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Kämpfen für die Bildung

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Seit jeher klagen Lernende an Schule und Uni gleichermaßen ihr Leid: Über die vielen Hausaufgaben, den blöden Lehrer, die Bürokratie, schwere Klausuren und überhaupt das Lernen an sich. Doch seit längerem geht die Unzufriedenheit der deutschen Schüler über Alltagswehwehchen hinaus. Ihr Frust über unliebsame Änderungen im Bildungssystem der vergangenen Jahre treibt die Jugendlichen immer öfter wortwörtlich auf die Barrikaden. Den bisher größten Aufstand im Bildungskampf soll nun die Kampagne „Bundesweiter Bildungsstreik 2009“ einläuten. Vom 15. bis 19. Juni protestieren Azubis, Schüler, Studenten, Lehrer und Gewerkschaften in ganz Deutschland geschlossen gegen das deutsche Bildungssystem. Dazu haben sich im Vorfeld in mehr als 50 deutschen Städten lokale Schüler- und Studentengruppen zusammengeschlossen und in mehreren Treffen ihre Aktionen geplant. Ziel ist es, den öffentlichen Diskurs über Alternativen in der Bildungspolitik anzuregen.

Wie der Protest ausfällt, bleibt den einzelnen lokalen Vereinigungen selbst überlassen. In München organisieren die "Schülerinitiative München" und das Bündnis "Studieren ohne Studiengebühren" ein fünftägiges Bildungscamp, bei dem sie über ihre Anliegen informieren. Am Montag ist in der ganzen Stadt Street Art zu sehen, während am Dienstag ein Gymnasium (welches, wird noch geheimgehalten) von den Protestierenden in Quarantäne versetzt werden soll. Die Großdemo am Mittwoch verläuft dann vom Geschwister-Scholl-Platz zum Wittelsbacher Platz. Den Abschluss bildet eine Party am Freitag. Gemeinsam haben alle Gruppen, Schulen und Universitäten den Höhepunkt der bundesweiten Initiative: Am 17. Juni gehen die Jugendlichen zu Großdemonstrationen für ihre Belange auf die Straße. Am Tag danach findet dann ein symbolischer „Banküberfall“ statt. Auslöser sind finanzielle Staatshilfen für Banken, die laut Kampagne dem Bildungswesen ebenso zustünden. Nach dem Motto „Geld für Bildung statt für Banken!“ soll in möglichst vielen Bankfilialen das Geschäft lahmgelegt und von Studenten belagert werden – zum Beispiel, indem sich eine Horde aufdringlicher Hochschüler über einen Kredit beraten lassen will. Auch in seinen Forderungen ist man sich bundesweit einig: Mehr Selbstbestimmung und Freiheit stehen im Fokus. Bildung sei zu marktorientiert und müsse sich wieder mehr dem Gemeinwohl verpflichten, findet die Projektgruppe. Das Hauptaugenmerk der Schülerdemonstranten liegt auf dem G8. Überlastet und unter Druck gesetzt fühlen sich die meisten, deshalb müssten unter anderem kleinere Klassen und mehr Lehrer her. Dazu brauche man mehr Raum für Diskussionen in der Klasse und eine stärkere Vertiefung des Lernstoffs, wofür im Moment die Zeit fehlt. Zudem steht das mehrgliedrige Schulsystem an sich in der Kritik, und auch für mehr Mitspracherecht soll eingestanden werden. Den Studenten liegt in erster Linie das Bachelor-Problem am Herzen. Neben dessen Abschaffung belaufen sich ihre Anliegen auf eine gewichtigere Mitbestimmung in Hochschulgremien, mehr Lehrpersonal und kleinere Kurse. Für einen freien Zugang zu Bildung setzen sie sich für mehr Studienplätze und natürlich auch die Abschaffung der Studiengebühren ein. Während dieser Einsatz in manchen Bundesländern bereits erfolgreich war, hinkt man in Bayern noch hinterher. Vor allem in München scheint sich eine breite Masse mit dem finanziellen Einschnitt so gut wie abgefunden zu haben. In der Vergangenheit zumindest war die Bereitschaft zum Protest gegen Studiengebühren in der Landeshauptstadt erschreckend klein. Mehrere Boykotts konnten die rebellionsmüde Studentenschaft nur in überschaubaren Massen auf die Straße locken; eine gleichgültige Grundstimmung herrscht vor. Bei der letzten Demo an der LMU im Mai beteiligten sich immerhin 6500 Hochschüler. Mal sehen also, wie sehr sich die Münchner für die anstehende Großinitiative begeistern werden. Mehr Infos zum Streik gibt es auf bildungsstreik2009.de

Text: petra-ebenschwanger - Foto: ddp

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