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Kondome in cooler

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Es ist ja jetzt nicht so, dass Sex immer nur voll kickt. Sex ist alles mögliche, manchmal wie ein rasanter Raketenflug, manchmal eher wie eine gemächliche Chiemseedampferfahrt. Je nach Laune, Lage und Beteiligten macht Sex oft froh und hin und wieder auch tieftraurig. Nur eines passiert eher selten, wenn sich zwei Leute zusammen tun, um miteinander zu schlafen: Langeweile. Das Kondom an sich ändert an der Tatsache erst mal nichts. Es als besten Freund aller Matratzentätigkeiten zu bezeichnen, ist zwar übertrieben. Aber nur ein kleiner, hartnäckiger Chauvirest behauptet noch ernsthaft, der Gummi wäre so was wie ein eiserner Vorhang zwischen Sex und Spaß. Klar ist ohne toller. Aber eben nicht gesünder, vor allem für Menschen, denen es schwer fällt, sich auf einen langfristigen Partner in der Angelegenheit festzulegen. Wie kommt es dann, dass um jede Verhütungskampagne, die in Deutschland geschaltet wird, immer ein Hauch von abgestandener Gemeindesaalluft weht? Zumal wenn Kondompflicht zur AIDS-Prävention eingefordert wird. Denn an sich sind Kondome weder brav noch bieder, sie hängen immerhin direkt mit aufregenden, schweißtreibenden Tätigkeiten zusammen! Abgesehen davon, dass HIV auch nicht eben eine öde Angelegenheit ist, sondern eine der tragischsten Dinge, die einer Person zustoßen können. Die Anstalten und Institutionen der öffentlichen Sexualerziehung haben die eher unsubtile Verbindung zwischen Sex und Sexiness scheinbar bislang übersehen. Denn die bunten Blumen und Lachgesichter der "Gib Aids keine Chance"-Anzeigen sind ja vielleicht ganz nett – aber eben nicht gerade inspirierend. Ganz anders macht es die Schweizer Kampagne Love Life.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

www.lovelife.ch In dem Werbespot sieht man, wie Frauen und Männer hochgefährliche Dinge tun: Fechten oder Motorradfahren zum Beispiel. Die Sportler sind alle sehr schön und vor allem sehr nackt. Sie setzen sich bei ihren Sportarten also schlimmen Gefahren aus, ohne sich in irgendeiner Form zu schützen. Das ist einerseits gruselig – aber auf Grund der Action so heiß, dass Eindruck gemacht wird. Bleibt einzuwenden, dass die Sache jetzt schon fast wieder so sexy ist, dass man Bock auf Risiko bekommt. Aber auch zu hoffen, dass Verhütungspropaganda sich jetzt öfter mal ein bisschen Mühe macht, Eindruck zu schinden anstatt sich immer auf den doofen Zeigefinger zu beschränken.

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