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Land in Sicht

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1. Rockall Umstritten zwischen: Großbritannien, Island, Irland, Dänemark und Greenpeace

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Rockall Lage: Für alle, die es genau wissen wollen: 57° 35' 48" nördliche Breite, 13° 41' 19" westliche Länge. Aber Teufel noch mal, was heißt liegen? Rockall liegt am Arsch der Welt, genauer gesagt mitten im Nordost-Atlantik, etwa 400 Kilometer westlich der Hebriden, da liegt gar nichts, da stürmt es nur. Aber eigentlich ist Rockall ja auch gar keine Insel, sondern ein Felschen von nicht mal 30 Meter Durchmesser, das ein wenig über die Wellen guckt. Großbritannien sagt, es ist seins. Die Geschichte: Über Jahrtausende hat sich niemand für den Brocken Stein im Meer interessiert, aber 1955 kamen die Briten, warfen ein paar Soldaten ab, schossen 21 Mal Salut und sagten, der gehört jetzt uns. 1969 wurden jedoch im Umfeld des Felsens große Erdölvorräte entdeckt, darauf begannen sich alle Länder mit Inseln in der Nähe für Rockall zu interessieren. 1971 erkannte die damalige britische Regierung Rockall als Staatsgebiet an, mit der lustigen Begründung, die britische Marine würde es als Ziel bei Schießübungen benutzen. Zu diesem Zeitpunkt lautete ein Witz, bislang seien mehr Menschen auf dem Mond gelandet als auf Rockall. Island, Dänemark und Irland schalteten sich ein, es gab etliche Dispute, die schließlich in der Frage gipfelten, ob Rockall überhaupt eine Insel sei. Die Briten setzten darauf einen SAS-Elitesoldaten auf Rockall ab, der 40 Tage dort lebte, und veröffentlichten Fotos von Marines in voller Uniform, die auf dem Brocken versuchten, Habacht zu stehen. Dann, 1997, kam Greenpeace mit einem Hubschrauber, besetzte Rockall und rief den „Global State of Waveland“ aus. Die Folge: Wenn sich schon so viele Staaten für den Felsen interessieren, braucht der auch eine Zeitung, sagte sich Lester Haines. Deswegen gibt es jetzt – mit dem schönen Slogan „There´s Fuc*k all on Rockall“ - die Wochenzeitung The Rockall Times 2. Der Atacama-Streifen Umstritten zwischen: Chile und Bolivien

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Atacama-Wüste Lage: Die Provinz Antofagasta, Tarapacá und Atacama liegen im Norden Chiles. Der nördlichste Teil davon gehörte einst zu Peru, Antofagasta und Teile von Atacama aber zu Bolivien, das bis heute darauf Anspruch erhebt. Die Geschichte: Als Scheiße noch Gold war, zumindest die Scheiße von Vögeln, entspann sich der Konflikt: Im Bereich der Atacama-Wüste in Südamerika liegen große Vorkommen an Salpeter, teilweise aus Guano entstanden. Salpeter, früher wichtiger Grundstoff für die Produktion von Schwarzpulver, diente Ende des 19. Jahrhunderts als wichtiger Dünger. In Atacama, das Bolivien nach den Unabhängigkeitskriegen gegen die Spanier als sein Gebiet beansprucht hatte, bauten vor allem chilenische Firmen das Salpeter ab. Als Bolivien im Jahr 1878 eine Sondersteuer von zehn Centavos auf jeden Zentner Salpeter erhob, kam es zum Konflikt mit Chile, das schließlich die Küstenstadt Antofagasta besetzen ließ – es gab Krieg. Bolivien und Peru kämpften im sogenannten Salpeterkrieg Seite an Seite gegen Chile, verloren aber. Seitdem ist Bolivien Binnenstaat. Die Folge: Bolivien ist der einzige Binnenstaat der Welt, der eine eigene Kriegsmarine besitzt. Was wie ein Witz klingt, ist den Bolivianern bitter ernst – die Marine ohne Meer hat als Hauptaufgabe, die „conciencia maritima“ aufrechtzuerhalten, das „maritime Bewusstsein“: Kleine Bolivianer lernen noch heute in der Grundschule das Lied „Recuperemos nuestro mar“, ein Kampflied zum Widererringen des Meeres, das sie an einem eigens für das Meer geschaffenen Feiertag in großen Paraden Marineoffizieren vorsingen. 3. San Andrés y Providencia Umstritten zwischen: Kolumbien und Nicaragua

