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Kenn den Leary: Zehn Jahre nach dem Tod von Timothy

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1. Timothy Francis Leary wurde am 22. Oktober 1920 in Springfield geboren. Nach seinem Psychologie-Studium war er zunächst Junior-Professor in Berkeley, später bekam er eine Professur in Harvard. Er war vier mal verheiratet, hatte zwei Söhne Jack und Zachary, und eine Tochter, Susan, die 1990 im Gefängnis, wo sie wegen Mordes an ihrem Freund saß, Selbstmord beging. 2. Nachdem er bei einer Reise nach Mexiko begonnen hatte, mit psychogenen Drogen zu experimentieren, startete Leary 1960 das „Harvard Psilocybin Project“, um die die Effekte von Psilocybin (einem Alkaloid, das in Pilzen vorkommt) und später LSD zu untersuchen. Unter Aufsicht wurden Studenten Drogen verabreicht, mit dem Ziel, psychische Krankheiten wie z.B. Alkoholismus zu heilen und das Bewusstsein zu verändern. Wegen der Art seiner Studien und vehementen Protesten von Eltern seiner Studierenden verlor Leary schnell an Ansehen in akademischen Kreisen. 1963 wurde er in Harvard gekündigt. 3. Mit „hir“ erfand Timothy Learys seine eigene Form des Binnen-I - eine geschlechts-unspezifische Bezeichnung. „Hir“ ist eine Mischung aus „his“ und „her“. 4. Sein Motto war: „turn on, tune in, and drop out“ (“drop out, turn on, then come back and tune it in.. “). Unter diesem Titel veröffentlichte Leary auch eine Platte, die von vielen als indirekte Anleitung zu einem LSD-Trip verstanden wurde. 5. Timothy Leary war unter anderem Patenonkel von Uma Thurman (der Tochter einer seiner Ex-Frauen Nena) und von Winona Ryder. 6. Bei einem Familienausflug im Jahr 1965 wurden bei Learys Tochter am Grenzübergang zu Mexiko Haschisch und Acid gefunden. Um seine Familie zu schützen, behauptete Leary, die Drogen gehörten ihm. In einem aufsehenerregenden Prozess wurde er zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil wurde wenig später aufgehoben. 7. 1970 wurde er selber mit Marihuana erwischt und kam wieder ins Gefängnis. Dort musste er, wie jeder Häftling, psychologische Tests machen. Da er viele dieser Tests selbst mit entwickelt hatte, konnte er sie so beantworten, dass als Ergebnis herauskam, er sei ein braver Staatsbürger, dessen einziges Hobby Gärtnern sei.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

8. Bei der Arbeit im (siehe oben) Gefängnis-Garten konnte er mit Hilfe der „Weathermen“ fliehen, einer „revolutionären Organisation kommunistischer Männer und Frauen“, die aus dem amerikanischen SDS ("Students for a Democratic Society") entstanden war. Leary floh zunächst nach Algerien, später in die Schweiz. 1974 wurde er am Flughafen von Kabul von amerikanischen Agenten festgenommen und anschließend nach Amerika geflogen. Dort musste er in das Hochsicherheitsgefängnis „Folsom Prison“. Im April 1976 wurde er freigelassen. Er hatte die bis dahin längste Haftstrafe für den Besitz von Haschisch abgesessen. 9. Nach seiner Flucht wurde Leary von Nixon als „gefährlichster Mann der USA“ bezeichnet. 10. Leary bewarb sich um den Gouverneursposten in Kalifornien. Der Wahlkampf wurde jedoch vorzeitig durch seine Haftstrafe beendet. 11. Er entwickelte eine Theorie der acht neuronalen Bewusstseinsebenen, die von verschiedenen Drogen stimuliert werden können. Fast alle Menschen hatten aber nach seiner Überzeugung nur Zugang zu den ersten vier Bewusstseinsebenen. 12. Leary behauptete, er hätte, neben Blau, Gelb und Rot noch eine vierte primäre Farbe entdeckt: „Gendale“ 13. Leary war ein großer Fan des Internets. Er war davon überzeugt, dass die technische Entwicklung ähnliche Einblicke ermöglichen könnte, wie psychedelische Drogen. Angeblich wollte er seinen Selbstmord live per Webcam übertragen. Schließlich starb er doch im Bett, ganz ohne Überwachung, an Prostata-Krebs. 14. Nach seinem Tod wurden sieben Gramm seiner Asche zusammen mit der von 24 anderen Toten ins All geschossen, unter anderem der von Gene Roddenberry, dem Erfinder von „Star Trek“ Bild: AP

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