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Honorarkonsule erzählen (V): Greenville, USA - Wo Brüste im Bikini bleiben sollten

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Normalerweise vermittle ich Studenten keine Wohnung. Der Zeitaufwand dafür wäre viel zu groß. Einmal jedoch hat mich eine junge Frau angeschrieben, deren deutscher Freund in Greenville bei BMW gerade ein Praktikum macht. Sie war sehr beharrlich und hat mir immer wieder E-Mails geschrieben. Irgendwie machte diese Studentin auf mich einen richtig netten Eindruck. Ich wollte ihr also helfen und habe ihr vorgeschlagen, ihr eine Wohnung zu besorgen, wenn sie im Gegenzug meine beiden Töchter in Deutsch unterrichtet. Und was soll ich sagen: Meine beiden Kinder sprechen jetzt gut Deutsch.

Natürlich ist das eine Ausnahme. Ich kann nicht jedem helfen. Ich sage immer: Man kann ja nicht die Welt umarmen. Aber in Ausnahmefällen helfe ich auch in besonderen Situationen. Wie eben bei der Wohnungssuche. Ich bin schließlich Honorarkonsul geworden, um das transatlantische Verhältnis zu verbessern. Um den kulturellen Austausch zu fördern und auf diese Weise Vorurteile abzubauen. Deutsche müssen keine Angst haben, dass sie hier Probleme bekommen. Die Amerikaner sind sehr offen, kontaktfreudig und reden viel mehr als wir. Hier muss man sich einfach darauf gefasst machen, dass man von einem Unbekannten in ein Gespräch verwickelt wird. „Mensch, ihre Schuhe gefallen mir gut“ – so was würde in Deutschland niemand zu einem Fremden sagen. Am Anfang findet man das noch komisch, aber sehr schnell beginnt es den Deutschen dann zu gefallen. Vor allem den jungen Leuten. „When in Rome, do as the Romans do!“ Von wirklichen Problemen habe ich bisher noch nicht gehört. Wie auch sonst auf der Welt gilt: „When in Rome, do as the Romans do!“ Als deutscher Praktikant bei einer US Firma deutsche Volkslieder auf der Werkbank zu singen, kommt eben nicht unbedingt an. Trotz aller Anpassungen: Es ist nicht so, dass man als Deutscher hier auf alles verzichten muss, was man von zuhause kennt. In Greenville gibt es – man soll’s nicht glauben – einen Aldi. Und jede Woche kommt mit der Zeitung ein Prospekt von Aldi. Hier kann man zudem sehr gut Deutsch essen. Ob nun in den Metropolen oder in kleinen Städtchen. Und zwar nicht nur Wurst und Sauerkraut, sondern eben auch Cordon Bleu oder Zigeunerschnitzel. Bei manchen Leuten kommt übrigens einfach alles aus Deutschland. Bei den elektrischen Geräten existiert dann prinzipiell schon mal das Problem, dass hier die Steckdosen eine andere Frequenz und Spannung haben: Nämlich 60 Hertz und 110 Volt. Also braucht man einen Adapter, damit die deutschen Geräte ans Netz angeschlossen werden können. Aufwendig wird es mit einer Miele-Waschmaschine. Bei der muss es dann nämlich auch Persil sein, weil amerikanische Waschmittel zu stark schäumen. Und wenn die Maschine irgendwann defekt ist, kann man sie nicht reparieren, weil die Ersatzteile fehlen.

Deutsche Urlauber müssen hier in South Carolina vor allem zwei Dinge wissen: Das man nicht nackt baden darf und dass man nicht zu schnell fahren sollte. Denn beides hat unangenehme Konsequenzen. Beim Nacktbaden kommt nämlich die Polizei. Bereits „Oben ohne“ ist hier verpönt. Ich hatte allerdings noch keinen Fall, in dem ein Deutscher das nicht beachtet hat. Geschwindigkeitsüberschreitungen kommen dagegen schon vor. Das klingt nach einer Lappalie, die aber sehr unangenehm und vor allem teurer werden kann. In Deutschland bekommt man ja nur einen Bescheid per Post zugeschickt, wenn man zu schnell gefahren ist. Hier fängt die Polizei die Verkehrssünder sofort ein. Die Beamten teilen einem dann mit, dass man in ein paar Wochen vor Gericht die Möglichkeit hat, eine milde Geldstrafe zu erhalten. Ansonsten gibt es die „Money Order“, die man dann per Post einschicken kann. Allerdings ist die doppelt so hoch. Touristen haben natürlich in der Regel keine Zeit, ein paar Wochen später vor Gericht zu erscheinen, da dann der Urlaub schon wieder vorbei ist. Bescheinigen und Beglaubigen Sehr außergewöhnliche Aufgaben hatte ich bis jetzt allerdings noch nicht. Im Prinzip besteht mein Tätigkeit aus folgendem: Bescheinigungen und Beglaubigungen ausstellen, Leuten helfen und Verbindungen knüpfen. Vor kurzem hatte ich beispielsweise eine Delegation von zehn deutschen Lehrern hier. Es ist auch nicht so, dass es hier so gefährlich wäre, dass man in der Zeitung dauernd von Deutschen liest, denen etwas zugestoßen ist. Wir haben hier in South Carolina keine wirklich großen Städte. Der Bundesstaat ist ungefähr so groß wie die ehemalige DDR und hier leben nur drei Millionen Menschen. Angst muss niemand haben. Ich rate deutschen Urlaubern, Studenten und Praktikanten eigentlich nur, nachts vorsichtig zu sein. Wie heißt es so schön: „Nothing good happens after midnight“. bernd-klopfer

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