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Providencia Lage: Die beiden Inseln liegen vor der Küste Nicaraguas, gehören aber zu Kolumbien Die Geschichte: Alle, alle waren sie schon mal da – Christoph Kolumbus, ein Haufen Puritaner, der Pirat der Karibik Henry Morgan und drei Dutzend andere Freibeuter, spanische Eroberer und kreolische Freiheitskämpfer. San Andrés und Providencia sind aber auch wunderschön. Die Inseln zählen zu den Perlen der Karibik. In den Unabhängigkeitskriegen Südamerikas gegen die Spanier Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auch San Andrés und Providencia befreit – von einem französischen Abenteurer namens Luis Aury, der sich derart für Simón Bolívar begeisterte, den berühmten Anführer des Aufstandes gegen die Spanier, dass er ihm und seinem neu geschaffenen „Großkolumbien“ die Inselgruppe schenkte. Die Legende will, dass Bolívar und seine Recken die Schenkung verschusseln, so dass es drei Jahre dauert, bis tatsächlich einmal jemand kommt, um die Inseln in Besitz zu nehmen. Seitdem gehören die Inseln zu Kolumbien – zum Ärger Nicaraguas, das einst zu den Spanischen Provinzen Zentralmerikas gehörte und argumentiert, die Inseln seien schon zu Zeiten der Spanier diesem Landstrich unterstellt gewesen und nicht dem fernen Kolumbien. Die Folge: Um die Wirtschaft anzukurbeln und so die Insulaner zufrieden zu machen, erklärte Kolumbien San Andrés 1953 zum Freihafen, was die Insel zu einem einzigen duty-free-shop für Kolumbianer machte, die das Recht besaßen, genauso viel zollfreie Waren auszuführen, wie sie wogen. Seitdem heißen alle Ramschläden in Kolumbien „San Andresitos“. 4. Tokto - Takeshima Umstritten zwischen: Südkorea und Japan

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Tokto Lage: Die zwei winzig kleinen Eilande liegen im Japanischen Meer zwischen der Halbinsel von Korea und Japan, die beide darauf Anspruch erheben. Verwaltet werden die Inseln seit 1953 jedoch von Korea. Die Geschichte: Bei den Namen fängt es schon an: In Korea heißen die umstrittenen Inseln Tokto, auf Japanisch Takeshima, und auch ansonsten ist es schön kompliziert. Die Koreaner behaupten, seit Anbeginn der Zeit, genauer gesagt sei der Dynastie der Silla, seien die beiden Felsnadeln koreanisch. Japan kontert, auch japanische Fischer seien seit Jahr und Tag dort heimisch gewesen, die Inseln seien Teil der Provinz Shimane. Wie auch immer – seit 1953 zanken sich die beiden Länder um die Felshaufen. Damals legten ein paar waghalsige Südkoreaner eine Station auf der bis dahin unbewohnten Insel an, worauf kurze Zeit später japanische Küstenwachschiffe die Südkoreaner vertrieben, ein Schild mit den Besitzansprüchen Japans aufstellten und heimkehrten, worauf die Südkoreaner zurückkehrten, worauf die Japaner wiederum Schiffe entsandten, worauf die Südkoreaner zu Waffen griffen, worauf die Japaner mehr Schiffe schickten, worauf die Südkoreaner schließlich eins versenkten, worauf Japan protestierte, worauf Südkorea einen Leuchtturm und ein paar anderen Häuschen aufstellte, worauf – wo waren wir? Ach, egal, es gab noch mehrere Besuche von Polizisten aus Korea, Forschungsschiffen aus Japan und anderen Krimskrams. Im Moment ist die offizielle Sprachregelung, die beiden Länder wollten beiderseitig auf Ansprüche auf die Insel verzichten, aber – Fortsetzung folgt. Die Folge: Die Wetterfrösche des südkoreanischen Fernsehens schließen im Süden des Landes in ihre Wetterberichte explizit auch die beiden Felsnadeln von Tokto mit ein. Fotos: ap, dpa, reuters, Wacker

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