liebsten flammbieren würde. Irgendwie ahnt man auch, dass der Herr Rach richtig feiern kann und abends, wenn der Küchenstress vorbei ist, vermutlich wahnsinnig lustig Sachen sagt. Seine Küche (übrigens nachzulesen in einem neuen Kochbuch) ist ähnlich: Klar, ehrlich, sauber aber nicht unsexy. Da wird nichts abgekürzt oder unterschlagen, aber auch nicht übertrieben geprahlt oder unter Beweis gestellt. Mit dem kann man Bratwurstsemmel wahrscheinlich genauso gut essen wie glasiertes Perlhuhn und er haut einem hinterher auf die Schulter und guckt einen so ein bisschen an, auf eine Art, dass man denkt: kann nie mehr was schiefgehen.


philipp-mattheis mag's deftig von Alfons Schuhbeck Alfons Schuhbeck legte eine beispielhafte Karriere hin: Nachdem er von dem Hotelier Sebastian Schuhbeck adoptiert und später als Alleinerbe seines Lokals in Waging am See eingesetzt worden war, kam er in das damalige Toprestaurant „Aubergine“ und erhielt von Eckhart Witzigmann den letzten Feinschliff. 1980 übernahm er das „Kurhausstüberl“ Waging am See und galt schon bald als „Promi-Koch“. 1989 wurde er zum Koch des Jahres gewählt und schien auf dem Zenith seines Ruhms. Der Absturz folgte Ende der 90er: Schuhbeck geriet unter Betrugsverdacht, nachdem er angeblich 60 Millionen DM von Bekannten eingesammelt hatte, um sie mit dubiosen Anlagepraktiken zu vermehren. Er wurde später jedoch von einem Gericht frei gesprochen und rehabilitiert. 2001 wagte der „bayerische Orkan“ einen Neuanfang. Auch wenn sein arrogantes Auftreten, seine an Unhöflichkeit grenzende Derbheit und seine Selbstgefälligkeit manchmal unerträglich sind – so hat dieser Koch doch stets noch etwas über einem großen Unterhaltungswert. Vielleicht liegt es daran, dass Alfons Schuhbeck so kocht, wie er ist. So hieß seine Sendung im Bayerischen Fernsehen „Hausmannskost für Feinschmecker“. Schuhbeck panierte Weißwürste, und schwärmte von Ingwer-Wasser („Des ziagd nei, des konnsta ned vorstelln!“) und sprach von einer Schweinshaxn als „wahre Diätlüge“. Es ist diese Kombination aus Deftigem und Manieriertheit, die mir gefällt. Eine Weißwurst habe ich trotzdem noch nie paniert.


alice-perterhaensel ist leicht verknallt in Alexander Herrmann Seit mich mein Beruf als angehende Food-Redakteurin an kulinarische Themen herangeführt hat, bin ich auch nach Büroschluss durchaus empfänglich für einige Minuten Kochinput. Exakte Garzeiten und tolle Rezeptideen sind bestimmt wissenswert, aber deshalb bleibe ich dann nicht dran und mal ehrlich, wer kocht schon die Rezepte aus Kochshows nach? Vielmehr sitze ich mit meiner Blitzpasta oder Fertigpizza auf dem Sofa und kompensiere mein schlechtes Gewissen NICHT selbst gekocht zu haben damit, dass ich wenigstens den Fernsehköchen dabei zusehe. Möglichst medienwirksam kochen sie da ihre Kreationen und bespaßen nebenbei allerlei haushaltsführende Menschen, meist weiblich und mittleren Alters. Authentisch, gutaussehend und witzig wünscht man sich den geeigneten Fernsehkoch, aber auf gar keinen Fall eingebildet. Ansonsten würden sich die einsamen Herzen zu Hause vor dem Fernseher nämlich wirklich einsam fühlen. Nicht ganz zufällig scheint freitags bei dem wechselnden Köche-Mix bei "Lanz kocht" optisch für jeden Geschmack etwas dabei zu sein. Ich gestehe: Alexander Herrmann ist nicht nur smart und ein Sternekoch, sondern auch sehr auf dem Boden geblieben und sympathisch. Gelegentlich fallen seine Witze zwar etwas zu trocken aus, aber das verzeihe ich dem Chef von Herrmann's Posthotel und Restaurant gerne. Super also, dass er seinen Kinderberufswunsch, nämlich Tierarzt zu werden, über Bord geworfen hat. Erst im Kochduell, dann in seiner Sendung im Bayerischen Rundfunk und jetzt immer wieder mal im ZDF - und ich sehe ich ihm, trotz inzwischen ergrauter Schläfen, immer noch gerne beim Kochen zu.

Text: jetzt-redaktion - Illustrationen: dominik-pain

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