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Komm ruhig rein!

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1. Vertrauensbeweis: Bad gemeinsam benutzen 

Der Satz dazu: „Kannst ruhig reinkommen!“  

Die Situation: Ihr habt zwar vielleicht schon ein paar Mal miteinander geschlafen, aber da war es immer annähernd dunkel und schummrig und ekstasös und am nächsten Morgen war entweder jeder schon wieder für sich oder ihr seid noch ganz selbstverständlich nacheinander ins Bad gegangen - um mit einem umgewickelten Handtuch wieder zu erscheinen und sich etwas verschämt anzuziehen. Wird nun die Badtür offen gelassen ist der kleine, erste Schritt in den Alltag gemacht. Das bedeutet natürlich nicht, dass du dich gleich neben der Duschenden aufs Klo hockst. Stattdessen musst du betont fröhlich die Zähne putzen und darfst dabei die Tropfnasse via Spiegel (wichtig!) zum ersten Mal so richt bei Tageslicht nackt sehen.  

Das Signal: Ich vertraue dir, dass du mich auch in der Umgebung von Konaktlinsenflüssigkeitsfläschchen, mit Gänsehaut, tropfenden Haaren und inkl. Handtuchturban noch gut findest.


2. Vertrauensbeweis: Den Geldbeutel mitgeben  

Der Satz dazu: „Nimm einfach meinen! Vielleicht gibt’s ja auch Schokocroissants?“  

Die Situation: Ihr wollt gemeinsam frühstücken, fehlt nur noch das nötige Brötchenmaterial und ein Glas Marmelade. Ihr habt ausgeknobelt wer gehen muss und wer noch im Bett bleiben darf. Eure finanziellen Transaktionen gingen bisher über gegenseitig ausgegebene Drinks nicht hinaus, aber jetzt: Großzügig wird nicht nur ein Schein sondern der ganze Geldbeutel hingereicht, zur Selbstbedienung. Und damit alles, was der Mikrokosmos Geldbeutel noch so beinhaltet: Fotos, Brieflein, peinliche Passbilder. Während du das machst, erinnerst du dich natürlich an das erste Mal, als du mit Papas dickem, gutriechenden Ledergeldbeutel etwas einkaufen durftest.

Das Signal: Ich vertraue dir, dass du dich nicht damit aus dem Staub machst (sind aber eh nur 35 Euro in bar drin) und dass du mit den paar Kleinigkeiten die da noch zu finden sind so umgehst, als hättest du sie nie gesehen.    


3. Vertrauensbeweis: Gleiche Zahnbürste benutzen 

Der Satz dazu: „Stell dich nicht so an, wir haben doch schon ganz andere Sachen miteinander gemacht.“  

Die Situation: Das gegenseitige Übernachten ist schon so zu eurer Gewohnheit geworden, dass ihr gar nicht mehr darüber nachdenkt. Nur blöd, dass du bei dem Hin-Und-Her eben irgendwann mal deine Zahnbürste nicht eingepackt hast. Nun ist die unter Liebenden geteilte Zahnbürste zwar nicht gerade ein romantischer Glanzpunkt, aber eben doch ein ziemlich geläufiger weiterer Schritt in Richtung: Irgendwann werde ich dir auch meine Niere spenden. Außerdem ist diese Zahnbürsten-Spende ein überaus verbindendes Element: Beide schütteln sich insgeheim bei der Vorstellung nicht-eigener Zahnzwischenräume. Deswegen wird kurz nach dem Vorfall auch ein weiterer markanter Sieg errungen: Die zweite Zahnbürste im Bad des anderen, die dort dauerhaft verbleibt.

Das Signal: Im Kampf gegen Karies und Baktus gibt es niemanden, neben dem ich lieber im Schützengraben läge als neben dir.  






4. Vertrauensbeweis: Wohnungsschlüssel nachmachen  

Der Satz dazu: „Ich fände es schön, wenn du schon da bist, wenn ich heimkomme.“  

Die Situation: Man ist wohlgemerkt noch nicht zusammengezogen. Aber der überreichte Wohnungsschlüssel ist trotzdem eine feierliche Geste, quasi auch noch mal: Schlüssel zum Herz.  Meistens geht diesem feierlichen Akt ein irgendwie unglückliches Date mit Dauerregen und Verspätung und nassem Kuchenpapier voraus. Für amourös Unentschlossene ist die Schlüsselübergabe ein deutliches Alarmzeichen, dass es nun wirklich ernst wird. Schließlich hat den einzigen anderen Zweitschlüssel Mama. 

Das Signal: Ich vertraue dir, dass du mir nicht die Bude ausräumst, erlaube dir hemmungslos in allen Schränken und Schubladen zu schnüffeln und sogar ans Telefon zu gehen, habe ergo fast nichts mehr zu verbergen, sieht man mal von den zwei Kisten ganz oben hinten auf dem Schrank ab. 


5. Vertrauensbeweis: Das Auto fahren lassen 

Der Satz dazu: „Nimm doch einfach mein Auto!“  

Die Situation: Gönnerhafte Geste, meist angesichts irgendwelcher komplizierter Anfahrtswege und nicht mehr einzuhaltender Termine. Das Auto kann natürlich auch vor dem Wohnungsschlüssel an die Reihe kommen, je nach Ausmaß der persönlichen Identifikation des Besitzers mit seinem Schlitten – bei Männern vom Land ist der meistens nicht zu unterschätzen.  

Das Signal: Selbst wenn du einen Kratzer reinmachst (was ha hundertpro passieren wird, so wie du Fahrrad fährst!), könnte ich darüber hinwegsehen, blind vor Liebe wie ich bin.  


6. Vertrauensbeweis: Passwörter und Geheimzahl verraten 

Der Satz dazu: „Ich hab was vergessen. Kannst du mal in mein Mailpostfach schauen, da müsste...:“  

Die Situation: Meistens eine akute Not, in der nichts übrig bleibt, als dem geliebten Menschen auch noch diesen letzten eigenen Bereich zu öffnen. Okay, es ist noch nicht das Tagebuch, aber schon fast - schließlich liegen Mails, Facebook-Botschaften und andere Kitzligkeiten offen. Beide Beteiligten wissen: Man kann so ein preisgegebenes Passwort natürlich schnell ändern. Ob der eine das getan hat oder nicht, wird sich erst zeigen, wenn der andere es mal wieder ausprobiert – und dann kann er sich schlecht beklagen.

Das Signal: Jetzt ist es eh schon wurscht. Erinnere mich, dass ich den Notar kommen lasse, um auch die Erbfolge neu zu regeln. 




Text: fabian-fuchs - Fotos: dpa /stefan m.-photocase.com/misterQM-photocase.com

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