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Laut Kaffee liegt Obama vorn

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Die TV-Debatten sind geführt, in knapp zwei Wochen wird das Wahlvolk darüber abstimmen, ob Barack Obama im weißen Haus bleiben darf, oder ob Mitt Romney zukünftig im Oval Office Platz nehmen wird. Vorab gibt es natürlich massenhaft Umfragen. Bis zu den TV-Duellen lag Obama immer vorn, seit er sich in der ersten Redeschlacht zu zurückhaltend gab, hat Romney aufgeholt. Derzeit liegen die Kandidaten relativ gleichauf, in den ausschlaggebenden Swing States liegt mal Romney vorne, mal Obama. Angesichts dieser ungenauen Prognosen lohnt es sich vielleicht, mal ein paar andere Indikatoren für den Wahlausgang zu Rate zu ziehen. Manche sind tatsächlich interessante Spiegelbilder der Wählermeinung im Land, andere beruhen bloß auf Zufällen - oder gehorchen höheren Mächten.    



Die Kaffee-Prognose
Die USA sind das Land des Kapitalismus und des Konsums. Insofern erscheint es logisch, dass auch mittels Kaufentscheidung abgestimmt wird. Die Supermarktkette 7-Eleven schenkt ihren Kaffe derzeit in zwei verschiedenen Kaffeebechern aus: Blau für die Demokraten, rot für die Republikaner. Der Käufer stimmt mit seinem Becher ab, 7-Eleven spuckt die Ergebnisse der Wahl nach Bundesstaaten und sogar nach Städten sortiert aus. Obama liegt bei dieser „7-Election“ derzeit mit 59 zu 41 Prozent vorne. Bemerkenswert: Die Kaffee-Prognose kam bislang bei drei Präsidentschaftswahlen zum Einsatz – und sagte jedes Mal den richtigen Gewinner voraus.    

Groß gewinnt
Eine weit verbreitete und ziemlich simple Theorie geht so: Der größer gewachsene der beiden Kandidaten gewinnt die Wahl. Das spräche für Romney, er ist einen Tick größer als der Präsident. Die Vorhersage ist allerdings nicht die verlässlichste: Nach einer Analyse der New York Times hat der größere Kandidat 19 Mal gewonnen und acht Mal verloren. (Bill Clinton und George Bush, sowie Woodrow Wilson und sein Gegner Charles E. Hughes waren gleich groß). Das ist eine Tendenz, aber keine Garantie.    

Auf der nächsten Seite: Sportliche Prognosen, die für einen Sieg Obamas sprechen.



Die Redskins-Regel
Wesentlich treffsicherer ist eine Wahlregel, die sich aus dem Erfolg der Washington Redskins ableitet. Die Regel lautet: Wenn das Football-Team sein letztes Heimspiel vor der Wahl gewinnt, bleibt die Partei des aktuellen Präsidenten an der Macht. Verlieren die Redskins, gewinnt der Herausforderer. Die Redskins spielen seit 1937 in Washington D.C., seitdem hat diese Gleichung nur einmal versagt: 2004 haben sie verloren, George W. Bush wurde trotzdem wiedergewählt. In den anderen 17 Wahlen seit 1937 hatte die Regel Bestand. Für dieses Jahr kann die Prognose erst am 4. November abgegeben werden. Dann spielen die Redskins ihr letztes Heimspiel vor der Wahl gegen Carolina Panthers. 


Das Lakers Law
Schon klar, in den USA gibt es nicht nur Football-Fans. Aber für diejenigen, die an die Weisheit des Basketballs glauben, gibt es selbstverständlich auch eine Prognose. Das „Lakers Law“ besagt, dass der republikanische Kandidat die Wahl gewinnt, wenn die LA Lakers im Wahljahr im Finale der amerikanischen Basketball-Liga standen. Bisher schafften es die Lakers in neun Wahljahren ins NBA-Finale, acht Mal hatten die Demokraten dann das Nachsehen. Nur 2008 stimmte die Regel nicht: Die Lakers schafften es zwar ins Endspiel, McCain verlor trotzdem. Dieses Jahr schieden die Lakers vorzeitig aus. Ob Obama am Tag ihrer Niederlage über seine nun garantierte Wiederwahl gejubelt hat?


Auf der nächsten Seite: Vorhersagen aus der Keksdose und dem Verkleidungsgeschäft.



Die Wahrheit aus der Keksdose
Wirtschaftliche Entwicklung, Verteidigungsetat, Euro-Krise – alles egal. Plätzchen sind wichtiger als Arbeitsplätze, lautet wohl das Motto des Magazins Familiy-Circle, das seine Leser(innen) nach kulinarischen Gesichtspunkten abstimmen lässt. Seit 1992 reichen die First Lady und die Frau des Herausforderers je ein Keksrezept für den „Presidential Cookie Bake-Off“ ein. Die Leserinnen backen fleißig nach und erheben dann ihre Stimme. In vier von fünf Abstimmungen entschieden sie sich bisher genau so wie später die Gesamtheit der Wähler. 2008 stimmten sie zwar für Cindy McCains Kekse und sagten so den falschen Wahlsieger voraus. Aber: Es heißt, diese habe ihr Rezept abgeschrieben. Insofern kann man diesen Fehler vielleicht gütig beiseite lassen. Dieses Jahr jedenfalls ging Michelle Obama mit ihren White and Dark Chocolate Chip Cookies gegen Ann Romney und ihre M&M-Cookies ins Rennen. Sie war erfolgreich: 51,5 Prozent stimmten für ihr Rezept, 48,5 für die Republikaner-Gattin. Das Back-Battle geht auf eine Äußerung Hillary Clintons zurück. 1992 sagte sie, sie hätte auch zu Hause bleiben und Cookies backen und Tee trinken können, habe sich aber lieber dafür entschieden, einem Beruf nachzugehen. Daraufhin forderte das Magazin sie zu dem Cookie-Wettkampf heraus.      


Die Halloween-Vorhersage
An Halloween verkleiden sich die meisten Amerikaner als Monster, Vampire oder sonstige Schreckgestalten. In Wahljahren sind aber auch Kandidatenmasken Top-Halloween-Seller. Der Verkleidungs-Webshop buycostumes.com hat, ähnlich wie die Supermarktkette 7-Eleven mit ihren Kaffebechern, aus ihren Verkaufszahlen eine landesweite Statistik abgeleitet. Eine Mitt-Romney- oder Paul-Ryan-Maske gibt je einen Punkt für die Republikaner, ein Obama-, beziehungsweise ein Biden-Gesicht einen für die Demokraten. Bei drei Wahlen hat buycostumes.com die Verkaufszahlen bislang ausgewertet, drei Mal stimmte die Prognose. Momentan liegt Obama mit einem knappen Vorsprung von 51 zu 49 Prozent vorne. Bedenklich für den Präsidenten: In den Swing States liegt laut Halloween-Vorhersage meistens Mitt Romney vorne, und das zum Teil deutlich.

Errechnet man aus all diesen wundervollen Prognosen ein Gesamtergebnis, liegt Obama trotz bislang nicht geklärter Redskins-Regel unheinholbar mit vier zu eins vorne. Quod erat demonstrandum, sag ich nur.             


Text: christian-helten - Bilder: Screenshots, afp, rtr

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