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Fear and Loathing im Nachtzug: Eine Top Ten der Reisebücher

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Nachtzug nach Lissabon Von Pascal Mercier Darum geht’s: Sein Protagonist ist ein Lateinlehrer, der plötzlich sein altes Leben verlässt und mit einem Buch eines Portugiesen nach Lissabon fährt. Nach und nach denkt er sich in das Leben eines anderen hinein. Und darum auch: Pascal Mercier ist das Pseudonym des Philosophen Peter Bieri. Auf der Reise geht es um Möglichkeiten, Willensfreiheit, Bewusstsein und und und Satz, der vieles sagt: „Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist -- was geschieht mit dem Rest?“ Wann lesen: Im Nachtzug, wenn man sich zwischen Klimaanlage und schnarchenden Mitreisenden ein Fetzen Romantik erretten will oder im Philosophie-Seminar über Bewusstseinsphilosophie.


Historien Von Herodot Darum geht’s: Herodot lebte im fünften Jahrhundert vor Christus in Kleinasien und ist für seine Zeit verdammt viel rumgekommen. Nach eigener Aussage wanderte er durch Ägypten, Persien, Italien, Griechenland sowieso, war bei den Skythen, den Makedonen und den Babyloniern. Die Sitten und Gebräuche dieser Völker hat er in den „Historien“ festgehalten. Das macht ihn zu so etwas wie dem „ersten Reporter der Welt“. Andere halten Herodot für einen „Stubengelehrten“. Und darum auch:: Um den Beginn der Geschichtsschreibung Satz, der vieles sagt: „Ägypten, soweit es die Griechen zu Schiff befahren, ist für die Ägypter neugewonnenes Land und ein Geschenk des Flusses.“ Wann lesen: Ab 70 vor dem Kamin


Der Tod im Reisfeld Von Peter Scholl-Latour Darum geht’s: Dieser Mann prophezeite nach den Anschlägen des 11. Septembers „Das Ende der Spaßgesellschaft“ und Scholl-Latour weiß, wovon er spricht (auch wenn er in letzter Zeit ein wenig senil wirkt). In „Der Tod im Reisfeld“ geht es um die zahlreichen Konflikte in Indochina von 1945-1979. Interessant – und immer mit einer Spur sympathischer Klugscheißerei. Und darum auch: Um die Welt, die Politik, die Kriege... Satz, der vieles sagt: „Das ist das Ende der verdammten Spaßgesellschaft. Die Vorstellung, dass die Welt gut und alle Menschen lieb sind, die ist endlich wieder zurechtgerückt worden.“ Wann lesen: Auf einer Asienreise, um nach all dem Gegrinse mal wieder auf den harten Boden der Realität zurückgeholt werden wollen. Oder vor der mündlichen Prüfung in Politik.


Meine Reisen mit Herodot Von Ryszard Kapuscinski Darum geht’s: Kapuscinski ist so etwas wie der Scholl-Latour Polens. Der 2007 verstorbene Journalist berichtete seit den 50ern aus der ganzen Welt für polnische Zeitungen. Im Unterschied zu Scholl-Latour ist er aber weder altklug noch zynisch; eher wie ein altersmilder Opa, der von früher erzählt. In „Meine Reisen mit Herodot“ sitzt Kapuscinski in einem Hotel mit im durch Bürgerkrieg zerstörten Kongo und lässt Herodot über Dareios Krieg gegen die Skythen erzählen. Und darum auch: Menschen denken immer, sie seien der Mittelpunkt der Welt - heute wie vor 2500 Jahren. Satz, der vieles sagt: „Ich wollte nur irgendwie die Grenze überschreiten, egal, welche, denn wichtig war für mich nicht der Ort, das Ziel, das Ende, sondern der beinahe mystische und transzendentale Akt des Überschreitens der Grenze.“ Wann lesen: Nach der Rückkehr von einer langen Reise in leicht melancholischer Bilanzierungsstimmung


Der Alchimist Von Paulo Coelho Darum geht’s: Ein kleiner Schafhirte aus Andalusien verkauft seine Herde, um sich damit eine Reise zu den Pyramiden zu finanzieren. In Nordafrika lässt er sich zum Kristallhändler ausbilden und reist mit einem Engländer, der Blei in Gold verwandeln will, zu den Pyramiden. Dort findet er schließlich einen Schatz, der ihm sofort wieder geklaut wird. Macht aber nix, denn der Junge und mit ihm der Leser sind nun um eine vermeintliche spirituelle Dimension gewachsen. Mit diesem Esoterik-Geschreibsel schaffte es der ehemalige Hippie und nun bekennende Katholik zum meist gelesenen lateinamerikanischen Autor nach Garcia Marquez zu werden. Und darum auch: Träume leben, fest an sich glauben, alles positiv sehen... Satz, der vieles sagt: „Wenn du dir etwas aus tiefsten Herzen wünschst, dann bist du der Weltenseele näher. Sie ist immer eine positive Kraft.“ Wann lesen: Auf dem Selbstfindungstrip oder wenn die Antidepressiva ausgegangen sind.


