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Die letzte SMS im Auto

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Ein Mädchen fährt mit zwei Freundinnen in ihrem Auto auf einer Straße in Südwales entlang. Sie plaudern miteinander, dann schickt die Fahrerin eine SMS an eine Freundin. Alle schauen auf das Handy - und nicht mehr auf die Straße. Sie gerät in den Gegenverkehr. Zwei der drei Mädchen sterben, nur die Fahrerin überlebt. In dem anderen Auto sterben eine Mutter und ein Vater - der Sohn versucht, sie zu wecken. Diese Szene (zu sehen hier) ist die Kurzzusammenfassung eines YouTube-Clips, der mehrere Millionen Mal angesehen wurde. Der Werbemanager Donny Deutsch nennt das Video den „bis heute wirksamsten Werbespot einer öffentlichen Einrichtung“.

Wie kam es dazu? Der Spot dient der Aufklärung im Straßenverkehr. Er ist beunruhigend real und brutal. In den USA ist bereits eine Diskussion entflammt, ob der Unfall nicht zu realistisch dargestellt ist, als dass man ihn im Fernsehen ausstrahlen könnte. Auftraggeber des Spots ist die Polizei von Gwent in Südwales, Großbritannien, die den Regisseur Peter Watkins-Hughs bat, einen Aufklärungsfilm zu machen, der vor dem SMS-Schreiben im Auto warnen soll. Der Film soll, so die Polizeiverantwortlichen zum Regisseur, so realistisch und plastisch wie möglich sein. „Sie sagten mir immer: 'Mach es plastisch, blutig – nur so rüttelt der Film die Massen auf'", erinnert sich Watkin-Hughes. "Kluge Tricks funktionieren da nicht. Es muss schockieren", sagt er heute. Und das tut er. Die Polizei von Gwent wird überhäuft mit Mails aus aller Welt. Tenor: Ich schreibe nie mehr SMS im Auto! Der Regisseur engagierte ein paar junge Schauspieler, bekam gut 15.000 Euro an die Hand und schuf mit einigen Spezialeffekten und der Hilfe der Rettungsdienste den nun berühmten Film. Die Rettungsdienste erzählten ihm ihr Alptraumszenario: Ein Elternpaar kommt um's Leben, das Kind überlebt, weil es hinten sitzt – unverletzt, aber traumatisiert. So passiert es nun auch in dem Clip. Warum das Video so erfolgreich ist? Watkin-Hughes glaubt, dass es an der selten zu sehenden realen Darstellung liegt. Und an den Emotionen, die die Bilder auslösen. Der tödliche Unfall, der verwaiste Junge, das Schreien der üebrlebenden Fahrerin Cassie Cowan. Wegen ihres Spitznamens heisst der Film auch ‚COW’. Oberinspektor John Pavett von der Polizei in Gwent hofft, dass die Zuschauer den Sinn des Clips verstehen. „Ich hoffe, dass sich die jungen Leute, wenn sie diesen Film sehen, nachher gut überlegen, ob sie ein Handy am Steuer nutzen. Regisseur Watkin-Hughs stimmt zu: „Autounfälle sind die häufigste Todesursache bei Menschen zwischen 13 und 30 Jahren in Großbritannien. Und immer häufiger spielen dabei Handys eine Rolle. Warum soll man sein Leben hergeben - nur für die Mitteilung, dass man sich verspätet?" *** Zum selben Thema erschien kürzlich auf jetzt.de das Interview Und dann haut das mit dem Bremsen nicht mehr hin, in dem zwei Polizisten aus dem Bayerischen Wald über Verkehrsunfälle in der Provinz sprechen.

Text: elaine-oneill - Foto: Screenshot

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