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Die Schwangerschaft, die alle angeht

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 Es ist auch das erste Kind, das je von einer Bundesministerin in der Amtszeit geboren wurde. Dementsprechend war die Aufregung groß in den deutschen Medien als die Bundesministerin per Bild-Zeitung die Neuigkeit verkündete.  In einer Auswahl von Kommentaren aus den letzten Tagen ist vor allem eins bemerkbar: Kristina Schröder kann es eigentlich kaum richtig, aber jede Menge falsch machen in den kommenden Monaten. Eine Presseschau



Kinder, Karrieren und das wahre Leben
Plötzlich sind junge Frauen an der Macht. Frauen, die beides wollen: Kinder und Karriere. Sie leben ein anderes Modell als die Spitzenpolitikerinnen bislang. Das Versprechen der heutigen Zeit heißt: Beruf und Familie - alles geht zugleich, alles ist organisierbar, machbar. Das stimmt ja auch, aber nur irgendwie. Kinder zu haben, hat seinen Preis - und den muss in der Regel ein Elternteil bezahlen, meist die Mutter. Passend zur Nachricht von Schröders Schwangerschaft gibt auch dazu eine Zahl: Der Frauenanteil in den Vorständen großer deutscher Unternehmen liegt bei lächerlichen 3,2 Prozent. Für Frauen ist Kinderkriegen weiterhin eine Karrierebremse. Und ein Elternteil sollte beruflich einen Gang herunterschalten, sonst kommt man mit Kind schwer über die ersten Jahre. Ob die Familienministerin Kristina Schröder das merken wird? Bestimmt. Und wenn nicht sie, dann ihr Mann Ole.
Autorin: Susanne Leinemann, Berliner Morgenpost

Macht mal, Supermädels
„Die neuen Superfrauen in der Politik verkörpern (...) eine Art Three-in-One-Paket, wo Karriere, Mutterschaft und Liebesglück strahlend verschmelzen. Das Problem ist nur: Bei normal nichtprominenten Frauen erzeugen diese Biografien Schwindelgefühle. Denn die allermeisten Frauen können diese Verkoppelung gar nicht leisten.  (...) Das Bild der stillenden Ministerin, die nebenbei noch Akten gegenzeichnet, Geschäftstelefonate führt und ihr Baby dann wieder abgibt an die Nanny – dieses Elitemodell hat auch etwas Ätzendes für Frauen, die eigentlich ein anderes Leben führen möchten oder diesen Lebensstil gar nicht finanzieren können. Sie können sich kein Vollzeitkindermädchen leisten und haben vielleicht auch nicht die Nerven für so eine Existenz. Vielleicht wollen sie mehr Zeit mit ihrem Baby verbringen, das Kleine durch den sonnigen Park schieben und die ersten Jahre in Teilzeit arbeiten. Die Zeit mit einem Kind macht nur ein Fünftel der mütterlichen Lebenszeit aus. Es ist sinnvoll, diese Jahre auszukosten.
Autorin: Barbara Dribbusch, taz

   Die öffentliche Mutter
Kristina Schröder wird nun zeigen müssen, wie ernst sie manche der von ihr als Familienministerin postulierten Grundsätze nimmt. „Zeit für die Familie ist die eigentliche Leitwährung moderner Familienpolitik“, hat sie zum Beispiel gesagt. Und gerade erst in der vergangenen Woche forderte sie innovative und flexible Arbeitszeitmodelle für Mütter und Väter. Ob sie da ihr eigenes Modell schon im Kopf hatte? Aber sie hat auch erklärt: „Meine privaten Vorstellungen von Familie sind politisch irrelevant.“ Das dürfte sich jedoch erledigt haben. Kristina Schröder wird eine öffentliche Mutter sein.
 Autor: Holger Schmale, Frankfurter Rundschau     

Offener Brief
"Ich wünsche Ihnen Sodbrennen, Wasserbeine, Müdigkeit, Krampfadern und Hämorrhoiden - wenigstens körperlich gleiche Herausforderungen."
Ein offener Brief der Radio Fritz-Redakteurin Su Holder, in dem sie Kristina Schröder Anmaßung, Schamlosigkeit und noch einige andere unschöne Charakterzüge unterstellte, wurde im Laufe des heutigen Nachmittags von der Website genommen. Auf unsere Nachfrage wurde nur bestätigt, dass der Text entfernt worden ist. Wer ihn noch einmal lesen will, kann das - Google Cache sei's gedankt - hier tun.

Juhu, wir sind schwanger!
Bisher hatte die Frau aus Wiesbaden, der politische Shootingstar, immer eher pampig verlauten lassen, dass sie glaube, dass Frauen eigentlich keine Grenzen gesetzt seien in ihrem Streben nach Karriere. Frauenquoten? Pah. Lehnte sie ab. Ungleiche Bezahlung? Liegt daran, dass die Mädels sich immer die schlecht bezahlten Jobs suchen. Alles ist möglich! Vergesst den Feminismus! Am Beispiel des Power-Paares Schröder wird sich nun bald exemplarisch zeigen lassen, was zumindest in der Spitzenpolitik wie möglich ist, an welche Grenzen auch eine Ministerin stößt. Dass sie in ihrer Position Elternzeit nehme, hatte Schröder in einem "Spiegel"-Interview ausgeschlossen. Auf die Frage, ob ihr Mann zu Hause bleibe, sobald ein Kind da sei, hatte sie geantwortet: "Das entscheiden wir gemeinsam, wenn es so weit sein sollte." Bald ist es soweit. Und alle gucken zu.
 Autor: Florian Güßgen, stern.de

   Guter Beitrag, Frau Schröder!
Kristina Schröders Arbeit wird in Zukunft auch an ihrem Privatleben gemessen werden und damit lastet ein hoher Druck auf der jungen Familienministerin. Noch dazu wird sie unter den gleichen Anforderungen stehen, wie alle anderen Familien mit kleinen Kindern: Die Frau soll bitte schnell wieder im Büro erscheinen, der Mann einen Teil der Elternzeit übernehmen, um dann wieder seinem Arbeitgeber zur Verfügung zu stehen, während das Kind glücklich und gesund in der Kita spielt. Nicht vorgesehen sind dagegen fehlende Betreuungsplätze, Eltern, die ihre Kinder vermissen, Kinder, die ihre Eltern vermissen, Krankheiten, die unverhofft über das fragile Konstrukt hereinbrechen oder Nächte, in denen nicht geschlafen sondern geheult wird.
Autorin: Marie Preuß, Cicero.de    

Der ganz normale Wahnsinn
Gesellschaftlich ist jedes Kind, das beruflich erfolgreiche Frauen bekommen, ein Fortschritt. Wenn Mütter in Vorstandsetagen und Spitzengremien Normalität werden, wenn die Probleme junger Eltern dort angesprochen werden und auf sie reagiert wird, profitieren davon alle Väter und Mütter. Es werden Vorurteile widerlegt, dass sorgende Väter Weicheier und erfolgreiche Frauen Rabenmütter seien.
Autorin: Barbara Thurner-Fromm, Stuttgarter Zeitung



Text: christina-waechter - Bild: dpa

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