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Literaturpreis für irakische Bloggerin

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In ihrem ersten Eintrag am 17. August 2003 schrieb die irakische Bloggerin „Riverbend“ über sich selbst: „Ich bin weiblich und 24 Jahre alt. Ich habe den Krieg überlebt. Mehr braucht ihr nicht zu wissen. Außerdem ist das sowieso das einzige, was in diesen Tagen noch zählt.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Riverbend arbeitete vor dem Beginn des Irak-Krieges als Programmiererin, verlor ihren Job aber schnell, da es für Frauen mittlerweile unmöglich ist, alleine auf die Straße zu gehen. Sie erzählt in ihrem Blog sehr detailreich von ihrem Leben im permanenten Ausnahmezustand. Darüber, wie sich die kleinsten alltäglichen Erledigungen als schier unüberwindliche Hindernisse herausstellen oder wie sie mit der Nachricht vom Tod eines Bekannten umzugehen versucht. Riverbend informiert sich durch irakische Medien, CNN und FOX News. Sie macht keinen Hehl aus ihrer kritische Haltung gegenüber der irakischen Regierung und der amerikanischen Politik im Irak. Immer wieder geht sie in ihren Einträgen auch auf Kritiker ein, die ihr entweder vorwerfen, ihre Biografie erfunden zu haben oder sich undankbar den amerikanischen Soldaten gegenüber zu verhalten. Im Grunde also nicht viel anders, als Millionen anderer Internet-Tagebücher, in denen sich Menschen über ihren Alltag und ihre Interessen auslassen und sich mit Kritikern auseinandersetzen. Mit dem großen Unterschied, dass Riverbend mitten in einem Kriegsgebiet lebt, ihr Alltag vor allem aus Überleben besteht, und sie dazu noch ausgesprochen reflektiert schreibt. Der kleine englische Verlag Marion Boyars Publishing hat vor einem Jahr die Rechte eingekauft und "Baghdad Burning" als Buch herausgegeben. Dem Verlagshaus ist die Identität von Riverbend bekannt, die Autorin möchte aber weiterhin anonym bleiben. Wie in Krisengebieten das Internet zur Information und zum Austausch genutzt wird, hat der iranische Exil-Blogger Hossein Derakshan in diesem Interview erzählt. Hier kannst du die Liste der für den renommierten Non-Fiction „Samuel Johnson Preis“ Nominierten sehen, der mit 44.000 Euro dotiert ist. Der Gewinner wird am 14. Juni in London verkündet. Riverbend wird wohl nicht anwesend sein. Das Buch Bagdad Burning ist im österreichischen Residenz Verlag erschienen und kostet 22,90 Euro. Cover: Residenz Verlag

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