On the Road (Unterwegs) Von Jack Kerouac Darum geht’s: Dean und Sal reisen quer durch die USA der 50er Jahre – rastlos, ohne Pause, Punkt und Komma. Immer dabei: Jazz und Drogen. 1951 tippte Kerouac das Buch an einem Stück auf eine 40 Meter lange Papierrolle. Bis er einen Verlag fand, dauerte es noch sechs weitere Jahre. Dann wurde „Unterwegs“ zum Manifest der „Beat-Generation“ und zum Vorläufer der Hippie-Bewegung. Und darum auch: Um planlosen Freiheitsdrang, Rastlosigkeit, Anti-Spießertum Satz, der vieles sagt: „Jetzt bereute ich, daß ich die Reinheit meiner ganzen Fahrt zerstört hatte, daß ich nicht jeden Cent gespart und daß ich herumgetrödelt hatte, ohne recht vorwärts zu kommen, dass ich mit diesem mürrischen Ding rumgeblödelt und mein ganzes Geld ausgegeben hatte. Es machte mich krank.“ Wann lesen: Beim Interrail nach dem Abi


Der Strand Von Alex Garland Darum geht’s: Ein junger Engländer trifft in einem Hotel in Bangkok einen irren Schotten, der sich Daffy Duck nennt. Kurz bevor sich Daffy umbringt, gibt er Richard eine Karte einer geheimen Insel. Zusammen mit einem französischen Paar macht sich Richard auf die Suche nach dem Paradies-Strand, der sich innerhalb weniger Tage als Hölle entpuppt. Und darum auch: Der Mensch ist ein Tier, ein böses noch dazu. Satz, der vieles sagt: „»Bitch!« sagte er wieder und spuckte das Wort förmlich aus. Ein schottischer Akzent. Er meinte: Beach, einen Strand.“ Wann lesen: Im Thailand-Urlaub, wenn man im klimatisierten Drei-Sterne-Hotel das Abenteuer vermisst.


Ferien für immer Von Christian Kracht und Eckhart Nickel Darum geht’s: Christian Kracht und Eckhart Nickel bereisen die Welt: Zürich, Bangkok, Sylt, Goa. Das kann jeder. Aber nicht jeder kann dabei soviel Geld ausgeben und ist so arrogant, versnobt und elitär wie die beiden. Wer das nicht witzig findet, wird das Buch hassen. Alle anderen lachen sich kaputt. Und darum auch: Irgendwie auch um Pop, Konsum und Leichtigkeit Satz, der vieles sagt: „Draußen rannten tatsächlich nackte Schweizer, Autonome und ihre Sympathisanten schreiend durch die Straßen, verursachten Glasschäden in den Vitrinen der hemmungslos überteuerten Boutiquen und verbreiteten eigentlich saugute Stimmung.” Wann lesen: Wenn man in Dritte-Welt-Ländern unterwegs ist und sich ein bisschen wie ein Kolonialherr fühlen möchte.


Tiger fressen keine Yogis Von Helge Timmerberg Darum geht’s: 1969 pilgerte Timmerberg als 17-Jähriger Hippie nach Indien. Dort wurde ihm klar, dass er Journalist werden müsse. Seitdem schrieb er für Tempo, Bunte, Wiener, Stern, Playboy, Spiegel, ZEIT etc. Seine besten Geschichten aus mehreren Jahren stehen in diesem Buch. Timmerberg bringt einen VW-Bus von Istanbul nach Indien, trifft beim Yoga im Dschungel einen Tiger und wäscht Sterbende in Kalkutta. Soweit die äußeren Reisen. Innerliche Reisen unternimmt er via Prozac, Kokain, Viagra. Manchmal ist das ein bisschen prollig, dafür immer komisch. Und darum auch: Sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Satz, der vieles sagt: „Ich war für den Spiegel unterwegs, um eine Geschichte über das neuerwachte Nachtleben von Beirut zu machen, und eine schlimme Tour mit jugoslawischen Huren und einem ghanaischen Koksdealer fand ein böses Erwachen im Zimmer 107 des Hotel Half Moon.” Wann lesen: Immer


Fear and Loathing in Las Vegas Von Hunter Thompson Darum geht's: Sportjournalist Raoul Duke soll über ein Rennen in Las Vegas berichten. Zusammen mit seinem Anwalt Dr. Gonzo macht er sich auf dem Weg. In erster Linie geht es den beiden aber darum, möglichst viele Drogen zu nehmen. Und darum auch: Um Gonzo-Journalismus und um eine Abrechnung mit Hippies und dem American Way of Life. Satz, der vieles sagt:„Wir hatten zwei Beutel Gras, fünfundsiebzig Kügelchen Meskalin, fünf Löschblattbögen extrastarkes Acid, einen Salzstreuer halbvoll mit Kokain und ein ganzes Spektrum vielfarbiger Upper, Downer, Heuler, Lacher … sowie eine Flasche Tequila, eine Flasche Rum, eine Kiste Bier, einen halben Liter unverdünnten Äther und zwei Dutzend Poppers. Den ganzen Kram hatten wir in der Nacht zuvor zusammengerafft, auf einer wilden Höllenfahrt durch den gesamten Los-Angeles-Bezirk; von Topanga bis Watts griffen wir uns alles, dessen wir habhaft werden konnten. Nicht, daß wir das ganze Zeug für den Trip wirklich brauchten, aber wenn man sich einmal darauf einläßt, eine ernsthafte Drogen-Sammlung anzulegen, neigt man eben dazu, extrem zu werden.“ Wann lesen: Auf der Suche nach Relativierung des eigenen Drogenkonsums

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